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GK228 - Das Tribunal der Dämonen

GK228 - Das Tribunal der Dämonen

Titel: GK228 - Das Tribunal der Dämonen
Autoren: A.F.Morland
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wie im Fieber. Er suchte nach einem Gegenstand, mit dem er sich bewaffnen konnte.
    Der Dämon löste sich von der Tür.
    Napels entdeckte beim Sperrgut Skier und die dazugehörigen tellerlosen Aluminiumstöcke. Blitzschnell griff er nach einem solchen Stock. Mit verzerrtem Gesicht klemmte er sich den Stock unter den rechten Arm – wie eine Turnierlanze –, und dann griff er mit einem heiseren Schrei verzweifelt an. Die Stockspitze durchstieß den häßlichen Körper des Dämons wie Luft und bohrte sich tief in das Holz der Waggonwand.
    Wieder lachte der Dämon markerschütternd auf. Joe Napels stand fassungslos da.
    Die Bestie aus den Tiefen des Bösen glitt mit höhnisch verzerrter Fratze auf den jungen Bahnbeamten zu. Napels war so schwer geschockt, daß er nicht mehr reagieren konnte. Er mußte geschehen lassen, was der Dämon mit ihm vorhatte.
    Eine eisige Kälte drang durch seine Poren in seinen Körper ein. Er schauderte kurz.
    Und dann war der Unhold in ihm. Er würde von diesem Moment an nur noch das tun können, was ihm vom Dämon befohlen wurde. Sein Leib war zu einem Wirtskörper geworden. Der Dämon hatte ihn zu einem Besessenen gemacht. Es würde ihm fortan unmöglich sein, Gutes zu tun, denn das Böse in ihm würde das niemals zulassen.
    Zuletzt dachte Joe Napels noch: Ich hatte mit Recht Angst vor diesen Särgen. Dann erlosch sein Ich.
    Er war zu einem anderen geworden.
    ***
    Ferdy Dunlop wurde unruhig. Ron Taxier fiel das auf, und er grinste verständnisvoll. »Was glauben Sie, wie’s mir in der ersten Nacht hier gegangen ist. Damals verkehrten dreimal so viel Züge wie heute. Heute fährt ja alles mit dem Wagen. Damals waren auch nachts die Züge ziemlich voll. Ich hatte alle Hände voll zu tun, und ich hatte mächtigen Bammel, irgend etwas falsch zu machen. Dann wäre ich diese Arbeit gleich wieder los gewesen, wie sie sich denken können. Damals wollten diesen Job außer mir noch mindestens zehn andere Beamte haben. Ich stand unter einem gewaltigen Druck, aber nachdem ich die erste Nacht problemlos hinter mich gebracht hatte, wußte ich, daß ich für diesen Streckenwärterposten geschaffen war. Beim Film würde man sagen, ich war die Idealbesetzung.«
    Dunlop blickte verstimmt auf seine Uhr. »Hören Sie, wollen Sie nicht doch lieber wieder gehen? Ich brauche Ihre Hilfe wirklich nicht. Was habe ich denn schon Großartiges zu tun? Ein paar Hebel muß ich umlegen. Das ist alles. Halten Sie mich für so dämlich, daß ich dazu nicht imstande bin?«
    Taxier legte den Kopf schief. »Warum lassen Sie einem alten Mann nicht die Freude, ein letztes Mal hier zu sein?«
    »Weil Sie hier nichts mehr zu suchen haben, verdammt!« brauste Dunlop auf. »Sie hatten Ihren Spaß viele Jahre lang. Jetzt bin ich dran.«
    Taxier lächelte verlegen. »Ich bin ein sentimentaler Idiot, was?«
    »Es ist mir gleichgültig, wofür Sie sich halten. Ich kann Sie hier nicht brauchen. Sie gehen mir auf die Nerven. Sie sind mir im Weg. Was soll ich denn noch alles sagen, damit Sie sich verziehen? Warum gehen Sie nicht ins Wirtshaus zu Ihren Freunden zurück. Die würden sich über Ihre Rückkehr bestimmt freuen. Sie würden denen und mir damit einen großen Gefallen erweisen. Sie halten doch so viel auf die Dienstvorschrift. Es müßte Ihnen doch bekannt sein, daß Sie dagegen verstoßen, wenn Sie sich – als Unbefugter – hier drinnen aufhalten.«
    »Als Unbefugter«, knurrte Taxier erschüttert. »Das muß man sich nach so vielen Jahren sagen lassen.«
    »Ihr Dienstverhältnis ist seit gestern zu Ende. Sie sind pensioniert, und Sie haben hier nichts mehr zu suchen, das könnte ich Ihnen Schwarz auf Weiß zeigen. Ich habe Sie längst durchschaut, Taxier. Sie sind nicht hier, weil Sie einem jungen Kollegen über die erste Nacht helfen wollen. Sie sind gekommen, weil Sie damit nicht fertigwerden, daß Sie nie mehr wieder hierher zurückkehren dürfen. Sie können sich nicht damit abfinden, zum alten Eisen zu gehören. Sie wollen nichts davon wissen, nicht mehr arbeiten zu müssen. Aus diesem Grund sind Sie hier. Aus keinem anderen.«
    Taxier senkte den Blick. Leise erwiderte er: »Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht ist das der wahre Grund, den ich vor mir selbst verbergen möchte. Aber können Sie das denn nicht verstehen? So viele Jahre habe ich hier verbracht. Ich bin hier zu Hause. Aber man wirft mich raus, nur weil diese dämliche Jahreszahl in meiner Geburtsurkunde steht. Ein Datum macht mich arbeitsunfähig, Ferdy.
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