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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber
Autoren: Glen Cook
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einer dieser schlauen Spitznamen, den er bekommen hat, weil er schon seit vierhundert Jahren tot ist. Jemand hat damals ein Messer in ihn gerammt, vermutlich während er eine seiner sechsmonatigen Siestas gehalten hat. Er hat sich nie dazu herabgelassen, es zu erklären.
    Aber er ist ein Loghyr, und Loghyre hetzen sich grundsätzlich nicht. Vor allem haben sie es nicht sonderlich eilig, den Geist aufzugeben. Wie ich gehört habe, sind selbst vierhundert Jahre alles andere als ein rekordverdächtiges Ergebnis.
    Niemand weiß viel über Loghyre. Der Tote Mann kann wochenlang über sich selbst reden, ohne auch nur einen einzigen brauchbaren Hinweis zu liefern.
    Ich lehnte mich gegen einige Regale, auf denen Andenken aus alten Kisten und jede Menge Kitsch verstaubten. Der Tote Mann liebt es, sie mit bloßer Gedankenkraft zu packen und herumzuwirbeln, wenn ihm danach ist, einen Besucher so richtig durcheinander zu bringen. Obwohl die meistens schon von seinem wenig appetitlichen Äußeren erschüttert genug sind.
    Hättest du nicht etwas weniger verschlissene Kleidung wählen können? In der Geschäftswelt ist es wichtig, ein untadeliges Äußeres zu präsentieren.
    Fängt er jetzt auch noch an? Sei auf der Hut, Garrett! Es ist Gustav-Greifer-Zeit, mit dir in der begehrenswerten Rolle des Greifers in seinem abgeschabten, geschlitzten Regenmantel. »So rechtfertigen wir unsere Honorare.«
    Honorare?
    »Geld. Gold, Silber und Kupfer. Das Zeug, mit dem wir für Dean und mich Bohnen kaufen und verhindern, dass der Regen dir durchs Dach auf den Kopf tröpfelt. Erinnerst du dich noch an deine Tage in dieser Ruine in der Zauberzeile? Mit dem halb abgetragenen Dach, durch das der Schnee hereinwehte?«
    Die Frauen sahen mich seltsam an. Was bedeutete, dass sie nur meine Hälfte des Gesprächs mitbekamen. Aber ihre Vorstellungskraft lief auf Hochtouren.
    Natürlich. Aber du musst trotzdem eine geschäftsmäßige Herangehensweise pflegen, wenn du schon nicht geschäftsmäßig aussiehst. Andererseits, vielleicht hast du die Tatsache übersehen, dass wir eine Honorarvereinbarung mit Mr. Weider getroffen haben und infolgedessen von uns erwartet wird, dass wir unsere Dienste für ein Honorar leisten, das bereits gezahlt worden ist.
    »Ein Punkt für dich.« Das Honorar des alten Weider hat mir über zahllose Durststrecken hinweggeholfen. »Hey, Alyx. Bevor wir uns über irgendwas Sorgen machen, würde ich gern wissen, ob du im Auftrag deines Vaters hier bist oder für dich selbst sprichst.«
    »Das weiß ich nicht genau. Er hat mich nicht geschickt, aber er hat Manvil gefragt, ob wir dich nicht besser zu Rate ziehen sollten. Diese Angelegenheit wird auch die Brauerei in Mitleidenschaft ziehen. Dad hätte mich vielleicht geschickt, wenn er glauben würde, dass auch eine Tochter etwas Sinnvolles tun kann. Vermutlich hat er dich bisher einfach deshalb nicht gerufen, weil er sich schämt, zugeben zu müssen, dass er etwas nicht allein bewältigen kann. Er hofft immer noch, dass er es ohne dich schafft, aber ich glaube, dafür ist es schon seit einigen Tagen zu spät.«
    Ich hatte immer noch keinen Schimmer, worum es hier eigentlich ging. Ich sah Nicks an.
    Alyx erklärte: »Nicks ist dabei, weil mein Bruder an der Sache beteiligt ist und sie mit ihm verlobt ist und sich Sorgen macht.«
    Was ist das für eine grausame Welt, wenn sich eine Schönheit wie Nicks an eine Kreatur wie Ty Weider verschwendet! Auch wenn Nicks ihrer bevorstehenden Trauung nicht sonderlich entgegenzufiebern schien.
    Das tut sie auch nicht. Aber sie hat einfach nicht das Herz, zwei Elternpaare zu enttäuschen, die diese Verbindung schon seit zwanzig Jahren geplant haben. Bisher fand sie Mittel und Wege, sie mehrmals hinauszuschieben. Aber jetzt ist ihre Zeit abgelaufen.
    »Und Tinnie?«
    »Sie ist meine Freundin, Garrett. Sie ist nur hier, um mir emotionale Unterstützung zu geben.«
    Ein kluger Mann sollte jetzt nicht darauf bestehen, alle Dinge einer allzu kritischen Prüfung zu unterziehen, Garrett.
    Ich habe mit Ihro Gnaden so lange zusammengelebt, dass ich mir selbst auf seine obskuren und umnachteten Sprüche einen Reim machen kann. Diesmal hängte er einen Nachtrag an die Regel, dass man Politik, Würstchenherstellung und das Maul eines geschenkten Gauls nicht zu genau untersuchen sollte. Tinnie war hier. Ich sollte es genießen und nicht anfangen, den Schorf von alten Wunden zu kratzen.
    »Also gut. Aber ich habe immer noch keinen Schimmer. Fang von vorn an und
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