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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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Wahnsinn.«
    Wachtler kramte ein Seil hervor. »Abenteuer und Gefahr sind Zwillingsbrüder. Wir gehen jetzt in diesen Stollen. Aber was das Seil angeht, Georg, hättest du tatsächlich das Risiko minimieren können. Schau nur, wie rissig es ist. Hoffentlich hält es. Was hast du bloß damit gemacht?«
    Kandutsch blickte verlegen zu Boden. »Ich habe es ein paarmal als Abschleppseil genutzt. Tut mir leid, ein anderes hatte ich nicht.«
    »An dir ist wirklich ein perfekter Bergführer verloren gegangen, Georg«, brummte Thaler grimmig. »Was soll’s. Ich geh voran.« Am Rande des Eingangs baute er einen Stand und begann, sich abzuseilen. Langsam ließ er sich in eine unbekannte Welt hinunter, die seit Jahrhunderten kein Mensch mehr betreten hatte. Vermoderte Spreizbalken behinderten ihn in seinem Abstieg. Sie mussten den Bergleuten damals als Treppe gedient haben, über die sie ohne Seil in die Tiefe gelangt waren. Doch in diesem Moment stellten sie für Thaler nichts als eine Bedrohung dar, da sie sich jederzeit lösen konnten.
    Meter für Meter kam er voran. Wachtler, Gasser und Kandutsch standen mit hellen Taschenlampen am Rand des Stollens und leuchteten ihn aus. Die Wände waren perfekt geschrämt. Das Gestein musste mit Bergeisen und Fäusteln professionell ausgeschlagen worden sein, um einen schmalen Schlitz, den Schram, zu schaffen. Es war offensichtlich, dass hier vor langer Zeit Bergbau betrieben worden war.
    Nach einigen Metern gingen Querstollen wie Stockwerke von dem senkrechten Hauptstollen ab. »Dieser Stollen ist lebensgefährlich!«, rief Thaler seinen Bergkameraden zu. »Wenn die alten Planken brechen, stürze ich ins Nichts. Immerhin bestätigt der stockwerkartige Aufbau meine Vermutung, dass wir uns in einem Goldstollen befinden. Die Querstollen müssen früher dazu gedient haben, das gefundene Material zwischenzulagern, um es nicht jedes Mal mühselig nach oben schleppen zu müssen.« Als er sich ein Stück weiter abseilte, touchierte das ramponierte Seil einen der morschen Spreizbalken. Das Holz löste sich mit lautem Krach und stürzte in die Tiefe, wobei es mehrere andere Spreizbalken mit sich riss.
    »Vorsicht!«, schrie Wachtler.
    Doch der alte Bergführer hatte seine Reflexe nicht verloren. Ohne nach oben zu blicken, rettete er sich mit einem Hechtsprung in einen Quergang. Nur Bruchteile von Sekunden später donnerten die Balken an ihm vorbei. Auf den Gesichtern der anderen spiegelte sich blankes Entsetzen wider. Am Rand des Eingangs stehend, hatten sie nicht genau sehen können, was sich unter ihnen abspielte.
    »Wenigstens sind die Dinger jetzt weg!«, rief Thaler, als er aus dem kleinen Stollen, der ihm das Leben gerettet hatte, hervortrat.

2
    Gossensaß, Dienstag, 5.   Juli
    Christine Alber hatte ihr schönstes Kostüm angezogen. Sie wusste, dass sie darin umwerfend aussah. Normalerweise hatte sie es nicht nötig, sich schick zu machen. Männer drehten sich scharenweise nach ihr um, egal, was sie trug. Doch heute stand zu viel auf dem Spiel. Da konnten Kleinigkeiten entscheiden. Und falls das Kostüm nicht ausreichen würde, den Banker zu überzeugen, hätte sie auch kein Problem damit, es für ihn nach Feierabend auszuziehen. Mit dieser Taktik hatte sie noch jeden gefügig gemacht.
    Als Alber die kleine Bankfiliale betrat, eilte ihr Martin Reichegger lächelnd entgegen. »Frau Alber, schön, Sie endlich kennenzulernen. Kommen Sie, gehen wir in mein Büro.«
    Sie folgte Reichegger, der in seinem grauen Einreiher aalglatt wirkte. Er war zwar nach objektiven Maßstäben gut aussehend, smart, sehr gepflegt, groß und sportlich, hatte aber keinerlei Ausstrahlung. Er war einer von den Typen, denen man begegnete und die man anschließend sofort wieder vergaß. Für Christine Alber war das von Vorteil, denn ein eitler Banker fiel sicherlich leicht auf zur Schau gestellte weibliche Attribute herein.
    Reichegger bot seiner Kundin Kaffee an und ging, nachdem seine Sekretärin zwei Tassen gebracht hatte, zu einem großen Aktenschrank hinüber, der einen hochwertigen Eindruck machte. »Ich habe hier sämtliche Unterlagen von Ihnen.« Er holte mehrere Ordner heraus. »Bilanzen, Steuererklärungen, betriebswirtschaftliche Auswertungen, Statistiken. Und natürlich Ihre Kontoauszüge.« Er grinste breit. Vermutlich hörte er sich gern selbst reden. »Was kann ich also für Sie tun, Frau Alber?«
    Sie beugte sich ein wenig vor, sodass er ihr besser in ihr tiefes Dekolleté schauen und ihre vollen
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