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Girl

Girl

Titel: Girl
Autoren: David Thomas
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in Wagga Wagga. Dennoch, selbst ich habe von Armani gehört, und ich vermute, seine Kostüme sind ausgesprochen teuer. Klären Sie ein armes Mädchen vom Lande auf. Was kostet so ein Outfit wie Ihres?«
    Was sollte ich tun? Mir blieb keine andere Wahl, als die Wahrheit zu sagen. »Das Kostüm hat ungefähr vierzehnhundert Pfund gekostet.«
    Ich hörte Gemurmel von der Zuschauertribüne, das von McGoldrick unterbrochen wurde.
    »Vierzehnhundert Pfund?« Sie stieß einen leisen Pfiff aus, immer noch das naive Unschuldslamm spielend, das über die Preise in der Stadt nur staunen kann. »Und die Bluse?«
    »Etwa dreihundert – na ja, ein bisschen weniger.«
    »Und diese wunderschönen Gold- und Perlenohrringe, die Sie heute tragen, sind die auch von Armani?«
    »Ah … nein.«
    »O zu schade, wo haben Sie sie gekauft?«
    »Bei Chanel.«
    »Chanel, ah? Nun, das wäre schon der zweite Name, der mir geläufig ist. Ganz so zurückgeblieben kann ich also doch nicht sein. Gleichwohl – sie dürften auch nicht gerade billig gewesen sein. Haben Sie sie selbst gekauft?«
    »Ja.«
    »Warum auch nicht? Warum warten, bis ein Mann seine Brieftasche zückt? Immerhin sind Sie ja eine finanziell unabhängige Frau, hab’ ich recht, Miss Barrett?«
    »Ich glaube …«
    »Ja, mehr noch als unabhängig, Sie sind sogar reich. Sagen Sie mir bitte, wie viel Geld haben Sie seit letzten November verdient?«
    »Ich weiß nicht so genau.«
    »Nun, dann lassen Sie uns einmal zusammenrechnen, ja? Da gab es zunächst den Vertrag mit einer überregionalen Zeitung. Also, ich erinnere Sie daran, dass Sie unter Eid stehen, wie viel hat Ihnen dieser Vertrag persönlich eingebracht?«
    »Einhundertfünfzigtausend.«
    Diesmal schnappten die Leute auf der Zuschauertribüne nach Luft. »Sie haben außerdem einen Vertrag für ein Buch abgeschlossen, stimmt’s? Wie viel bringt der Ihnen?«
    »Etwa die gleiche Summe.«
    »Noch einmal einhundertfünfzigtausend? Alle Achtung! Das macht bislang dreihunderttausend Pfund, ohne dass wir Ihre Einnahmen aus Fernsehauftritten oder Ihre Einkünfte als Model überhaupt berücksichtigt haben. Ich wette, Ihre Geschichte wird sogar verfilmt. Weil’s mich gerade interessiert, sind die Rechte auf Ihre Story noch zu haben?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Also haben Sie auch damit ein Geschäft gemacht? Sie haben die Zeitungsberichte, das Buch, den Film. Ihre Familie und Ihre Freunde sind alle interviewt worden. Sie sind im Spätprogramm aufgetreten und haben über eine beiläufige Bekannte geredet. Sagen Sie mir, gibt es überhaupt einen Bereich in Ihrem Leben, der nicht kommerziell ausgeschlachtet wurde?«
    Ich war unsicher, was ich antworten sollte. Ich druckste herum und kam mir wie eine totale Idiotin vor, während ich nach einer glaubhaften Erklärung suchte. »So wie Sie das alles darstellen, so war das nicht. Ich habe bei der ›Mail‹ nur unterschrieben, um mir all die anderen vom Leib zu halten. Und bei der
Late Show
war es nicht anders …«
    Helen McGoldrick schnaubte verächtlich. »Seien Sie ehrlich. Das war doch die reinste Goldmine für Sie, oder?«
    Bevor ich auch nur die Chance hatte zu antworten, fuhr sie fort: »Es war wie ein Lottogewinn. Der Tag, an dem Sie in den Operationssaal geschoben wurden, war für Sie wie ein Tag mit sechs Richtigen, nicht wahr?«
    Diesmal war ich so verzweifelt um eine Antwort bemüht, dass ich fast losbrüllte: »Nein! War’s nicht!«
    »O bitte«, sagte sie. »Ersparen Sie uns die moralische Entrüstung. Am Tag bevor Sie ins St. Swithin’s eingeliefert wurden, waren Sie, Ihrer eigenen Auskunft und der Ihrer Freunde nach, ein ungehobelter, aggressiver junger Mann in bescheidener Position und verdienten, na, wie viel?« Sie blickte mich mit erhobenen Brauen und zusammengezogenen Schultern an.
    »Ungefähr zweiundzwanzigtausend.« »Also weniger als ein Zehntel, vielleicht ein Zwanzigstel dessen, was Sie in den letzten elf Monaten verdient haben. Sie wohnten in einer heruntergekommenen Mietwohnung im Süden Londons. Jetzt besitzen Sie ein schickes Apartment in einem der vornehmen Stadtbezirke. Sie fuhren einen kleinen Firmenwagen. Jetzt sind Sie Besitzerin eines exklusiven Sportwagens. Aus reiner Neugierde gefragt: Wünschen Sie sich Ihre alte Wohnung zurück?«
    »Also…«
    »Würden Sie Ihren schicken neuen Sportwagen gegen Ihr altes Firmenauto eintauschen?«
    »Wahrscheinlich nicht…«
    »Nun denn, wir sind uns also einig, dass Sie sich als Frau materiell viel besser stehen
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