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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings
Autoren: P.C. Cast
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zwinkerte ihm dankbar zu.
    »Hallo, Lina! Ich hatte so gehofft, Sie heute zu sehen!«
    Lächelnd ging Lina zu dem Tisch, der dem Fenster am nächsten stand. Anstatt jedoch die dunkelhaarige Frau zu begrüßen, die sie zu sich herübergewinkt hatte, widmete sie sich zuerst dem Zwergschnauzer, der seinem Frauchen auf einem scharlachroten Kissen brav zu Füßen saß.
    »Dash, du siehst heute aber hübsch aus!« Die Katze wand sich in ihren Armen, doch Lina beruhigte sie mit geistesabwesendem Streicheln.
    »Das will ich auch hoffen. Er kommt gerade vom Hundefrisör.«
    Lina grinste den gut erzogenen kleinen Hund an. »Ein Tag im Schönheitssalon, was? Schätzchen, den könnten wir alle gebrauchen.« Sie wandte sich an Dahs Frauchen: »Wie ist das Olivenbrot heute, Tess?«
    »Hervorragend. Einfach hervorragend, wie immer.« Tess hatte einen unverkennbaren Oklahoma-Akzent, träge und melodisch. »Und dieser Pinot Grigio San Angelo, den Anton empfohlen hat, passt wirklich perfekt dazu.«
    »Das freut mich zu hören. Wir freuen uns über zufriedene Kunden.«
    »Weshalb ich mit Ihnen sprechen wollte. Der Verband der Dichter und Schriftsteller hat den jährlichen Preis von Oklahoma vergeben. Nächste Woche wird es mehrere Veranstaltungen zu Ehren der Preisträgerin geben. Ich hätte gerne eine Auswahl Ihrer hervorragenden Brote zum Abendessen.«
    Linas Gedanken schlugen Purzelbaum. Tess Miller war die Vorsitzende des Verbandes der Dichter und Schriftsteller von Oklahoma, außerdem die Moderatorin einer sehr beliebten regionalen Talkshow – und eine der treuesten Kundinnen von
Pani della Dea
. Seit Jahren kam sie mit Dash auf ihrer täglichen Gassirunde in der Bäckerei vorbei; Lina hatte sogar ein Hundekissen für den Zwergschnauzer anfertigen lassen, das in einem speziellen Fach unter der Kasse aufbewahrt wurde. Mit Sicherheit gab es keine bessere Kandidatin, bei der sie ihre geschäftliche Expansion beginnen konnte. Auch wenn Lina noch nicht genau wusste, wie diese Expansion aussehen sollte.
    »Ach, Tess …« Sie räusperte sich. »Natürlich liefere ich Ihnen gerne so viel Brot, wie Sie brauchen, aber ich würde Ihnen auch gerne unsere jüngst erweiterte Speisekarte vorstellen.«
    »Na, das wäre ja einfach wunderbar! Alles, was Sie sich ausdenken, kann nur lecker sein. Ich könnte mich am Montag bei Ihnen melden. Sie machen mir ein paar Menüvorschläge, und ich teile Ihnen die genauen Daten mit, ja?«
    Automatisch nickte Lina und wandte sich dann lächelnd vom Tisch ab. Das Lächeln verließ ihr Gesicht auch dann nicht, als sie sich zur Theke begab und im Vorbeigehen jeden der Gäste kurz ansprach. Erst als sie den Tresen erreicht hatte und in die schockierten Gesichter von Anton und Dolores blickte, schwand ihre Selbstgewissheit.
    »Hast du gerade von einer gecaterten Abendveranstaltung gesprochen?«, flüsterte Anton.
    »Und von einem Menü?«, quietschte Dolores.
    Lina wies mit dem Kopf in Richtung Hinterzimmer, dann trat sie durch die cremefarbene Schwingtür, die Küche, Vorratsraum und ihr Büro vom Rest des Geschäfts abtrennte. Ihre beiden Angestellten huschten ihr nach. Lina stopfte die überraschte rote Katze in die Tragebox, die sie aus dem Mantelschrank holte.
    »Ich wisst doch, dass ich heute einen Termin mit meinem Buchhalter hatte, oder? Er hatte keine guten Nachrichten. Ich habe Schulden. Viele Schulden. Beim Finanzamt.«
    Anton erbleichte und sog geräuschvoll die Luft ein.
    »Oh, Lina! Ist es wirklich so schlimm?« Dolores klang wie eine Zwölfjährige.
    »Ja.« Besorgt sah sie die beiden an. »Es ist wirklich schlimm. Wir werden einiges verändern müssen.« Sie registrierte die entsetzten Blicke der beiden. Sofort füllten sich Antons Augen mit Tränen. Dolores’ bereits blasses Gesicht verlor auch noch die letzte Farbe.
    »Nein, nein, nein! Das nicht! So schlimm ist es auch wieder nicht – ihr behaltet eure Arbeit. Wir alle behalten unsere Arbeit.«
    »O Gott! Ich muss mich hinsetzen.« Anton wedelte sich Luft zu.
    »In mein Büro. Schnell. Und niemand kippt mir um!« Lina hob die Katzenbox hoch und machte auf dem Weg ins Büro glucksende Geräusche, um die Katze zu beruhigen. Über die Schulter sagte sie: »Ich will auch keinen weinen sehen. Ihr wisst doch …«
    Anton beendete den Satz: »Beim Backen ist kein Platz für Tränen.«
    Dolores nickte zustimmend.
    Lina setzte die Katzenbox neben ihrem Schreibtisch ab und nahm dahinter Platz. Anton und Dolores ließen sich auf die beiden
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