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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht
Autoren: Frank Demant
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sich Herr Schweitzer, treffender lässt sich meine Misere nicht beschreiben. Idiot befreit, nette Leute in den Knast geschickt. Denn um eine Gefängnisstrafe werden sie wohl nicht umhin kommen.
    Plötzlich hatte Herr Schweitzer eine Idee. Mit reichlich Kraft schlug er sich auf die Oberschenkel, dass es nur so klatschte.
    Und ebenso plötzlich war Maria mit nassen Haaren, nur mit Bademantel bekleidet, im Türrahmen erschienen. „Warum schlägst du dich? Ist das nicht eher meine Aufgabe?“
    „Äh, ja, das schon. Weißt du, ich werde vor Gericht aussagen, dass dieser Fornet sich ständig ziemlich arschmäßig aufgeführt hat, als Mischa und ich den Entführungsfall übernommen haben. Ihn richtig alt aussehen lassen. Vielleicht gibt’s dann ja mildernde Umstände.“
    „Gute Idee. Ich werde übrigens das Angebot einer Ausstellung meiner Skulpturen in der Teutonischen Staatsbank ablehnen, so nötig haben wir’s auch wieder nicht. Und stimmt, Kuno Fornet ist ein echter Unsympath. Du musst dich nur gut mit Mischa absprechen.“
    „Mach ich. Ich werde demnächst versuchen, mit Mischa mal einen trinken zu gehen, wenn Sylvia und Dieter Wagner nicht dabei sind. Da können wir dann alles besprechen. Ich kann sowieso so schnell nicht wieder schlafen. Mischa ist bestimmt einer Meinung mit mir, so wie ich ihn kenne.“
    „Glaub ich auch. Aber dass du nicht wirst schlafen können, glaube ich dir nicht.“
    „Pah.“
    Ein Frankfurter Kranz, eine Schwarzwälder Kirschtorte und ein mit Rosinen gespickter Käsekuchen, allesamt mitgebracht von den drei Gästen, standen verzehrbereit in der Mitte des Esstisches. Herr Schweitzer hatte sich gegen seine Gewohnheit beim Hähnchengericht zurückgehalten, wohlwissend, dass noch einiges an Köstlichkeiten auf ihn wartete.
    Als Maria mit dem Kaffee aus der Küche kam und Herr Schweitzer sich anschickte, die Kuchengabel zu ergreifen, wurde er von Dieter Wagner, der im Freizeitlook mit Jeans und für einen BKA-Leiter unziemlichen Batikshirt mit Bali-Schriftzug erschienen war, unterbrochen: „Moment, bitte.“ Zeremoniell, als würde er gerade den Nobelpreis verleihen, zog er aus seinem kleinen Rucksack einen rot eingefärbten Briefumschlag und überreichte ihn dem Sachsenhäuser Detektiv. „Herr Schmidt-Schmitt hat mich aufgeklärt. Ist für Sie.“
    Nanu, dachte Herr Schweitzer, was ist denn das? Ein Arbeitsvertrag? Vom BKA vielleicht? Das wäre nun aber gar nicht gut. Nicht dass mit dem BKA, aber Arbeit im Allgemeinen – nicht wirklich sein Ding. Außerdem hatte er ja schon gearbeitet, als Straßenbahnfahrer, irgendwann in grauer Vorzeit, und wusste, Freizeit war ihm lieber. Er gehörte mitnichten zu diesem armen Menschenschlag, der sich ausschließlich über Maloche zu definieren und ansonsten nichts mit sich anzufangen wusste.
    Er öffnete den Umschlag. Ein Gutschein einer Sachsenhäuser Weinhandlung über 100 Euro. Herr Schweitzer war überrascht, damit hatte er nicht gerechnet.
    „Geht aufs Haus. Der Oberkommissar hat mir verraten, Sie hätten keinerlei Aversionen gegen einen edlen Tropfen“, erklärte Dieter Wagner und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Irgendwie müssen wir Sie doch entlohnen. Unserer Staatsmacht ist auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen.“
    Noch immer unsicher blickte Herr Schweitzer zu seinem Kumpel. Eine Falle vermutete er zwar nicht, aber diese Zahlungsart kam ihm doch reichlich unorthodox daher.
    „Ist schon in Ordnung“, wischte Mischa Schmidt-Schmitt seine Zweifel hinweg. „Erst wollten wir dir ein paar Joints aus der Asservatenkammer überreichen. Aber dann fiel mir ein, Maria raucht so Zeug ja nicht. Und Wein, da habt ihr beide was davon. Maria hat uns ja auch sehr geholfen.“
    Herr Schweitzer war unsicher, inwieweit das mit den Joints ernst gemeint war, Mischa scherzte ja gerne. Artig bedankte er sich für den Gutschein.
    Maria: „Ja, danke auch. Ist eine tolle Idee.“
    Nach einer Weile sagte Herr Schweitzer: „Bevor ich’s vergesse“, er kramte in seinem Portemonnaie nach einem Zettel, „hier ist noch eine Taxiquittung von 200 Euro. Die Kohle habe ich mir aus dem Koffer genommen, ich hatte nicht so viel Bares einstecken.“
    „Davon haben die von der Teutonischen Staatsbank mir gar nichts gesagt, haben’s wahrscheinlich noch gar nicht nachgezählt. Na ja, für die sind das nicht einmal Peanuts“, erklärte Dieter Wagner.
    „Also, passt uff“, begann Herr Schweitzer zehn Minuten später.
    Seine Zuhörer lauschten mit
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