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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Autoren: Christian Jacq
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Pharao Cheops. Er war zutiefst beeindruckt von dem gewaltigen Bauwerk, das unter der Herrschaft dieses mächtigen Königs entstanden war. Die riesigen Steinblöcke, die nach einem komplizierten geometrischen System aufgeschichtet waren, zeugten von dem großen Wissen der Erbauer. Da die Baumeister von Sais nicht in der Lage waren, etwas Vergleichbares zu schaffen, begnügten sie sich damit, diese Pyramide zu erneuern, damit der Zauber des Goldenen Zeitalters nicht erlosch.
    Im Inneren der Pyramide, das den Sterblichen verschlossen blieb, vollzog sich ohne Unterlass die Auferstehung. Im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten lieferte ein Priester des Ka seinen nährenden Beitrag dazu.
    Kel legte seine Opfergaben auf einen steinernen Tisch in Gestalt der Hieroglyphe hotep , die ›Friede, Fülle und Vollendung‹ bedeutet. In diesem Augenblick durchdrangen sich Diesseits und Jenseits. Der Schreiber konnte die Gegenwart des königlichen Ka förmlich spüren.
    Auf beiden Seiten der in der Mitte gelegenen Kapelle befanden sich zwei kleine Räume zum Lagern der Ritualgegenstände. Den ersten davon kannte Kel, während er den zweiten noch nicht erkundet hatte.
    Als er nun den Raum betrat, hatte er ein seltsames Gefühl.
    Nein, das war nicht nur Zurückhaltung.
    Mitten im Raum standen zwei Truhen aus Alabaster und ohne Inschrift. Da sie hervorragend poliert waren und der Alabaster einen ganz besonderen Glanz hatte, mussten sie aus der Zeit der Pyramiden stammen.
    Sie hatten ihn erwartet.
    Zögernd öffnete Kel den Deckel der ersten Truhe und fand vier goldene Amulette: den Djed-Pfeiler, das Sinnbild für die Auferstehung des Osiris; Tit, den magischen Knoten der Göttin Isis; den Geier der Göttin Mut, die zugleich ›Mutter und Tod‹ ist; und den großen Halskragen, den Usekh, der die Enneade darstellt, die Bruderschaft der Schöpfungsmächte.
    Kel hütete sich, diese Meisterwerke der Goldschmiedekunst zu berühren, und öffnete den zweiten Deckel.
    Ein Papyrus, dessen Siegel gebrochen war.
    Ganz vorsichtig öffnete Kel den Papyrus, der von ausgezeichneter Qualität war, die Schrift sauber und genau … aber nicht zu entziffern!
    Noch ein verschlüsseltes Schriftstück.
    Und wenn die Amulette der Schlüssel zum Verständnis waren? Entweder brauchte man nur eines davon oder aber alle vier gleichzeitig.
    Der zweite Gedanke erwies sich als der richtige. Wenn auch ihr Einsatz unglaublich schwierig war, so zeigten sie dem Schreiber schließlich doch die Zäsuren im Text, die Wörter, die weggelassen und die, die eingefügt werden mussten, und schließlich auch die, die zu ergänzen waren. Ohne Djed, Tit, Mut und Usekh hätte er die Schrift niemals lesen können.
    Jetzt aber las Kel die Worte eines Propheten, der die Zukunft schilderte:
    Was die Ahnen vorhergesagt haben, ist eingetroffen. Überall herrscht das Verbrechen, die Diebe sind reich geworden, man wendet sich ab vom Geistlichen, um weltliche Güter anzuhäufen, das Wort des Weisen ist verloren gegangen, das Land wird seiner Schwäche überlassen, allen Tieren bricht es das Herz, die Schriften der heiligen Kammer wurden geraubt, die Geheimnisse, die sie besitzen, wurden verraten, die magischen Sprüche wurden ausgeplaudert und unters Volk gebracht und sind ihrer Wirkung beraubt, seit die Weltlichen sie für sich beanspruchen. Die Gesetze aus dem Gerichtssaal wurden auf die Straße geworfen, wo sie die Leute mit Füßen treten. Wer Streit schürt, wird nicht zurückgewiesen, kein Amt ist mehr am rechten Platz. Und die Übermittlung von Botschaften ist nicht mehr möglich.
    Kel hatte es jetzt eilig herauszufinden, ob er mit diesem Schlüssel auch den verfluchten Papyrus lesen konnte, der vielleicht Ursprung so vieler Morde war.
    Hinter ihm meldete sich jemand in einem unangenehmen Ton.
    »Was hast du hier verloren?«
    Der Schreiber versuchte ruhig zu bleiben.
    »Ich muss etwas aufräumen.«
    »Diese Kapelle ist baufällig, niemand darf sie betreten«, erklärte der Zweite Ritualist.
    »Das habe ich nicht gewusst.«
    »Geh raus!«
    Kel gehorchte.
    »Ich würde mal sagen, du hast den Inhalt der beiden Truhen untersucht.«
    Der Schreiber sagte nichts.
    »Goldene Amulette, ein alter Papyrus … Was für ein schöner kleiner Schatz! Wolltest du etwa diese wertvollen Gegenstände stehlen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Du lügst doch.«
    »Das ist eine gemeine Unterstellung.«
    »Die Tatsachen sprechen für sich, und ich glaube, es handelt sich um einen besonders ernsten Fall.
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