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Glockenklang von Campanile

Glockenklang von Campanile

Titel: Glockenklang von Campanile
Autoren: Lucy Gordon
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so schnell aufzugeben”, flüsterte sie. “Hasst du mich nicht?”
    Er beugte sich vor und flüsterte: “Ich will aufrichtig sein, anfangs habe ich dich gehasst. Mich hatte nie zuvor eine Frau verlassen, und die Einzige, die es dann tat, war auch die Einzige, die mir etwas bedeutete. Ich sagte mir immer, du würdest zurückkommen. Monatelang glaubte ich fest daran, bevor ich mir eingestand, dass du ebenso dickköpfig warst wie ich selbst.”
    “Zu dickköpfig”, sagte sie. “Ich hätte schon längst zurückkommen sollen, aber …”
    “Ich weiß, ich weiß. Wir lernen voneinander. Wir haben jetzt Hilfe.”
    Wieder zuckte sie zusammen, als eine neue Wehe ihr den Atem nahm. Francesco wischte ihr den Schweiß von der Stirn, und sie verfielen in Schweigen. Eine Hand in der ihres Mannes, kämpfte Sonia darum, ein neues Leben auf die Welt zu bringen, ein Kind, das durch Liebe entstanden war.
    Als Sonia aufblickte, sah sie die Qual in seinen Augen.
    “Liebling …”, sagte er voller Verzweiflung.
    “Es … ist … schon gut …”, keuchte sie. “Es ist … etwas ganz … Normales. Mach dir keine Sorgen”, flüsterte sie. “Wir werden … ein wunderschönes Baby bekommen.”
    “Jede Minute”, verkündete Mutter Lucia triumphierend. “Pressen Sie, nur noch ein einziges Mal.”
    Und dann war alles vorüber.
    “Es ist ein Junge”, sagte Francesco mit einer Stimme, wie sie sie noch nie bei ihm gehört hatte.
    Das Schreien wurde lauter, stärker, bis ein kräftiges Brüllen von den Wänden des Kreißsaals widerhallte. Beide Eltern schauten sich über den Kopf ihres Kindes hinweg stolz in die Augen.
    Dann endlich hielt Sonia ihren Sohn in den Armen, ein winziges Wesen und doch vom Kopf bis zu den Zehenspitzen perfekt. Ein nie gekanntes, einzigartiges Gefühl erfüllte ihr Herz. Unermessliche Liebe zu ihrem Kind mischte sich mit der Erkenntnis, dass sie nun wusste, was wichtig war.
    “Francesco …”, flüsterte sie. “Bist du immer noch da?”
    “
Si, amore mio”
, sagte er, weil er sofort verstanden hatte. “Ich bin noch hier. Ich werde immer da sein.”
    “Du warst so weit fort”, murmelte sie.
    “Du auch. Ich wusste nicht, wie ich zu dir gelangen konnte. Aber jetzt werde ich dich nie wieder loslassen. Keinen von euch beiden.”
    “Mm …”, murmelte sie schläfrig. Die Anstrengungen der Geburt forderten ihren Tribut. Sie fühlte seine Lippen sanft auf ihrer Stirn und auch, wie er ihr sacht das Baby aus dem Arm nahm.
    “Schlaf jetzt”, befahl er ihr. “Du kannst mir unseren Sohn überlassen. Er ist bei mir sicher.”
    Natürlich ist er das, dachte sie benommen. Hier gab es Sicherheit, Liebe, all die Dinge, die sie seit dem Tag vermisst hatte, an dem sie Venedig aus Gründen verlassen hatte, an die sie sich jetzt nicht mehr erinnern konnte.
    Erschöpft glitt Sonia in einen heilsamen Schlaf.
    Als Sonia aufwachte, war es draußen vor den Fenstern dunkel. Neben ihrem Bett stand ein Kinderbettchen. Voller Liebe und beinahe ehrfürchtig betrachtete sie ihr Baby und schaute sich dann ängstlich im Raum um, bis sie entdeckte, was sie suchte. Francesco. Er saß dösend in einem Lehnstuhl am Fenster. Sie entspannte sich. Er war hier. Alles war gut.
    Irgendein Instinkt weckte ihn. Er kam sofort zu ihr und lächelte sie an. Sie streckte ihm die Arme entgegen, und er ließ sich umarmen, drückte sie, wie er sie noch nie gedrückt hatte.
    “Ich liebe dich”, flüsterte er. “Ich liebe dich mehr als je zuvor.”
    “Wie konnte ich dich nur verlassen?”, murmelte sie. “Ich liebe dich doch.”
    “Sag mir, dass du mich liebst”, bat er. “Ich möchte es hören.”
    “Ich liebe dich. Ich weiß nicht, wie ich jemals denken konnte, ich würde dich irgendwann vergessen.”
    “Schwöre, dass du mich niemals wieder verlässt.”
    “Ich werde nicht einmal mehr daran denken. Ich könnte es überhaupt nicht ertragen, von dir getrennt zu sein.” Ein Gedanke kam ihr. “Im Schlaf ist mir bewusst geworden, worin der Zauber liegt.”
    “Du hast ihn begriffen?”, fragte er skeptisch.
    “Winter oder Sommer, die Magie war immer da – weil du da warst. Es war niemals eine Urlaubsromanze.”
    “Das habe ich immer gewusst.”
    “Und hast versucht, es mir begreifbar zu machen. Nun habe ich es verstanden.”
    “Nachdem du eingeschlafen warst, bin ich bei
Mamma
gewesen. Sie möchte so gern herkommen und dich sehen, und ihren jüngsten Enkelsohn.”
    “Kann sie denn schon aufstehen?”
    “Sie blühte förmlich auf,
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