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Gift

Gift

Titel: Gift
Autoren: William Gordon
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arbeiten?«
    »Das waren Miguel und José Ramos und Narcio Padia.«
    »Sind Miguel und José Ramos miteinander verwandt?«
    » Sí , señor , sie sind, wie sagt man, primos .«
    »Meinen Sie, Cousins?«, fragte Bernardi.
    » Sí , Cousins.«
    »Und Juan, der Vorarbeiter?«
    » Sí , señor , er ist ihr Onkel.«
    »Sie sagen, sie arbeiten nicht mehr hier. Wo sind sie jetzt?«
    »Ich glaube, José ist nach Mexiko zurückgekehrt. Aber sicher
bin ich nicht.«
    »Und die anderen drei?«
    »Sie arbeiten wohl für eine Firma in Emeryville.«
    »Wie heißt diese Firma?«
    »Das weiß ich nicht, señor . Ich
weiß nur, dass sie Chemikalien mischen.«
    »Stammen Sie alle aus demselben Ort in Mexiko?«
    »Wir sind aus San Juan de los Lagos.«
    »Wo ist das?«
    »Nicht weit von Guadalajara.«
    »Sind Sie legal hier?«, fragte Bernardi.
    » Sí , señor «,
sagte dermexikanische Vorarbeiter und
blickte auf seine mit Chemieresten verkrusteten Schutzstiefel hinab.
    Mit eingeschaltetem Blaulicht traf ein weiterer Streifenwagen
ein. Der mexikanische Polizist mit den Sergeantstreifen am Ärmel, der
auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, war mittelgroß, hatte geöltes
schwarzes Haar und einen penibel gestutzten Schnurrbart. Er kam auf
Bernardi und die anderen Männer zu. Der Detective schüttelte ihm die
Hand und bedeutete ihm mit einer kurzen Handbewegung, die anderen
Arbeiter auf Spanisch zu vernehmen.
    Nachdem er etwa eine Viertelstunde mit den Männern gesprochen
hatte, kam Sergeant Jimenez wieder zu Lieutenant Bernardi zurück. »Ich
habe bei der Vernehmung der Arbeiter etwas Interessantes erfahren«,
sagte er.
    »Okay, ich höre.«
    »Bis auf den Vorarbeiter ist keiner dieser Männer schon länger
hier, aber sie erzählen alle das Gleiche. Die Mexikaner in der Stadt
sind ziemlich sauer auf den Besitzer der Müllkippe. Ein paar Arbeiter
haben ihn verklagt, weil ihre Kinder mit schlimmen Behinderungen zur
Welt gekommen sind. Daraufhin wurden sie gefeuert.«
    »Ich muss wissen, wo die Männer, die entlassen wurden, jetzt
sind. Finden Sie das bitte heraus.«
    Bernardi, eins siebzig groß und
fünfundsiebzig Kilo schwer, kletterte auf einen Felsen, von dem man auf
den Eingang der Mülldeponie hinabblicken konnte. Er strich über sein
kurzgeschnittenes braunes Haar und rieb sich wegen des eigenartigen
Geruchs, der in der Luft hing, die Nase.
    Inzwischen war zwar die Sonne aufgegangen, aber sie brachte
dem kalten Dezembertag nicht die erhoffte Wärme. Das Wasser der Bucht
plätscherte gemächlich auf den Sand am Fuß des Felsens. Bernardi
kauerte auf seinem Ausguck und versuchte, das Bild, das er vor sich
hatte, in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen – den
Toten, der vom Torbogen hing, die Müllautos mit den Chemieabfällen, die
mexikanischen Arbeiter, von denen die meisten kein Wort Englisch
sprachen, und den beißenden Gestank, der immer schlimmer wurde.
Außerdem fiel ihm auf, dass weit und breit kein Vogel oder sonst ein
Tier zu sehen oder zu hören war. Dann traf der Kastenwagen der
Rechtsmedizin ein, und die Feuerwehr rückte mit einer Gelenkmastbühne
an.
    Bernardi stieg von dem Felsen hinunter und ging auf den
Coroner zu, der gerade aus dem Wagen stieg. »Wir müssen den Toten von
da oben runterholen, aber erst müssen wir ihn auf Spuren untersuchen.
Könnten Sie deshalb gleich als Erstes mit Mac zu ihm hochfahren, damit
wir alles festhalten können?«
    Der Coroner kletterte mit dem Mann von der Spurensicherung in
den Korb der Gelenkmastbühne und ließ sich von den Feuerwehrmännern
nach oben befördern, um die Leiche nach Spuren abzusuchen. Zuerst
machte Mac mehrere Nahaufnahmen vom Gesicht und Hals des Toten sowie
von dem ungewöhnlichen Knoten, mit dem das Seil um seinen Hals geknüpft
war. Anschließend untersuchten und fotografierten sie seine Kleidung.
Ihr besonderes Augenmerk galt dabei dem blutigen Hosenbein. »Wir haben
hier einen zerquetschten blauen Käfer an seinem Hosenbein«, rief Mac zu
Bernardi nach unten.
    »Okay«, antwortete der Detective. »Seht zu, dass er euch nicht
verlorengeht.«
    Mac kramte in der Tasche, in die er vorhin die verbrauchten
Blitzlichtbirnen gesteckt hatte, und zog einen verschließbaren
Beweismittelbeutel heraus. Nachdem er ›blaues Insekt‹ daraufgeschrieben
und die Stelle vermerkt hatte, an der er den Käfer an der Leiche
gefunden hatte, entfernte er ihn mit einer Pinzette von der Hose und
legte ihn in den Beutel.
    Anschließend signalisierte er den Feuerwehrmännern, den
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