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Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Titel: Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Autoren: Attila Hildmann
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Prozent zurück.
    Dass dahinter tatsächlich ein Sinneswandel steckt, belegt eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Emnid, bei der 51 Prozent der Deutschen angaben, ihren Fleischkonsum einschränken zu wollen. Jedoch muss man bedenken, dass solche Statistiken bisweilen nur abfragen, was man »soziale Erwünschtheit« nennt: Es ist gut möglich, dass die Befragten in erster Linie eine Antwort geben, die sie in einem guten Licht erscheinen lässt. Ob sie den Tatsachen entspricht, lässt sich nicht nachprüfen.
    Für einen Sinneswandel sprechen aber die Zahlen der Biobranche. Gegen den Trend hat hier der Fleischabsatz 2012 zugelegt. So kauften die deutschen Haushalte 18 Prozent mehr rotes Biofleisch – also Rind, Schwein, Schaf und Ziege –, elf Prozent mehr Biogeflügel und acht Prozent mehr Biowurst. In einer Infratest-Umfrage für das Bundesverbraucherministerium gaben 89 Prozent der Befragten an, dass es ihnen »sehr wichtig« oder »wichtig« sei, dass Lebensmittel aus besonders tiergerechter Haltung stammen.
    Im Nachhinein ist es schade, dass wir das Restaurant nur zwei Jahre betreiben konnten. Dass wir am Ende aufhören mussten, hatte im Grunde nichts mit der Küche zu tun, sondern war der Tatsache geschuldet, dass wir wegen Lärmbelästigung durch den Club im Keller massive Probleme mit den Anwohnern bekamen. Trotzdem kann man sagen, dass das »Zerwirk« den Grundstein für vieles gelegt hat, was danach in der veganen Gastroszene Deutschlands geschah. Surdham Göb, Björn Moschinksi und Peter Ludig, die später eigene vegane Restaurants in München und Berlin eröffneten, haben im »Zerwirk« gekocht. Und vermutlich haben wir auch ein Stück weit dazu beigetragen, dass Veganer heute nicht mehr von ganz so vielen Menschen als Freaks betrachtet werden.
    Auch wenn es das Restaurant nicht mehr gibt, habe ich vieles von dem, was ich mir damals angeeignet habe, fortgeführt. Wenn ich jetzt einen neuen Laden eröffne, achte ich zum Beispiel darauf, dass es immer auch vegane Gerichte auf der Karte gibt und dass ich für die Inneneinrichtung ausschließlich vegane Materialien verwende. Trotzdem muss ich sagen, dass ich heute kein rein veganes Restaurant mehr aufmachen würde. Das Prädikat »vegan« ist für mich mittlerweile durch.
    Wenn ein Trend seinen Zenit überschritten hat, merke ich das immer sehr deutlich an mir selbst. Ich kann ein Thema nicht mehr hören, wenn plötzlich jeder darüber spricht. Und wenn Leute wie Attila Hildmann auf den Plan treten und ein Phänomen massentauglich machen, ist es Zeit für mich, meine Zelte abzubrechen und etwas Neues zu versuchen. Ich mache einfach gerne neue Läden auf, die es so noch nicht gab und die deshalb spannend sind. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die einem Trend hinterherlaufen, sondern bin eher jemand, der einen Trend zu setzen versucht. Natürlich bedeutet das nicht, dass ich in meinem nächsten Lokal wieder Schweinebraten verkaufen werde, denn vegan zu leben ist zu meiner persönlichen Überzeugung geworden. Allerdings würde ich ein veganes Restaurant heute nicht mehr als cooles, neues Konzept verkaufen, denn ganz ehrlich: Dieser Vegan-Hype nervt!
    Das klingt vielleicht ein bisschen blöde, denn natürlich ist es eine positive Entwicklung, dass die Leute weniger Fleisch und andere tierische Produkte essen. Die Frage ist für mich eher, wie sehr man sein Vegansein vor sich hertragen muss. Michi und ich haben schon mit dem »Zerwirk« versucht, das Thema so unterschwellig wie möglich umzusetzen. Wir wollten in erster Linie ein gutes Restaurant machen, auch wenn es dort keine tierischen Produkte gab. Wir haben das weder groß drangeschrieben, noch haben wir es den Leuten ungefragt auf die Nase gebunden. Mit der Einstellung »gute Veganer gegen böse Fleischesser» macht man sich in meinen Augen in erster Linie wichtig und ich finde, das muss nicht sein.
    Klar, auch ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass Tiere schlecht behandelt und getötet werden. Natürlich mache ich mir Gedanken darüber, dass Massentierhaltungsbetriebe durch das viele Wasser, das dort verbraucht und kontaminiert wird, massiv zur Wasserknappheit auf unserem Planeten beitragen. Ich weiß, dass Fleischkonsum für das Klima weitaus schädlicher ist als der Verkehr. Mir ist bewusst, dass in Südamerika die Regenwälder abgeholzt werden, damit auf den gerodeten Flächen Soja angebaut werden kann, das zu über 90 Prozent an Tiere verfüttert wird, und dass dies die
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