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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen
Autoren: Barbara Cartland
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sie?“
    „Im Empfangszimmer“, antwortete der Marquis. „Lassen Sie sie dort nur Wurzeln schlagen. Ich werde vorläufig nicht mit ihr reden.“
    Eine halbe Stunde später saß der Marquis am Frühstückstisch, der für ihn im Arbeitszimmer gedeckt worden war.
    Dann fragte er in ernstem, geschäftsmäßigem Ton: „Nun, Barnham, haben Sie irgendwelche nützlichen Vorschläge zu machen?“
    Nachdem der Marquis ihn verlassen hatte, saß Mister Barnham an seinem Schreibtisch und las den Brief von Lord Kirkhampton immer wieder neu. Und danach die Heiratsurkunde.
    Er sah deutlicher als der Marquis, wie tief der Rachedurst in Lord Kirkhampton sitzen musste. Es hatte ihn offensichtlich bis ins Innerste getroffen, von einem jüngeren Mann bei verschiedenen Gelegenheiten übervorteilt zu werden.
    Schon oft hatten sich Freunde des Marquis an Mister Barnham gewandt, wenn sie irgendwelche schlechten Neuigkeiten oder Warnungen weiterzugeben hatten. Sie alle mochten ihn.
    Hin und wieder hatte einer in demselben Regiment gedient wie Barnham, ehe er beim Kampf verwundet wurde und gezwungen war, sich ins Privatleben zurückzuziehen.
    Der Marquis sagte sich oft, dass es der glücklichste Tag in seinem Leben gewesen war, zu erfahren, dass Captain Roger Barnham eine Anstellung suchte.
    Der Marquis hatte damals gerade erwogen, seinen Sekretär in Pension zu schicken. Roger Barnham kam ihm daher wie gerufen. Und er arbeitete sich so schnell und geschickt in die Geschäfte ein, dass er das Vertrauen des Marquis im Handumdrehen gewann.
    Es gab nur wenige Geheimnisse, die der Marquis Mister Barnham nicht anvertraute. Er wusste daher, dass der Marquis sich selten länger von einer Frau fesseln ließ, so schön sie auch sein mochte. Jede Verbindung war nur von kurzer Dauer, und es stand fest, dass sein Herr keinen Gedanken an eine Heirat verschwendete.
    Als er nun unerwartet eine Heiratsurkunde präsentiert bekam, deren Inhalt eine Frau und, wie der Marquis erklärt hatte, eine Prostituierte oder ein Dienstmädchen war, wusste Barnham, dass es sich hier auch um sein Problem handelte.
    In seinem Blick lagen tiefe Zuneigung und große Sorgen um den Marquis.
    Nach dem Bad wirkte der Marquis in frischer Kleidung wieder so elegant wie immer. Er hatte seine weiße Krawatte in der besonderen Art geknüpft, um die ihn die Dandys von St. James’s Street beneideten. Und sein Haar war so verwegen zurückgebürstet wie seit eh und je.
    Doch die Blässe schien auch durch sein leicht gebräuntes Gesicht hindurch. Man sah ihm an, dass er eine schwere Nacht hinter sich hatte.
    Solche Nächte waren nichts Ungewöhnliches, wie Mister Barnham etwas spöttisch bei sich dachte. Doch die Folgen dieser Nacht waren anders als sonst.
    Der Marquis erwartete nun eine Antwort auf seine Frage.
    „Es ist mir wieder eingefallen, was ich über diesen Fletcher gehört habe“, erläuterte Mister Barnham. „Es handelt sich um einen Fall, der vor zwei Jahren passierte. Damals verheiratete er eine junge Erbin mit einem Hallodri. Ihr Vater erhob gegen diese Ehe Einspruch.“
    „Und? Wie war das Ergebnis?“
    „Das Gericht entschied, dass die Ehe gültig sei.“ Der Marquis presste die Lippen zusammen. Dann sagte er mühsam beherrscht: „So bleibe ich also ein verheirateter Mann?“
    „Ich fürchte ja, Mylord.“
    Es herrschte einen Moment Schweigen. Dann erwiderte der Marquis: „Ich vermute, es bleibt mir nur eines zu tun: Der Frau Geld zu geben und ihr zu sagen, dass sie sich zum Teufel scheren soll.“
    „Daran habe ich auch gedacht“, antwortete Mister Bamham. „Und ich habe das Gefühl, dass Lord Kirkhampton genau das erwartet.“
    Der Marquis blickte ihn überrascht an: „Was meinen Sie damit?“
    „Es besteht doch die Möglichkeit, dass er seine Rache lange auskosten will. Er wird auf die Frau als auf die von Ihnen verlassene Ehefrau hinweisen und damit Aufsehen und Mitgefühl erregen. In Kürze ist dann ein Skandal inszeniert.“
    Der Marquis konnte den Gedanken daran nicht ertragen. Es wäre fürchterlich, wenn die Leute, die ihn hofierten und wegen seiner Sportlichkeit bewunderten, in Wirklichkeit hinter seinem Rücken spotteten und über ihn lachten. Und wenn er bei Pferderennen oder im Theater statt Beifall böses Zischen hinnehmen müsste.
    Der Marquis unterbrach das Schweigen: „Was kann ich denn nur tun?“, fragte er heftig.
    „Ich habe die Frau noch nicht gesehen“, erwiderte Mister Barnham. „Aber wenn Sie sich dazu überwinden könnten,
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