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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
Autoren: John Norman
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Tier. Ich nahm an, daß es nicht mir auf den Fersen gewesen war, sonst hätte ich es bestimmt nicht gerochen, denn es hätte sich dann gegen den Wind genähert. Ich blieb vie l leicht sechs oder sieben Minuten unbeweglich stehen. Dann sah ich den Sleen, der sich auf sechs stämmigen Beinen wie eine pelzige Eidechse vor mir über die Straße wand. Die spitze, behaarte Schnauze schwankte von links nach rechts und schnupperte in den Wind.
    Ich atmete erleichtert auf.
    Es war tatsächlich ein junger Sleen, kaum zweieinhalb Meter lang. Dem Tier fehlte noch die Erfahrung und die Geduld eines älteren Tiers. Sein Angriff, wenn es auf mich aufmerksam werden sollte, würde ziemlich laut ausfallen, eine pfeifende Attacke, ein ungeschicktes, kreischendes Vorwärtsstürmen. Das Tier glitt in die Dunkelheit davon, vielleicht nicht ganz überzeugt, daß es allein war, ein Jungtier, das sich noch nicht allzu sehr um solche leichten Witterungen kümmerte und sie ignorierte – Witterungen, die in Gors brutaler Tierwelt den Unte r schied zwischen Tod und Überleben ausmachen können.
    Ich setzte meine Wanderung fort.
    Wieder hatten sich die drei goreanischen Monde hinter schwarzen, dahineilenden Wolken versteckt, und es b e gann windig zu werden. Ich sah die Schatten großer Ka-la-na-Bäume, die sich vor der Dunkelheit der Nacht beugten; die unzähligen Blätter bewegten sich raschelnd an den langen Ästen. Regen lag in der Luft. In der Ferne zuckte plötzlich ein Blitz auf, und leiser Donner drang Sekunden später an meine Ohren.
    Als ich weitereilte, nahm meine Besorgnis zu. Ich hatte das Gefühl, daß ich inzwischen längst die Lichter der Z y linderstadt Ko-ro-ba sehen müßte. Und doch war nichts auszumachen. Die Stadt mußte im Dunkeln liegen.
    Warum hingen keine Lampen an den hohen Brücken? Warum waren die Zimmer der Stadt nicht bunt erleuc h tet, sprachen von Diskussionen, Trinkgelagen, Liebesl a gern? Warum brannten die gewaltigen Lichter auf den Mauern nicht, die die weit ausfliegenden Tarnkämpfer der Stadt in den Schutz ihrer Mauern riefen?
    Ich blieb neben einem Pasangstein stehen und versuc h te mir diese Fragen zu beantworten, versuchte das Rätsel zu ergründen. Ich war verwirrt, unsicher. Ich bückte mich und betrachtete die Zahl auf dem Stein. Es stimmte – ich müßte die Lichter Ko-ro-bas sehen können. Und doch war vor mir nur Dunkelheit. Nun fiel mir auch auf, daß ich nicht einmal die Lagerfeuer der Bauern in den H ü geln rings um die Stadt gesehen hatte und auch nicht die Fackeln mutiger Jäger, die des Nachts dem Sleen nac h stellen. Ja, und inzwischen hätte ich mindestens ein du t zendmal von den Nachtpatrouillen der Stadt angerufen werden müssen!
    Eine gewaltige Blitzkette zuckte in der Nacht auf, b e täubte mich mit ihrem grollenden Donner, zerriß die Dunkelheit in willkürliche Brocken, brach sie in Stücke wie eine Tonschale, die mit einem Feuerhammer ze r schlagen wird, und mit dem Zucken der Blitze kam das Unwetter auf, heftige, eiskalte Regenschauer, die mich sofort einhüllten, vom Wind gepeitscht.
    In wenigen Sekunden war ich bis auf die Haut naß. Ich begann zu frieren. Der Wind zerrte an meiner Tunika. Blindlings tastete ich mich durch das unvorstellbare U n wetter. Ich wischte mir das kalte Wasser aus den Augen und fuhr mir mit den Fingern durch das Haar, um es aus dem Gesicht zu streichen. Die Wut der Blitze entlud sich immer wieder über den Hügeln, blendete mich einen A u genblick, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner, und verschwand sofort wieder in der Dunkelheit.
    Kaum fünfzig Meter vor mir schlug ein Blitz in die Straße ein. Einen Augenblick schien er mir wie ein g i gantischer gekrümmter Speer den Weg zu versperren, durchscheinend, unheimlich, bedrohlich – dann war er verschwunden. Der Blitz war auf meinen Weg eing e schlagen. Der Gedanke ließ sich nicht abschütteln – es mochte ein Zeichen der Priesterkönige sein, daß ich u m kehren sollte.
    Aber ich setzte meinen Weg fort und stellte mich an die Stelle des Blitzeinschlages. Trotz des eiskalten Windes und des peitschenden Regens spürte ich die Erhitzung der Steine durch meine Sandalen. Ich hob den Blick, schwenkte Speer und Schild und brüllte in das Unwetter hinein. Meine Stimme ging in der Turbulenz der Natur unter, ein trotziger Aufschrei vor den Mächten, die sich anscheinend gegen mich verschworen hatten.
    »Ich gehe nach Ko-ro-ba!« brüllte ich.
    Kaum hatte ich einen weiteren Schritt gemacht, als ich im
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