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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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wollte dich nicht zu Tode erschrecken«, meinte ich grinsend, und ich schlug ihm auf die knöcherne Schulter.
    »Ich habe etwas aus dem Besitz von Julian Llagostera, Senor Ballard.«
    »Du hast doch nicht etwa den alten Hellseher bestohlen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Sag endlich, was du für mich hast, Manuel.«
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, weshalb der Hellseher sterben musste.«
    »Weshalb?«
    »Paco Benitez hat ihn umgebracht, damit er seine Pläne nicht verraten konnte.«
    »Klingt vernünftig. Trink noch einen. Ich glaube, der Tequila macht dich klüger.«
    »Hinterher hat Benitez die Hütte des Wahrsagers in Brand gesteckt«, sagte Manuel Alvarez, nachdem er getrunken hatte.
    »Weiß ich«, meinte ich lakonisch.
    »Ich glaube, ich weiß nun, weshalb er das getan hat, Senor Ballard.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Er wollte etwas vernichten.«
    »Klar. Die Hütte und seine Spuren.«
    »Noch etwas, Senor Ballard:«
    »Was noch?«
    »Das hier.«
    »Zeig her.«
    Er legte eine verbeulte Blechkassette auf den Tisch. Ich griff danach und machte mir die Finger daran schmutzig.
    »Ruß«, stellte ich mit gerümpfter Nase fest.
    »Ja, Ruß.«
    »Woher hast du die Kassette?«
    »Von einem Jungen.«
    »Und woher hat der sie?«
    »Gefunden.«
    »Wo gefunden – verdammt noch mal!«
    »Der Junge hat in den verkohlten Trümmern der Hütte nach Geld gesucht.« Manuel Alvarez lachte trocken.
    »Ausgerechnet da. Natürlich hat er kein Geld gefunden. Llagostera besaß noch weniger als ich.«
    »Ist das denn überhaupt noch möglich?«, fragte ich grinsend.
    »Ich ertappte den Jungen dabei, wie er die Kassette an sich nahm.«
    »Du hast sie ihm weggenommen?«
    »Ja. Sie gehörte nicht ihm.«
    »Dir aber auch nicht.«
    »Das ist etwas anderes. Llagostera und ich waren befreundet.«
    »Okay«, brummte ich. »Hast du reingesehen?«
    »In die Kassette?«
    »Natürlich in die Kassette! Du stellst vielleicht dämliche Fragen!«
    »Ich habe hineingesehen, ja.«
    »Was ist darin?«, wollte ich wissen.
    »Sehen Sie selbst nach, Senor Ballard.«
    Bevor ich das tat, trank ich mein volles Glas leer. Ich füllte es wieder, füllte auch gleich das von Manuel und schob die kleine Blechkassette vorerst mal näher an mich heran. Ich sah sie mir von allen Seiten an und klappte schließlich den klemmenden Deckel hoch. Der beißende Gestank von Rauch stieg mir in die Nase.
    Ich entnahm der Kassette eine kleine Pergamentrolle.
    »Ich konnte kaum etwas entziffern«, sagte Manuel Alvarez, als ich die Rolle neugierig aufmachte. »Das Schriftstück ist in Latein verfasst.«
    Ich grinste.
    »Latein ist meine Muttersprache.«
    »Dann werden Sie lesen können, was der Priester geschrieben hat.«
    »Der Priester?«
    »Don Miguel Pansa. Der Priester, der Paco Benitez zu töten versucht hat.«
    Es wäre übertrieben gewesen, zu behaupten, dass ich mit einem Schlag wieder einen klaren Kopf hatte. Trotzdem funktionierten die wichtigsten Sektionen meines Gehirns wieder einigermaßen zufrieden stellend. Es war wohl kaum mehr zu rekonstruieren, auf welchem Weg dieses alte Schriftstück in Llagosteras Hände gelangt war. Das war aber auch von untergeordneter Bedeutung.
    Wichtig war vielmehr, dass ich es nun in den Händen hielt und lesen konnte.
    Während ich meine verkümmerten Lateinkenntnisse wieder aktivierte, während ich mit vibrierenden Nerven las, was dieser Priester vor vielen hundert Jahren geschrieben hatte, rührte ich den Tequila nicht an.
    Hinterher brauchte ich aber einen kräftigen Schluck.
    Danach las ich die Aufzeichnungen zum zweiten Mal, und als Manuel Alvarez mich fragte, was der Priester auf dieses Pergament geschrieben hatte, las ich das Ganze zum dritten Mal. Diesmal laut – und so fließend, als wäre Latein wirklich meine Muttersprache:
    » Ich habe viele Jahre benötigt, um mich auf diesen schweren Gang vorzubereiten. Meine Nachforschungen mussten in aller Heimlichkeit angestellt wer den, denn ich wollte herausfinden, ob und womit man diesen Günstling des Satans vernichten kann. Es gefiel meinem Herrn und Gott, mich zufriedenstellende Antworten auf diese beiden Fragen finden zu lassen. Nun weiß ich, dass man in die Tiefe des Berges hinabsteigen und das gläserne Totem zerschlagen muss, wenn man Paco Benitez für immer in die Hölle verbannen will. Ich bin gerüstet und zur Tat bereit. Gott stehe mir bei und gebe mir die Kraft, den Dämon zu vernichten. Sollte mein Vorhaben jedoch misslingen, so möge dieses Schriftstück einem
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