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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon
Autoren: A.F.Morland
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werden jetzt auf Ihr Zimmer gehen und die Koffer packen, Dr. Krause.«
    »Aber…«
    Ich winkte brüsk ab. »Keine Widerrede. Tun Sie, was ich Ihnen sage. Ich weiß, was für Sie das beste ist. Sie werden die nächste Maschine nehmen, die Persien in Richtung Europa verläßt, ist das klar?«
    »Und was tun Sie?«
    Ich grinste. »Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen beim Packen.«
    Krause schüttelte erregt den Kopf. »Ich käme mir schäbig vor, wenn ich Sie jetzt im Stich lassen würde, Mr. Ballard.«
    »Ich kann Ihre Hilfe sowieso nicht gebrauchen«, sagte ich absichtlich hart, um es ihm leichter zu machen, meinem Vorschlag zuzustimmen. »Sie sehen doch, was passiert, wenn Sie in Teheran bleiben. Sie sind mir – es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen – keine Hilfe, sondern Sie stellen für mich eine Gefahr dar. Räumen Sie das Feld, ehe etwas geschieht, das wir beide dann nicht mehr reparieren können.«
    Schweren Herzens willigte er ein. Ich wies auf das Telefon und befahl ihm, die Rechnung zu verlangen. Dann begleitete ich ihn in sein Zimmer. Solange er auf persischem Boden war, wollte ich nicht mehr von seiner Seite weichen.
    Wir packten gemeinsam. Als wir fertig waren, brannte er sich eine Zigarette an. Mir hielt er gedankenverloren die Packung hin, ich schüttelte lächelnd den Kopf, und er sagte: »Ach ja.«
    Wir trugen das Gepäck zu meinem Leih-Peugeot. Während Werner Krause die Hotelrechnung beglich, buchte ich für ihn einen Flug nach Frankfurt am Main. Die Maschine würde in einer Stunde von Mehrabad abfliegen.
    Wir brauchten also nichts zu überstürzen, hatten noch genügend Zeit zur Verfügung. Als sich Krause neben mich auf die weinrote Polsterung setzte, ließ ich den Motor an.
    Krause schaute mich von der Seite her an. »Tony…«
    »Hm?« Ich steuerte den weißen Peugeot 504 TI vom Parkplatz des INTO-Hotels.
    »Was für ein Gefühl haben Sie bei der ganzen Sache?« fragte mich der Deutsche.
    »Soll ich ehrlich sein?«
    »Wenn’s geht – ja.«
    »Kein gutes. Melissa, Snow und Rodensky befinden sich schon zu lange in der Gewalt des Stierdämons. Wer weiß, was das Scheusal in dieser Zeit schon mit ihnen angestellt hat.«
    »Glauben Sie, daß Sie sie noch retten können?«
    Ich hob die Schultern. »Ich hoffe es.«
    Der Arzt aus Hamburg legte seine Hände in den Schoß. Er schwieg eine Weile. Dann sagte er mit belegter Stimme: »Wenn das hier vorbei ist… Wenn Sie Erfolg gehabt haben … Ich würde furchtbar gern hören, wie die Sache ausgegangen ist.«
    Ich nickte. »Ich werde es Sie wissen lassen.«
    »Wie?«
    »Vielleicht komme ich für ein paar Tage zu Ihnen nach Hamburg.«
    Dr. Krauses Augen strahlten. »Wirklich?«
    »Hamburg liegt nicht am Ende der Welt. Ich denke, ich könnte diesen kleinen Umweg auf meinem Rückflug nach London schon machen.«
    »Ich würde mich wahnsinnig über Ihren Besuch freuen, Tony.«
    »Dann gilt die Sache also«, sagte ich, und ich lachte bitter in mich hinein.
    Was für ein Narr war ich doch. Ich traf mit diesem Deutschen Abmachungen, die ich vielleicht niemals einhalten können würde. Wußte ich denn, wie mein Abenteuer in Teheran ausging? Konnte ich wirklich so zuversichtlich sein und Zukunftspläne schmieden? War es dafür nicht noch reichlich verfrüht?
    Der Stierdämon war ein fintenreicher Gegner. Ob es mir gelingen würde, ihn zu vernichten, war mehr als fraglich. Aber brauchte ich nicht diesen grenzenlosen Optimismus? Ich mußte daran glauben, daß ich es schaffen würde. Wenn ich nicht an mich glaubte, wer sollte es dann tun?
    Ich brauchte diese Siegesgewißheit.
    Im anderen Fall hätte ich gleich den Platz neben Dr. Krause buchen müssen, um mit ihm diese Stadt, in der die Gefahr auf Schritt und Tritt lauerte, zu verlassen.
    Mehrabad.
    Wir gaben Krauses Gepäck auf. Er gab mir seine Karte, ich gab ihm eine von meinen, und wir redeten über meinen Besuch in Hamburg, als gäbe es nichts, das mich davon abhalten könnte.
    »Ein Bummel über die Reeperbahn«, sagte Werner Krause grinsend. »Sie werden staunen, was es da alles zu sehen gibt.« Sein Flug wurde aufgerufen. Wir schüttelten einander die Hände. Er lächelte verlegen. Es war ihm unangenehm, Teheran zu verlassen und mich zurückzulassen. Zweifel lagen in seinem Blick. Vielleicht hätte er mir doch irgendwie helfen können? Ich wußte es besser. Es würde weit weniger Komplikationen geben, wenn der Doktor nicht mehr da war.
    »Sie müssen jetzt gehen«, sagte ich grinsend. »Sonst verpassen
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