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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings
Autoren: P.C. Cast
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Rezepten für Brote und Kuchen. Sie besaß allerdings nur sehr wenige Bücher mit Rezepten für komplette Menüs. Ehrlich gesagt kochte sie nur selten mehrere Gänge. Hier eine kleine Portion Pasta, da ein bescheidener Salat und ein nettes Glas Chianti – das war Linas Vorstellung von einer kompletten Mahlzeit. Backen war ihre Spezialität, ihre Leidenschaft. Kochen war, nun ja, langweilig.
    Sie war nicht in ihrem Element, musste sie sich eingestehen. Die ganze Sache war ihr alles andere als vertraut. Ein wenig fühlte sich Lina wie ein Spatz, der sich abmühte, die Kuckuckskinder in seinem Nest zu füttern. Sie lächelte und nickte ihren Küken zu.
    »Also, ich glaube, wir haben uns lange genug von der Front ferngehalten. Da wir jetzt einen Plan haben, könntet ihr beiden doch die nächste Stunde übernehmen und den Laden für mich zumachen, oder? Ich gehe nach Hause und fange schon mal mit dem Brainstorming an.«
    »Tess hat gesagt, sie würde dich am Montag wegen des Menüs fürs Abendessen anrufen, nicht?«, fragte Dolores.
    »Das hat sie gesagt, ja.« Lina bemühte sich zu vermeiden, dass Panik in ihre Stimme kroch.
    »Oh, ist das aufregend! Ich wette, an dem Dinner nehmen bestimmt alle möglichen Berühmtheiten teil.« Anton wackelte mit seinen gezupften Augenbrauen. »Von der Medienberichterstattung ganz zu schweigen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Forsch verließ Lina ihr Büro.
    Als sie ihren Kunden einen kurzen Abschiedsgruß zurief und hastig durch die Tür verschwand, hörte sie, wie Anton zu Dolores sagte, sie würden aufregende neue Outfits zu der aufregenden neuen Speisekarte brauchen.
    Linas Großmutter hatte oft gesagt, Fluchen sei gewöhnlich und wenig damenhaft; nur Bauern und Männer ohne Ehre im Leib würden fluchen. Andererseits war sie der Meinung, dass ein gut artikulierter, gut gewählter italienischer Fluch ein Zeichen großer Kreativität war. Vor ihrer Bäckerei gab Lina eine Tirade in Italienisch von sich, die damit begann, das Finanzamt könne zur Hölle fahren, und damit endete, dass die Beamten nichts anderes seien als verflixte, ätzende
rompicoglioni –
Nervensägen. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, flocht sie noch mehrere »Scheiße« und »Verdammt« ein, natürlich auf Italienisch. Ihre Großmutter wäre stolz auf sie gewesen.
    Als die Leute sich nach ihr umdrehten, hielt Lina inne und bemühte sich, langsam und tief durchzuatmen. Sie war eine intelligente, erfolgreiche Geschäftsfrau. Hey, sie konnte sogar eloquent auf Italienisch und Englisch fluchen, auch wenn sie versuchte, es in ihrer Muttersprache so selten wie möglich zu tun. Grandma hatte recht gehabt, es klang einfach nicht sehr gut erzogen. Wie kompliziert sollte es schon sein, sich ein paar neue Gerichte auszudenken? Auch wenn es ums Kochen ging und nicht um Backwaren.
    Lina begann, eine Haarsträhne zu drehen, ertappte sich jedoch dabei und zwang ihre Hand, nicht wieder durchs Haar zu fahren. Das Problem war nicht, dass sie sich keine neuen Rezepte einfallen lassen konnte. Das Problem war, so erkannte sie jetzt, dass sie sich über
Pani della Dea
den soliden Ruf erarbeitet hatte, einzigartige, leckere Brote zu backen. Sie konnte nicht einfach irgendein Pesto über Nudeln kippen und einen Salat an den Rand legen. Wenn es nicht gut würde, konnte sie es vergessen. Der Name
Pani della Dea
stand für höchste Güte, und Lina war entschlossen, dass er niemals weniger bedeuten würde.
    Sie sollte ihre Großmutter anrufen; die hätte bestimmt jede Menge Ideen, die sie nur zu gerne mit ihrer geliebten
bambina
teilen würde.
    »Aber wie Anton sagen würde: Ich bin doch kein Baby mehr«, murmelte Lina vor sich hin. »Gütiger Gott, ich bin dreiunddreißig. Es wird langsam Zeit, dass ich aufhöre, immer zu Oma zu laufen.«
    Linas Selbstgespräch wurde vom sorglosen Gelächter zweier Frauen unterbrochen, die gerade aus einem Antiquariat auf der anderen Straßenseite kamen. Finster blickte Lina hinüber und wünschte sich, sie hätte sich um nichts anderes zu kümmern, als mit einer Freundin nach einem neuen Buch zu suchen.
    Dann wurde ihr Gesichtsausdruck nachdenklich.
The Book Place
war ein wunderbares Antiquariat mit einer großen Auswahl an Belletristik und Sachbüchern. Viele zufriedene Stunden hatte Lina in dem Labyrinth aus Regalen verbracht. Bestimmt konnte sie in den Stapeln dort ein großartiges altes Kochbuch finden, ein Buch, das schon jahrelang vergriffen war, und darin stände dann ein Rezept, das das
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