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Götter des Meeres

Götter des Meeres

Titel: Götter des Meeres
Autoren: Hubert Haensel
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eines Pferdes, wie die Nägel an unseren Fingern oder…«, sie zögerte »unsere Haare.«
    »Und?« machte Gorma verwundert, »was bedeutet das schon?«
    Die Hexe fuhr mit den Fingern über die Wand, die noch leicht pulsierte.
    »Dies ist kein natürlich gewachsener Tunnel, der irgendwo unter dem Meeresboden verläuft«, stellte sie fest. »Er lebt.«
    »Pah«, machte Gudun.
    »Geschwätz«, tat Gorma das Gesagte ab.
    »Wir werden es herausfinden«, beharrte Sosona. »Ich bin sicher, daß wir uns im Innern einer langgestreckten Hohlpflanze, vielleicht sogar eines Tieres befinden.«
    Mehr als zehn Schritte entfernt fand Gerrek sein Schwert unter großen Geröllbrocken verborgen. Allem Anschein nach hatte er Sosona zugehört, denn er murmelte halblaut vor sich hin:
    »Das Geschöpf, das einen Beuteldrachen verschlingen könnte, gibt es nicht. Ich fürchte mich vor niemandem - sollen sie nur kommen, die Anemona oder die Meermutter.« Wie zur Bestätigung schwang er die Klinge in einem vorgetäuschten Ausfall.
    Doch abrupt hielt er inne.
    »Nein«, kam es leise aus Gerreks Rachen, während zäher Schlamm sich schmatzend um seine Beine schloß. Gleichzeitig begannen etliche der Ausbuchtungen in den Wänden zu wachsen. Wie Schlangen wanden sie sich auf die Amazonen zu, als spürten sie deren Anwesenheit.
    »Weg von mir!« Der Mandaler stieß eine Feuerlohe aus, die den Boden mehrere Fingerbreit tief versengte. Beißender Gestank machte sich bemerkbar, während dunkler Qualm aufstieg.
    Ohne eigentlich zu wissen, warum sie es tat, schmetterte Kalisse ihre Eisenfaust gegen die Wand. Die Folge war, daß Gerrek fast augenblicklich freikam. Ein langanhaltendes Stöhnen wurde hörbar.
    »Was immer es ist«, rief Sosona, »es empfindet Schmerzen.« Niemand widersprach ihr mehr.
    Erneut begann der Tunnel sich zu verändern. Diesmal aber so langsam, daß alle erkennen konnten, was geschah.
    Die Wände zogen sich zusammen, verloren jegliche Farbe. Schatten schienen die Menschen anzuspringen, stießen sie vor sich her, einem unbekannten Ziel entgegen. Es gab kein Verharren, kein Abwarten, wollte man nicht von starken Muskelsträngen zerquetscht werden.
    Jeder Schritt wurde zur Qual. Der Boden war weich und nachgiebig wie feuchter Schwamm. Wasser quoll aus unzähligen Poren, leckte gierig nach den Fliehenden.
    Weiter vorn schien der Tunnel anzusteigen. Tatsächlich war dort noch alles trocken. Von der Höhe aus blickten Mythor und seine Begleiter dann zurück, aber aufsteigender Dunst behinderte die Sicht.
    Guduns Hände ruhten auf den Griffen ihrer Schwerter.
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie, »weshalb die Tritonen fern bleiben. Sie müssen doch wissen, wo wir sind.«
    »Sie wissen es«, nickte Sosona. »Wahrscheinlich haben sie uns genau da, wo sie uns haben wollten.«
    »Dann werden wir kämpfen.«
    »Sicher. Aber würde es uns helfen?«
    »Wieso nicht?« antwortete Gorma mit einer Gegenfrage. Die Hexe erwiderte nichts darauf. Lediglich mit einer stummen Geste bedeutete sie der Kriegerin, ihr Glück zu versuchen.
    Gorma stieß mit beiden Klingen zugleich zu. Tief bohrten sie sich in die nachgiebige Wand des Tunnels.
    Obwohl Mythor instinktiv geahnt hatte, was geschehen würde, war die Stärke des Bebens überraschend für ihn. Er wurde hochgewirbelt, überschlug sich, prallte hart auf und wollte sich festklammern, doch ein zweiter Stoß riß ihm beinahe die Arme aus dem Leib.
    Jemand stürzte über ihn. Mythor spürte eine Wolke heißen Atems und riß abwehrend die Arme vor sein Gesicht. Aber da wälzte Gerrek sich bereits herum. Die Feuerlohe, die fauchend aus seinen Nüstern hervorbrach, verfehlte den Gorganer nur knapp.
    »Das…das wollte ich nicht«, stammelte der Beuteldrache entsetzt.
    »Braucht ihr noch Beweise?« Sosona erhob sich mit einer Geschmeidigkeit, die ihr wohl niemand zugetraut hätte.
    »Es war wirklich keine Absicht«, jammerte Gerrek und wirkte zutiefst zerknirscht. Die Hexe streifte ihn mit einem verweisenden Blick. Der Beuteldrache schwieg betreten, denn so hatte auch Vina ihn angesehen, bevor sie ihn mit Hilfe ihrer Zauberkräfte kopfüber in die Takelage des Sturmvogels gehängt hatte.
    »Unterbrich mich nicht, wenn ich rede«, herrschte Sosona den Mandaler an. »Ich meine in der Tat, daß dieser Tunnel lebt. Und wenn wir keine Tritonen zu Gesicht bekommen, so mag dies daran liegen, daß sie uns außerhalb der Röhre auflauern. Wie wir dem Wesen Schmerzen zufügen können, vermögen auch sie es, nur mit
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