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Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper)
Autoren: Petra Richartz
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Gastgebers. „Sagt Ihnen der Name Claire Reynolds etwas?“, ihr Ton war ernst.
    Walters lehnte sich zurück und blickte zur Decke, in seinem Gesichtsausdruck erkannte Cruz Reserviertheit. „Hm, nein. Nicht, dass ich wüsste“, entgegnete er. „Aber wissen Sie, ich komme täglich mit so vielen Leuten in Kontakt, da kann es schon passieren, dass mir mal ein Name durchgeht.“
    Cruz zog ein Foto von Claire aus seiner Jackentasche und legte es vor Walters hin. Während der Senator das Foto studierte, stützte sich der Detective mit seinen Ellbogen auf dem Tisch ab und beugte sich zu seinem Gegenüber vor. „Sagt Ihnen der Name Robert Sutton etwas? Das Carlton Hotel? Und der 21. Februar diesen Jahres?“
    Walters Haltung wurde steif, seine Hände, die zuvor noch auf dem Tisch gelegen hatten, faltete er nun nervös in seinen Schoß. Er räusperte sich sichtlich bemüht, die Fassung wiederzuerlangen. „Auf was wollen Sie hinaus?“, fragte er vorsichtig. Leder knarrte, als er sich unruhig in seinem Sessel bewegte.
    „Kennen Sie Robert Sutton?“, wiederholte Cruz seine Frage und bemerkte, wie sich Walters Augen verengten. „Ich beantworte gerne für Sie die Frage, Senator: Ja, Sie kennen Robert Sutton. Er ist Ihr Drogendealer und hat Sie mit Prostituierten versorgt. Am 21. Februar hat er Ihnen ein Mädchen ins Carlton Hotel geschickt, das sie um 50.000 Dollar erleichtert hat. Ist soweit alles richtig?“, Cruz‘ Stimme klang bestimmter, war aber noch weit von der Schärfe entfernt, nach der ihm zumute war.
    Walters erhob sich aus seinem Sessel. „Ich möchte, dass Sie umgehend dieses Büro verlassen. Alles weitere können Sie meine Anwälte fragen“, antwortete er.
    Die beiden Ermittler warfen sich einen Blick zu. Cruz wusste, dass das der Punkt war, an dem sie keine Chance mehr hatten. Er wollte sich schon erheben, als Lilly das Wort ergriff.
    „Senator, wir können uns mit unserem Anliegen sehr gerne an Ihre Anwälte wenden, dann müssen wir aber leider den Umweg über die Presse gehen.“ Sie sprach ruhig und sachlich. Als Sie fortfuhr, fixierte sie ihn. „Und Sie wissen sicher, dass Ihr Abenteuer gerade im Wahlkampf ein interessantes Thema für die Journalisten, für ihre politischen Gegner – und insbesondere auch für die Wähler sein würde.“ Sie beugte sich vor, eine aggressive Geste, mit der sie bewusst in Walters persönlichen Raum eindrang.
    Walters Blick verhärtete sich, mit so einer Offensive hatte er nicht gerechnet. „Das ist Rufmord. Das kostet sie Ihren Job“, fauchte er sie an.
    „Ja, da haben Sie Recht. Aber auch nur, wenn wir mit unseren Vermutungen falsch liegen. Und ich bin mir nicht sicher, wie loyal ein Robert Sutton Ihnen gegenüber ist. Eine Zeitung muss ihm nur etwas Kleingeld anbieten, damit er seine Sicht der Dinge erzählt. Und ich bin mir nicht sicher, wie Sie dabei wegkommen. Ach so, und es gibt ein Video, Senator! Wollen Sie es darauf ankommen lassen? Dann verlassen wir jetzt augenblicklich Ihr Büro“, entgegnete sie freundlich.
    Cruz war begeistert von Lillys riskantem Pokerspiel. „Walters, Sie haben sich mit den falschen Leuten eingelassen“, durchbrach er schließlich den Widerstand des Senators.
    Der Mann wurde immer blasser und ließ sich letztendlich in seinen Sessel zurückfallen. „Na gut“, erwiderte er. „Ich erzähle Ihnen alles.“

Kapitel 68
    Bangkok
    Es war mittlerweile später Abend in Thailands Hauptstadt. Der Junge war auf Toms Arm eingeschlafen. Tom hatte nicht aus ihm herausgebracht, wie er hieß, geschweige denn, wo er wohnte. Sie waren stundenlang durch Bangkok gelaufen, bis sie ein Regenguss überrascht hatte und er dem Jungen eine Regenjacke kaufen musste, deren Kapuze er ihm nun tief ins Gesicht gezogen hatte. Er stand vor einem Hotel, wo er für sich und den Kleinen ein Zimmer nehmen wollte. Auch wenn es sich um ein einschlägiges Etablissement handelte, wo keine Fragen gestellt wurden, wollte Tom nicht riskieren, dass ihm eine falsche Verbindung zu dem Kleinen unterstellt wurde. Er gab ihn deswegen als seinen Sohn aus.
    Der Kleine war aufgewacht. Sie saßen schließlich auf dem Bett und Tom packte Essen und zwei Cokes aus seinem Rucksack. Das Zimmer war spärlich eingerichtet und es roch modrig. Das Bett bestand aus einem Gestell und einer dünnen Matratze, das Bettzeug war mit Sicherheit nicht frisch gewaschen, aber so etwas hatte Tom noch nie gestört. Der Junge strahlte, als er einen Schluck aus der Dose nahm. „Na, noch nichts vom
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