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Glockenklang von Campanile

Glockenklang von Campanile

Titel: Glockenklang von Campanile
Autoren: Lucy Gordon
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regelmäßigen Abständen an der Brüstung standen, von Bäumen überhangen.
    Ihre
Bank war die zweite auf der linken Seite gewesen. Sie würden sie sehen können, sobald sie den Garten betraten. Welche Freude und welches Glück hatte sie hier empfunden – und nun war all das vergangen und verloren. Als sie durch die Pforte schritten, wandte sie den Blick ab. Aber sie hielt es nicht lange durch, wappnete sich innerlich und schaute auf die Bank.
    Sie war nicht da.
    “Wir sind hier nicht richtig”, sagte sie. “Es muss weiter hinten sein.”
    “Nein, es war die zweite”, erwiderte Francesco. “Dort drüben hat sie gestanden, wo die beiden Steinsockel aus dem Boden ragen.”
    “Aber sie ist fort”, flüsterte sie, und ein Frösteln überlief sie, weil der Wind so kalt war.
    “Ja, leider. Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, wieso sie weg ist. Vor ein paar Wochen war sie noch da.”
    Die Bank war fort und mit ihr die sentimentalen Erinnerungen. Als bräche ein Damm, musste Sonia plötzlich weinen. Sie konnte sich nicht mehr beherrschen und schluchzte hilflos.
    “Liebling …” Francesco nahm sie in die Arme. “Bitte, es ist doch nur eine Bank.”
    “Das ist es nicht”, weinte sie. “Es ist alles … das Ende von allem … verstehst du das denn nicht? Es ist alles vorbei … alles, was wir gehabt haben.”
    “Ich dachte, das wäre schon lange vorbei”, erwiderte er behutsam.
    “Das war es, aber – jetzt ist es wirklich so”, sagte sie erstickt. Logik und gesunder Menschenverstand konnten ihr in dieser Lage auch nicht helfen. Alles war verschwunden, zurück blieb gähnende Leere. Jede Kraft schien sie auf einmal zu verlassen, und sie schluchzte bitterlich in Francescos Armen.
    “Es ist nicht zu Ende”, sagte er eindringlich. “Es ist immer noch vorhanden. Wir dürfen es nur nicht aufgeben.”
    Störrisch schüttelte sie den Kopf. “Es hat keinen Sinn, sich Illusionen zu machen.”
    “Illusionen?” Ärgerlich hob er die Stimme. “Du hast dir also gedacht, wenn wir im Winter hierher kommen, dann würde sich unsere Liebe als Illusion erweisen. Und? Ist es so?”
    Stumm schüttelte sie den Kopf, das Gesicht immer noch tränenüberströmt. Francescos Zorn verrauchte, er strich ihr sanft über die feuchte Wange. “Ich wollte dich nicht anbrüllen. Komm zurück nach Haus, und wir unterhalten uns dort weiter.”
    Sonia schüttelte den Kopf. “Ich gehe ins Hotel zurück. Ich muss packen. Morgen reise ich ab.”
    “Nein, noch nicht. Es ist noch zu früh.”
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. “Liebling … Francesco, hör mir zu. Es war meine Schuld, dass alles schiefgelaufen ist. Das weiß ich schon lange. Ich habe nie eine Familie gehabt, und deine … es war einfach zu viel für mich …”
    “Ich verstehe, was du meinst. Aber sie bieten nicht nur zu viel Einmischung, zu viel Trubel, sondern auch viel Freundschaft, viel Liebe.”
    “Ich schätze, ich konnte mit so viel … Nähe nicht umgehen. Sie schnürte mir den Atem ab. Ich weiß nicht, wie es in Familien zugeht … ich habe es ja nie kennengelernt.”
    “Und wie lautet deine Antwort darauf? Fortzugehen und wie ein Eremit zu leben, unser Kind so isoliert aufwachsen zu lassen, wie du selbst groß geworden bist?”
    “Du willst damit sagen, ich wüsste nicht, wie ich Liebe annehmen soll. Und vielleicht hast du sogar recht damit.”
    “Dann lern es. Es ist immer noch Zeit dazu. Nimm die Liebe an, die wir alle versucht haben dir zu geben.”
    “Das hört sich einfacher an, als es ist. Es wird nicht funktionieren. Wir würden uns schon sehr bald wieder streiten.”
    “Du bist wirklich dickköpfig”, beschuldigte er sie bitter. “Ist es so schwer vorstellbar, dass du dich irren könntest?”
    “Mag sein”, erwiderte sie traurig. “Ich war immer davon überzeugt, dass ich recht habe, nicht wahr? Deswegen habe ich dich so unglücklich gemacht.”
    “Du hast mich unglücklich gemacht an dem Tag, an dem du mich verlassen hast”, erwiderte Francesco. “Ansonsten nie.”
    “Ach, Liebling, das stimmt nicht. Du weißt, wie oft ich dich zornig gemacht habe …”
    “Zornig ist nicht unglücklich. Zorn kann eine Ehe nicht zerstören, wenn zwei Menschen sich lieben. Er muss unsere auch nicht zerstören. Außerdem, du kannst jetzt nicht reisen. Das Baby …”
    “Das Baby kommt frühestens in drei Wochen.”
    “In ein paar Tagen ist Weihnachten, ist dir das klar?”
    “Deswegen muss ich mich beeilen. Wenn ich morgen abreise, komme ich
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