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GK266 - Die weiße Göttin

GK266 - Die weiße Göttin

Titel: GK266 - Die weiße Göttin
Autoren: A.F.Morland
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Sie?«
    »Weil ich einem Mädchen begegnet bin, das haargenauso aussieht wie Sie. Es könnte Ihr eineiiger Zwilling sein.«
    »Wo sind Sie diesem Mädchen begegnet, Mr. Thompson?« fragte ich.
    »Ich bin Journalist«, holte Thompson daraufhin etwas weiter aus. »Ich komme weit in der Welt herum. Zuletzt war ich in Kenia. In Mombasa, um ganz genau zu sein. Eine herrliche Stadt. Die wichtigste Hafenstadt an der Ostküste Afrikas. Sie beherbergt ein babylonisches Völkergemisch aus Einheimischen, Arabern, Asiaten und Mischlingen…«
    Thompson sah meinen ungeduldigen Blick.
    Er nickte. »Ich komme schon zur Sache, Mr. Ballard.«
    »Das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen.«
    »Also ich hatte zwei Monate in Mombasa zu tun. Eines Tages hörte ich von einer weißen Göttin, die von den Schwarzen verehrt wird. Ihr Name ist Bara. Sie soll mal ein schwarzes Mädchen gewesen sein und wurde durch irgendeinen Zauber über Nacht weiß. Seltsam, nicht wahr? Das dachte ich mir damals auch. Und da Journalisten neugierige Leute sind, wollte ich mir das Mädchen mal aus der Nähe ansehen.«
    »Und? Haben Sie’s getan?« fragte ich.
    Thompson hob die Brauen. »Das ist nicht so einfach, wie Sie sich das denken, Mr. Ballard. Bara führt ein grausames Regime. Wer sich ihr nicht bedingungslos unterwirft, hat mit schlimmen Strafen zu rechnen. Es heißt, sie sei unheimlich kräftig. Ein Mädchen, ausgestattet mit Fähigkeiten, die Sie sich nicht vorstellen können, Mr. Ballard. Das ist Bara. Sie tötet jeden, der ihren Befehlen nicht gehorcht. Sie ist kalt und unbarmherzig. Sie ist die Göttin des Bösen…«
    Die Geschichte fing an mich zu interessieren.
    Eine Göttin des Bösen in Mombasa.
    Dahinter steckte gewiß die Macht der Hölle. Grund genug für mich, auf Alarmstufe eins zu schalten.
    »Die Schwarzen beten sie an und fürchten sie«, berichtete Bob Thompson weiter. »Es hieß, Bara würde sich die meiste Zeit außerhalb von Mombasa aufhalten. Etwa fünfzig Kilometer von der Stadt entfernt. Man sagte mir, ich könne zu ihr gelangen, wenn ich auf der Straße zum Tsavo-Nationalpark bliebe. Das machte ich.«
    Thompson grinste Vicky und mich an.
    Er wiegte den Kopf und sagte: »Sie können sich nicht vorstellen, wie mir auf dieser Fahrt zumute war. Es hieß, daß Bara Neugierige bereits einige Male mit dem Tod bestraft hatte. Man sagte mir, ich solle die Fahrt lieber bleiben lassen, niemand solle sein Schicksal so sehr herausfordern…«
    »Warum sind Sie trotzdem gefahren?« wollte Vicky wissen.
    »Mein Wissensdurst hat mich dazu getrieben. Ich wäre vor Neugier zerplatzt, wenn ich mich nicht auf die Suche nach Bara gemacht hätte. Ich war mit einem Nachtglas, einer Infrarotkamera und mit einem Gewehr ausgerüstet. Gegen Abend hatte ich die fünfzig Kilometer heruntergespult. Aus einem ausgedehnten Hain war dumpfes Trommeln zu hören. Ich verließ den Wagen…«
    Bob Thompsons Blick wurde starr. Er schaute auf unseren Tisch, als könne er da wie auf einer Kinoleinwand noch einmal sehen, was sich vor kurzem in Afrika ereignet hatte.
    Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf seiner Stirn.
    Er atmete schneller.
    Seine Züge waren angespannt.
    »Ich schlich in den Hain«, erzählte der Journalist weiter. »Das Gewehr im Anschlag. Mein Herz klopfte hoch oben im Hals. Der dumpfe Klang der Trommeln wurde allmählich lauter. Ich entdeckte zwischen den Stämmen von Kokospalmen ein flackerndes Feuer. Darauf schlich ich zu. Mir wurde immer mulmiger zumute. Andauernd fielen mir die vielen Warnungen ein, die ich ausgeschlagen hatte. Es heißt: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Ich hätte noch umkehren können, aber ich tat es nicht, obwohl die eine – vernünftige – Hälfte in mir pausenlos dazu riet.«
    Ich griff nach meinem Glas und nahm wieder einen Schluck vom andalusischen Wein. Er schmeckte köstlich.
    Mein Blick wanderte zu Vicky.
    Sie schaute Thompson mit gespannter Miene an.
    Ihre Augen hingen an seinen Lippen.
    »Durch das Nachtglas«, fuhr Thompson fort, »sah ich schwarze Gestalten, die um das Feuer herumtanzten. Sie rasselten mit Tierknochen, die sie an die Fußgelenke gebunden hatten und murmelten einen monotonen Singsang, während drei Trommler ihre Instrumente mit den Händen bearbeiteten. Ich pirschte mich so nahe wie möglich an das lodernde Feuer heran. Mir war klar, daß ich mein Leben verlieren würde, wenn mich einer dieser schwarzen Teufel entdeckte. Es war wie ein Rausch für mich. Ich genoß es – so
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