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GK0049 - Dämonos

GK0049 - Dämonos

Titel: GK0049 - Dämonos
Autoren: Jason Dark
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nackte Männer betraten den Raum. Sie hielten Laternen in den Händen und stellten sich links und rechts der Tür auf.
    Und dann kam Dämonos.
    Er trug wieder seinen schwarzen Umhang, dessen Innenfutter aus silberner Seide bestand.
    Cindy erhob sich. Ihre Knie zitterten. Schweiß hatte sich auf ihre Stirn gelegt und sickerte bis in die Augenbrauen.
    Cindys Mund stand halb offen. Ihr Atem ging flach und stoßweise.
    Dicht vor dem Mädchen blieb Dämonos stehen.
    »Sieh mich an!« sagte er.
    Cindy blickte in das maskenhafte Gesicht und hatte plötzlich das Gefühl, als würde es sich verändern. Gräßliche Fratzen schoben sich vor das eigentliche Gesicht. Wie schnell vorbeiziehende Schablonen.
    Cindys Augen wurden groß. Sie wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte.
    Und dann war alles vorbei.
    Dämonos stand wieder so vor ihr, wie sie ihn kannte. Um seine Lippen hatte sich ein diabolisches Lächeln gekerbt.
    »Du siehst, daß ich mich verwandeln kann. Niemand weiß, als was ich morgen auftreten werde. Und niemand kennt mein wahres Gesicht. Merke es dir, Dienerin, ich kann überall sein. Was du gerade gesehen hast, war nur eine kleine Kostprobe. Und du wirst mit niemandem darüber sprechen. Denn Dämonos’ Rache würde schrecklich sein.«
    Dämonos griff unter seinen Umhang. Als die Hand wieder hervorkam, hielt sie einen gekrümmten Dolch.
    »Nimm ihn, Cindy Nichols. Geh hin und bringe der Göttin Li Ten Sai dein Opfer.«
    »Ja«, hauchte Cindy.
    Sie faßte mit bebenden Fingern nach der Waffe. Fest umschloß sie den Griff und preßte dann den Dolch so fest gegen ihren Körper, als wollte sie die mörderische Waffe nie mehr wieder hergeben.
    »Was soll ich machen?« fragte sie flüsternd.
    »Du mußt töten, Cindy. Es ist eine Frau. Geh hin, töte sie, und bringe der Göttin dein erstes Opfer.«
    Cindy wunderte sich, wie spurlos diese Worte an ihr vorbeigingen. Sie sollte einen Menschen töten.
    Es war für sie eine Aufgabe, mehr nicht.
    »Wie heißt diese Frau?«
    »Samantha Croydon«, erwiderte Dämonos…
    ***
    »Geben Sie mir noch einen«, sagte Samantha Croydon zu dem fischäugigen Kerl hinter dem Tresen.
    Schweigend füllte der Wirt zwei Fingerbreit Kognak in das Glas.
    Samantha trank einen Schluck. Es war schon das vierte Glas. Sie brauchte das einfach, um über Garrys Tod hinwegzukommen.
    Samantha war die einzige Frau in der Kneipe. Neben ihr stand ein Kerl in verwaschener Arbeitskleidung und starrte sie dauernd an. Seine Absichten waren unverkennbar. Aber noch traute er sich nicht, die Frau anzusprechen.
    Plötzlich widerte Samantha alles an. Die Kneipe, der Alkohol, das ganze Leben.
    »Zahlen«, sagte sie.
    Der Wirt kam, und Samantha warf das Geld auf den Tresen.
    »Sie wollen schon gehen?« fragte der Mann neben ihr mit lüsterner Stimme.
    Samantha gab keine Antwort, sondern wandte sich ab.
    Plötzlich faßte der Kerl nach ihrem Arm. »He, nicht so schnell, Puppe.«
    Samantha sah ihn nur an. Es mußte wohl an ihrem Blick gelegen haben, denn der Fremde ließ sie so schnell los, als hätte er sich an irgend etwas die Finger verbrannt.
    »War ja nur mal ‘ne Frage«, knurrte er und widmete sich wieder seinem Glas.
    Samantha Croydon verließ das Lokal.
    Draußen war es schon fast wieder dunkel geworden. Es sah nach Regen aus. Gewaltige Wolkenberge ballten sich am Himmel zusammen.
    Samantha ging zu ihrem Austin. Normalerweise wäre sie nicht mehr gefahren, aber heute war ihr alles egal. Es hatte sowieso für sie alles keinen Sinn mehr nach Garrys Tod.
    Samantha wohnte in einem alten Haus am Rand der Londoner Innenstadt. Es war eine Gegend, die von kleinen und mittleren Angestellten bevorzugt wurde.
    Sie erreichte ihr Haus nach zwanzig Minuten Fahrt. Trotz ihres leichten Alkoholspiegels war nichts passiert.
    Ihr Laternenparkplatz war noch frei. Bei den wenigen Schritten zu ihrem Wohnhaus begegnete ihr kein Mensch.
    Sie hatte gerade die Haustür erreicht, da fielen die ersten Tropfen.
    Noch mal Glück gehabt, dachte Samantha.
    Im Flur roch es wie immer nach Bohnerwachs. Mrs. Laura Peddleton, die im Erdgeschoß wohnte und genauso neugierig wie putzwütig war, hatte mal wieder gewirbelt.
    Samantha schaltete das Flurlicht an.
    Als wäre dies ein Startsignal gewesen, trat Mrs. Peddleton aus ihrer Wohnungstür.
    »Miss Croydon, da hat jemand nach Ihnen gefragt«, sagte sie.
    Samantha, die schon an der Tür vorbeigegangen war, blieb stehen. »Wer denn?«
    »Ein junges Mädchen.«
    »Hat sie sich
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