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Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Titel: Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Autoren: Amanda Frost
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Rohr aus dem Boden ragte, und legte einen roten Schalter um, woraufhin der gigantische Bildschirm an der Wand lautstark rauschend zum Leben erwachte. Wirre Bilder erschienen.
    Während Rafael so leise wie möglich auf den letzten freien Stuhl rutschte, verdunkelte sich das grelle Licht im Raum und ging in einen satten Orangeton über. Mit wachen Augen verfolgten alle, wie der blau schimmernde Planet Erde herangezoomt wurde. Die Kamera sauste eine Zeit lang über tiefblaue Ozeane, schneebedeckte Gebirgsketten, Straßen und Häuser, die langsam Konturen annahmen, bis sie schlussendlich auf dem Hollywood-Schriftzug hängen blieb.
    Mit einem triumphierenden Lächeln wandte Zacharias sich den ungeduldig wartenden Männern zu. „Gregor und ich, wir haben sie ausfindig gemacht!“, posaunte er großspurig.
    Neugierig stierte Rafael auf den Bildschirm. Der Name Hollywood sagte ihm rein gar nichts. Er schielte zu seinen drei Kollegen hinüber und stellte beruhigt fest, dass auch diese nicht weniger verwirrt dreinblickten. In Erwartung weiterer Fakten beugte er sich ein Stück nach vorne.
    Doch Zacharias ließ sie erst sekundenlang schmoren. „Also“, setzte er schließlich an, „die perfekte Kandidatin lebt auf dem Planeten Erde in einer Großstadt namens München. Sie ist von Beruf Schauspielerin und sechsundzwanzig Jahre alt. Momentan befindet sie sich an einem Ort namens Hollywood. Dort zeichnen die Erdenbürger ihre besten Künstler jedes Jahr mit albernen kleinen Goldfiguren aus. Aber egal, ich werde sie euch jetzt präsentieren und bin zuversichtlich, dass sie regen Anklang finden wird.“
    Erneut vollführte die Kamera einen rasanten Flug über Häuser und Straßen hinweg, bis sie eine riesige Werbetafel heranzoomte, auf der eine atemberaubend schöne Frau abgebildet war. Sie lag auf einem Sofa, den Kopf zum Betrachter gewandt, wobei ihre langen brünetten Haare in glänzenden Wellen über die Armlehne nach unten wogten. Faszinierende dunkle Augen strahlten in die Kamera. Ihre perfekt geformten Lippen glänzten blutrot, genau wie die krallenmäßigen Fingernägel. Da sie eng anliegende Kleidung trug, blieb kaum ein Detail ihrer wohlproportionierten Figur verborgen.
    Einer der Räte stieß einen kurzen, anerkennenden Pfiff aus, womit er sich postwendend einen missbilligenden Blick von Zacharias einhandelte. Dann trat Totenstille ein.
    Bis ein lautes Klirren den Raum erschütterte.
    Alle außer Rafael schossen erschrocken hoch. Auf dem Boden vor ihm lag seine zerbrochene Teetasse. Der giftgrüne Eukalyptustee hatte sich in tausend kleinen Spritzern weiträumig verteilt und seinen Overall über und über getränkt. Und so langsam wies er Ähnlichkeit mit einer wandelnden Graffitisäule auf. Angewidert wischte sein Nachbar an seinem Hosenbein herum. Doch Rafael starrte nur entgeistert auf den Bildschirm.
    „Rafael, du raubst mir irgendwann noch den letzten Nerv!“, schimpfte Zacharias unbeherrscht los. „Was ist denn nun wieder in dich gefahren?“
    Erst nach einer gefühlten Ewigkeit entrang sich Rafaels Kehle ein heiseres Flüstern: „Großer Gott! … Sie sieht aus … wie Cara.“ Er reckte den Hals, um die Frau näher in Augenschein nehmen zu können.
    Die anderen fünf musterten ihn einen Moment lang irritiert, dann wanderten ihre Blicke zum Bildschirm zurück.
    „Tatsächlich“, befand Zacharias nach einiger Zeit. „Sie kam mir gleich so bekannt vor“, nuschelte er zu Gregor gewandt, bevor er sich wieder Rafael widmete. „Du kannst mir glauben, Rafael, die Frau ist das Beste, was das Universum zu bieten hat.“ Er kratzte sich ein wenig linkisch am Kopf. „Stellt das für dich ein Problem dar, dass sie deiner verstorbenen Frau ähnelt?“
    „Nein … nein, natürlich nicht“, stotterte Rafael, der die wirren Gedanken kaum in Worte fassen konnte. „Das soll unserem Vorhaben keinesfalls im Wege stehen. Außerdem werde ja nicht ich zur Erde gesandt.“
    Er hatte den Satz noch nicht richtig beendet, als Zacharias aufsprang, nur um sich – wie so üblich – das schmerzende Kreuz zu reiben. „Gut! Dann müssen wir jetzt nur noch die Entscheidung fällen, wer der Glückliche sein wird. Gregor und ich sind vermutlich ein wenig zu betagt. Damit bleibt nur ihr vier übrig. Freiwillige vor!“ Während Zacharias die Männer eindringlich musterte, trat erneut Totenstille ein. Doch ein Freiwilliger ließ auf sich warten.
    Nach einigen Sekunden verschaffte sich der Mann mit dem teegesprenkelten Overall Gehör.
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