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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus
Autoren: David Gray
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verhaftet werden, sobald er zurückkommt. Obwohl wir ihm den Mordauftrag an Anatoli Ryschkow wahrscheinlich klar genug beweisen könnten, um ihn dafür lebenslang einfahren zu lassen. Sie werden landesweit Schlagzeilen machen und zwar exklusiv.“
    Bellini schloss ihre Augen, warf die halbgerauchte Zigarette zu Boden und trat sie aus.
    „ Für einen Oberbullen sind Sie erstaunlich naiv, Boyle. Sie waren doch über ein Jahr Presseoffizier in diesem Laden. Wenn ich diese Story bringen soll, brauch ich handfeste Beweise, aber keine müden Versprechen. Und bis ich die habe, gilt unsere Abmachung. Also lassen Sie sich entweder etwas einfallen, womit Sie mir diesen Containerfall beweisen, oder sehen Sie zu, wie ich ab morgen früh Stillers heiliges Andenken in meiner Kolumne schlachte. Und vielleicht bin ich dann sogar sauer genug ein paar Andeutungen darüber fallen zu lassen WER seinerzeit WEM die Informationen für den Überfall auf die LKA Männer vermittelt hat.“
    Bellini sah Boyle unverfroren geradeheraus an.
    „ Vor ein paar Jahren hat mir eine Art Kollege von Ihnen mal gesagt: Macht sei immer die Angst der anderen. Damals hatten diese anderen noch Angst vor Euch. Aber heute habt IHR ANGST VOR DENEN. Und das gefällt mir nicht.“
    Bellini hob ihren Kopf und zog ihre Nase kraus.
    „ Riechen Sie das … so riecht es im ganzen Haus.“
    Boyle sah ihrer Vorstellung wortlos zu, ohne zu ahnen worauf sie hinauswollte.
    „ Angst, Boyle. Nur ist das Polizeipräsidium so ziemlich der letzte Ort in dieser Stadt, an dem es nach Angst riechen sollte, finden Sie nicht?“
    Klingelnd öffneten sich die Aufzugstüren.
    „ Deshalb setzten Sie seit Jahren auf Premuda, nicht wahr? Weil Sie meinen, er ist derjenige, wegen dem es hier angeblich so sehr nach Angst riecht? Ist es das?“
    Bellini stellte einen Fuß zwischen die Aufzugstüren und sah sich lächelnd nach Boyle um.
    „ Keiner in dieser Stadt kann Premuda so sehr hassen, wie Becker das tut. Und trotzdem hat Premuda Stiller vor Ihren Augen erschossen, ohne befürchten zu müssen, dafür auch nur einen einzigen Tag in den Knast zu wandern. Meinen Sie Becker wüsste nicht, was mit diesen Leuten damals in dem Container passiert ist, und wer da in Berlin seinerzeit zur Feier des Tages eine Flasche geköpft hat?“
    Bellini trat in den Aufzug. Aber Boyle konnte sie nicht einfach so gehen lassen. Als Siegerin. Dazu hatte er vorhin für seinen eigen Sieg in gewisser Weise nämlich zu viel bezahlt.
    „ Und Sie Bellini - was ist mit Ihrer Angst? Premuda wird nicht mehr ewig leben. Was dann – haben Sie sich das schon mal gefragt?“
    Bellinis flacher Lederschuh hinderte die Aufzugstüren nunmehr von innen her daran zusammenzuschlagen.
    „ Sie verdammter Heuchler. Sie haben noch vor ein paar Minuten in dem Vernehmungszimmer dafür gesorgt, dass dieses arme Schwein aber auch ganz sichergehen durfte, dass Halif Kahn es war, der ihn verraten und benutzt hat. Meinen Sie, das wäre mir entgangen? Was glauben Sie, ist Ihre Containerstory ohne Halif Kahn noch wert? Aber das war so was wie ihre Außenseiterchance, oder Boyle? Irgendwie hoffen Sie, wird Younas Aris schon dafür sorgen, dass Halif für seinen Verrat an ihm zur Rechenschaft gezogen wird. Und zwar am besten auf dieselbe Art, wie er es diesen vier toten Jungen besorgt hat. Verarschen Sie mich nicht. Das hab ich Ihnen schon mal gesagt.“
    Boyle wusste, dass sie Recht hatte – mit allem. Und er ertrug es nicht. Er fiel aus seiner Rolle.
    „ Meinst Du das macht mir Spaß, Bellini?“
    Bellinis Schuh blieb wo er war.
    „ Nein, aber ich hasse es Nachrufe von Leuten drucken zu müssen, die um eine Spur anständiger sind, als es eigentlich gesund für sie sein kann. Und Du, Boyle, bist derzeit noch vor Halif der heißeste Kandidat für den nächsten Nachruf den ich drucken lassen muss. DAS ist der einzige Grund, weshalb ich Dich nicht jetzt gleich fertig mache, wie ich eines Tages Becker und Klein und all die anderen Bonzen hier fertig machen werde.“
    Die Aufzugstüren glitten zusammen. Boyle stellte im letzten Moment seinen Fuß dazwischen.
    „ Halif importiert Kindersoldaten aus Sierra Leone und Nigeria um hier Mordaufträge für ihn auszuführen.“
    Er sah Bellini an. Einen Moment stand sie es durch. Dann schlug sie ihre Augen nieder und schüttelte den Kopf.
    „ Du lügst, Boyle. Lügen erniedrigt. Jedenfalls solange man nicht wirklich mit dem ganzen Herzen dabei ist.“
    Sie drückte auf den Knopf. Die Türen
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