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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings
Autoren: P.C. Cast
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bei Zimmertemperatur den ganzen Tag über gehen kann. Dann backe man ihn pünktlich zum Abendessen …
    Linas Blick schweifte über die Liste der Zutaten. Trockenhefe, Wasser, Mehl, Salz, Olivenöl – ja, sicher hatte sie alles da. Sie konnte den Teig noch an diesem Abend ansetzen, ihn am nächsten Tag gehen lassen und würde ihn am folgenden Abend zusammen mit ihren »Vogelkindern« probieren. Erfreut begann sie, die Zubereitung zu studieren.
    Als Erstes benötigst du eine grüne Kerze, das Symbol der Erde. Die Göttin, die wir mit diesem Rezept ehren, ist dieselbe, die dem Mehl, mit dem wir unseren Teig zubereiten, den Atem einhaucht: Demeter, die große Göttin der Ernte, der Feldfrüchte und der Reichtümer der Erde.
    Lina riss die Augen auf.
    Bevor du beginnst, entzünde die grüne Kerze und richte deine Gedanken auf Demeter. Dann darf es losgehen.
    Lina überflog das Rezept. Zwischen die Anweisungen zum Anrühren der Hefe und zum Vermischen von Mehl und Salz waren tatsächlich seltsam esoterische Instruktionen gestreut.
    Lina las eine Zeile und runzelte die Stirn.
    War das eine Zauberformel?
    Sie las weiter.
    Es schien eher eine Anrufung oder vielleicht ein Gebet zu sein. Doch wie auch immer man es nannte, die übernatürlichen Anweisungen waren unbestritten Teil des Rezepts. Lina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
La magia dell’Italia
. Ihre Großmutter wäre sicher angetan.
    Vor sich hin summend machte sie sich auf die Suche nach einer grünen Kerze.

4
    Lina ließ den Blick über die Arbeitsfläche schweifen und nickte zufrieden. Sie hatte alle Zutaten und Utensilien zusammengetragen, die sie für die Zubereitung des Teiges brauchte. Sogar eine kleine grüne Kerze hatte sie gefunden, die leicht nach Kiefer duftete, ein Überbleibsel vom vergangenen Weihnachtsfest; Lina hatte zwei Kisten mit Dekorationsmaterial durchwühlen müssen, ehe sie die Kerze entdeckte. Sie schlug das Kochbuch auf und legte es auf die Arbeitsfläche, neben ihre bevorzugte Rührschüssel aus Edelstahl. Dann begann sie zu lesen.
    Entzünde zuerst die grüne Kerze und richte deine Gedanken auf Demeter, die Mutter der Ernte.
    Als gute Köchin befolgte Lina die Anweisungen aufs Wort. Sie zündete die Kerze an und ließ ihre Gedanken zur längst vergessenen Erntegöttin schweifen. Kurz fragte sie sich, was für ein hübsches, außergewöhnliches Ritual da zusammen mit der Göttin in Vergessenheit geraten war.
    Dann las sie weiter.
    Vermenge die Hefe in einer kleinen Schüssel mit warmem Wasser; lasse sie ungefähr 10  Minuten gehen, bis sie Blasen wirft.
    Entspannt und glücklich folgten Linas kundige Hände den einzelnen Schritten.
    Während die Hefe geht, sammle deine Gedanken und atme zur inneren Reinigung dreimal tief durch. Stell dir vor, wie die Mitte deines Körpers mit Energie gefüllt wird, wie die Energie deine Wirbelsäule hinaufsteigt bis hoch in den Kopf, wo sie wie ein Wasserfall um dich herabregnet, um aufs Neue von dir aufgenommen zu werden. Wenn du dich gestärkt fühlst, beginne mit der Anrufung Demeters.
    Die Anweisungen erinnerten Lina ein wenig an einen Entspannungskurs, an dem sie mal teilgenommen hatte. Mit einem belustigten Grinsen stellte sie die Küchenuhr auf zehn Minuten, bevor sie sich an die Konzentrationsübung machte.
    Sie musste zugeben, dass sie sich nach kürzester Zeit … nun ja … vielleicht nicht gestärkt, so doch zumindest sehr wach und gewahr fühlte. Erneut schaute sie ins Rezept.
    Wenn du dich bereit fühlst, lies die folgenden Sätze laut vor:
    »O gütigste, prächtigste Demeter, Göttin von allem, das gepflanzt und geerntet wird, ich bitte Dich, sende mir ein Zeichen Deiner Gegenwart. Ich rufe Dich an: Schenke uns die Fülle, mit der Du uns bereits so reich gesegnet hast. Und ich bitte Dich, Deinen magischen, wunderbaren Odem in diese Küche zu hauchen.«
    Die Küchenuhr klingelte, und Lina fuhr zusammen, überrascht, dass zehn Minuten so schnell vergangen waren.
    Vermische Mehl und Salz in einer großen Schüssel und spreche dabei: »O Demeter, ich rufe Dich mit diesem Salz und Mehl, dem Reichtum Deiner Erde.«
    Der Rhythmus des Textes verschmolz harmonisch mit dem Rezept; Lina konnte es nicht abwarten, die nächsten Zeilen zu lesen.
    Drücke eine Mulde in die Mitte des Mehls, gib die aufgelöste Hefe, 420  ml plus 1  Esslöffel Wasser, 1  Esslöffel Öl und das Schmalz in die Mulde. Während du das Mehl nach und nach mit der Flüssigkeit vermengst und zu einem weichen Teig
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