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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln
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»Naja, das war doch nicht der Rede wert. Mir ist einfach nur eine kleine Schwachstelle aufgefallen.«
    »Nun, Sie haben offenbar mächtigen Eindruck gemacht.« Arnold wackelt mit seinen buschigen Augenbrauen. »Die möchten von jetzt an ausschließlich mit Ihnen zusammenarbeiten. Ausgezeichnet, Samantha! Wirklich gut gemacht.«
    »Ah ... danke.« Ich werfe einen schüchternen Blick auf Ketterman, nur um zu sehen, ob möglicherweise die abwegige Chance besteht, dass er beeindruckt ist. Seine Miene ist unverändert missbilligend.
    »Ich würde Sie außerdem bitten, das hier für mich zu erledigen.« Ketterman klatscht einen fetten Papierstapel auf die einzige Stelle auf meinem Schreibtisch, die noch frei ist. »Ich brauche die Risikoanalyse in achtundvierzig Stunden.«
    Auch das noch. Mir wird ganz übel, wenn ich den dicken Ordner nur anschaue. Dafür werde ich Stunden brauchen.
    Ketterman schiebt mir immer die Drecksarbeit zu, für die er sich zu schade ist. Und nicht nur er. Sogar Arnold tut das. Und oft sagen sie einem nicht mal Bescheid, klatschen einfach einen Stapel auf den Schreibtisch, dazu irgendein unleserliches Memo. Und ich soll den Mist dann machen.
    »Das geht doch in Ordnung, oder?« Seine Augen verengen sich.
    »Klar, klar. Kein Problem«, sage ich mit munterer Ich-eigne-mich-zur-neuen-Seniorpartnerin-Stimme. »Bis gleich, dann.«
    Während er abrauscht, werfe ich einen Blick auf meine Uhr. Zehn Uhr zweiundzwanzig. Mir bleiben noch exakt acht Minuten, um den Fallons-Vertragsentwurf auf eventuelle Lücken oder Fehler zu überprüfen. Ich schlage die Akte auf und überfliege sie in Rekordgeschwindigkeit. Seit ich bei Carter Spink angefangen habe, hat sich meine Lesegeschwindigkeit mehr als verdoppelt.
    Tatsächlich lese ich jetzt nicht nur schneller. Ich gehe schneller, rede schneller, esse schneller ... habe schnelleren Sex ...
    Nicht, dass ich davon in letzter Zeit allzu viel gehabt hätte. Aber vor ein, zwei Jahren war ich einige Zeit mit einem Seniorpartner von Berry Forbes zusammen. Er hieß Jacob und hatte mit den ganz großen, internationalen Deals zu tun, was unterm Strich hieß, dass er noch weniger Zeit hatte als ich. Am Ende haben wir unsere Routine zu solchem Feinschliff gebracht, dass wir in exakt sechs Minuten fertig waren, was ganz praktisch gewesen wäre, wenn wir uns den Sex gegenseitig in Rechnung gestellt hätten (was wir natürlich nicht haben!). Er brachte mich zum Orgasmus, dann brachte ich ihn zum Orgasmus - und dann haben wir unsere E-Mails gecheckt.
    Wir sind also praktisch gleichzeitig zum Höhepunkt gekommen. So gut wie. Da behaupte mal einer, dass das kein guter Sex war. Ich lese die Cosmo, ich weiß Bescheid.
    Na jedenfalls hat Jacob dann ein unheimlich gutes Angebot aus den USA bekommen und ist nach Boston gezogen. Tja, und das war‘s dann mit uns. Nicht, dass es mir allzu viel ausgemacht hätte.
    Um ganz ehrlich zu sein, ich mochte ihn nicht mal besonders.
    »Samantha?«, reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Es ist meine Sekretärin, Maggie. Ich habe sie erst seit ein paar Wochen, daher kenne ich sie noch nicht so gut. »Eine Joanne hat angerufen, während Sie außer Haus waren.«
    »Joanne von Clifford Chance?« Interessiert blicke ich auf. »Gut. Richten Sie ihr bitte aus, ich hätte ihre E-Mail zu Klausel vier erhalten und werde mich nach der Mittagspause -«
    »Nicht diese Joanne«, unterbricht mich Maggie. »Joanne, Ihre neue Putzfrau. Sie möchte wissen, wo Ihre Staubsaugerbeutel sind.«
    Ich verstehe nicht ganz. »Meine was?«
    »Ihre Staubsaugerbeutel«, wiederholt Maggie geduldig. »Sie kann sie nicht finden.«
    »Warum will sie den Staubsauger in einen Beutel tun?«, frage ich perplex. »Will sie ihn irgendwohin mitnehmen?«
    Maggie schaut mich an, als wäre sie nicht sicher, ob ich Witze mache.
    »Die Beutel, die man in den Staubsauger tut«, erklärt sie mir wie einer leicht Debilen. »Die den Staub aufnehmen? Wo haben Sie die?«
    »Ach so, die!«, sage ich, als ob mir gerade ein Licht aufgegangen wäre. »Die Beutel! Äh ...«
    Ich ziehe die Stirn in nachdenkliche Falten, als läge mir die Antwort auf der Zunge. In Wahrheit weiß ich nicht einmal, wie mein Staubsauger überhaupt aussieht. Habe ich ihn eigentlich je in die Hand genommen? Ich weiß, dass er mir geliefert wurde, mehr aber auch nicht.
    »Vielleicht ist es ja ein Dyson«, überlegt Maggie. »Die brauchen keine Beutel. Ist es ein Handstaubsauger oder ein Bodenstaubsauger?« Sie schaut mich
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