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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Scharnbeck
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die Idee das Zimmer zu renovieren, vielleicht doch keine so gute war. Aber nun war der Anfang gemacht. Ein Zurück gab es nicht mehr. 
    Draußen auf dem Hof kreischte ein Kind: „Da! Ein Käfer! Ihhhhh!“; in mir kreischte es nur still, aber ich wusste, dass ich das deutlich größere Problem hatte. Vorsichtig klopfte ich die sandigsten Stellen weg, entfernte einige Zeitungsreste einer Ausgabe von 1970, welche unter der alten Tapete geklebt hatten, als ich auch schon auf die roten Ziegelsteine stieß, welche das Grundgerüst der Wand bildeten. Eine Stelle im Putz war besonders weich, es rieselte unaufhörlich. Dann war es mit einem Mal still und es tat sich ein Hohlraum auf. Neugierig untersuchte ich ihn und stellte fest, dass er sich in einem der Steine befand, welcher nach außen hin ein Loch hatte. Weitere gründliche Untersuchungen, welche ich tätigte, indem ich mein Auge an die schwarze Öffnung hielt und versuchte hineinzuspähen, brachten kein Ergebnis. Alles blieb pechschwarz. Aber es gab ja weitere Möglichkeiten. Ich griff nach einem Schraubenzieher und stocherte damit im Hohlraum herum. Irrte ich mich oder bewegte sich da etwas? Ich war mir fast sicher, dass sich irgendwas in diesem Stein befand, und ich hätte schwören können, dass es kein trockener Mörtel war.
     Mit dem Schraubenzieher ließ sich das mysteriöse Ding in dem Stein nicht hinausbefördern, also versuchte ich es mit allerhand anderen Geräten, wie Finger, Pinzette, Messer, Kochlöffel und so weiter. Als auch das keinen Erfolg brachte, kam ich auf die Idee, den Hohlraum mit dem Schlagbohrer zu erweitern. So viel, wie ich zu spachteln hatte, machte ein Loch mehr oder weniger sowieso nichts aus.
    Sorgfältig band ich mir einen strengen Zopf, kramte den Koffer mit der Bohrmaschine hervor und startete so bewaffnet den Angriff. Dröhnend hämmerte der Stahlbohrer auf den Ziegelstein ein. Roter Sand quoll wie Blut einer frischen Wunde aus der Wand hervor, legte sich in leichtem Fall auf Scheuerleiste, Fußboden und die winzigen Wandvorsprünge nieder. Gleich darauf wurde der Sand dunkler, braun und dann auffällig schwarz, schwarz und schmierig.
    "Was ist das denn?“ Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich geglaubt, kurz davor zu sein, auf eine Ölquelle zu stoßen. Stattdessen brach ich in den Hohlraum durch. In der vergrößerten Öffnung konnte ich etwas Helles erkennen und eben wollte ich die Bohrmaschine erneut ansetzen, als ein Name in roten Alarmleuchten über meinem Kopf erschien.
    „Tante Bärbel!“, stöhnte ich. Die hatte ich ganz vergessen. Dabei hatte ich ihr versprochen, heute zu ihrem halbrunden, dem achtzigsten nicht mehr fernen Geburtstag zu kommen. Gehetzt blickte ich auf die Uhr: zwanzig vor fünf. Ich ließ alles fallen, stellte mich kurz unter die Brause und zog einen zerknitterten Fetzen aus dem Kleiderschrank hervor, den ich mir über den Kopf stülpte. Am Bahnhof griff ich nach dem größten Blumenstrauß, den ich entdecken konnte, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen und eine halbe Stunde später begrüßte mich Tante Bärbel in ihrer kleinen Behausung.
     
     Fesch sah sie aus, wie sie es nannte: die frische Dauerwelle kringelte sich verwegen um ihre altersgroßen Ohren, welche smaragdbehängt der Erdanziehungskraft trotzten, ihre noch immer buschigen Augenbrauen waren gestriegelt und gebürstet und ein leichter, malvenfarbener Lippenstift umspielte ihre dritten Zähne. Lächelnd schubste sie mich auf das Sofa und meinte: „Wolltest du nicht eher kommen?“.
    Ich murmelte etwas von Arbeit und ließ meinen Blick über den Kaffeetisch schweifen, auf dem eine fettige Butterkrem- und eine Schwarzwälder Kirsch-Torte vor sich hin schmolzen. Noch ehe ich mich wehren konnte, hatte Tante Bärbel ein riesiges Stück Kremtorte auf meinen Teller geschaufelt, welchen sie mir mit den Worten: „Du musst was essen, Kind! Du bist viel zu dünn!“ servierte. Angestrengt konzentrierte ich mich an der Kaffeetafel auf die Gespräche über Leistenbrüche, Zahnersatz und die neuesten Hausmittelchen, um vorzutäuschen, ich sei so brennend an diesen Themen interessiert, dass ich sogar das Essen darüber vergesse.
    Leider fiel diese Strategie mit der Zeit auf, weshalb ich schaudernd die Kirsche von der Tortendecke nippte und mich mit der Gabel bis zum Kuchenboden durchstocherte. Danach schickte ich ein großes Glas Cognac hinterher, um die Bakterien abzutöten. Gerade setzte ich meinen vierten Cognac an, um ihn
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