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Ghost

Titel: Ghost
Autoren: Robert Harris
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Anfang des Manuskripts stehe, das eine potenzielle Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen würde.«
    »Wie konnten die das wissen?«
    »Was weiß ich? Ich kann Ihnen nur sagen, dass sie sofort nach Mikes Tod verlangt haben, wir sollten sicherstellen, dass sie vor Veröffentlichung Gelegenheit erhielten, das Manuskript zu überprüfen.«
    »Und, haben sie?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich dachte wieder an das Treffen mit Rycart. Was hatte McAra zu ihm am Telefon gesagt, kurz bevor er gestorben war? »Der Schlüssel zu allem liegt in Langs Autobiografie – am Anfang wird alles klar.«
    Hieß das, das Telefongespräch wurde abgehört?
    Ich spürte, dass sich gerade etwas Wichtiges verändert hatte, dass irgendein Teil meines Sonnensystems aus seiner Umlaufbahn gekippt war – nur dass ich nicht den Finger darauflegen konnte, was das war. Ich musste von hier verschwinden, irgendwohin, wo ich in aller Ruhe darüber nachdenken konnte. Aber jetzt fiel mir auf, dass sich die Geräuschkulisse um uns herum verändert hatte. Das hallende Dröhnen der Stimmen war leiser geworden. Die Menschen stießen sich gegenseitig an. Ein Mann verkündete mit pompöser Stimme: »Darf ich um Ruhe bitten!« Ich drehte mich um. An einer Seite des Raums, gegenüber von den großen Fenstern, nicht weit von uns entfernt, stand Ruth Lang mit einem Mikrofon in der Hand auf einem Podium und wartete geduldig.
    »Danke«, sagte sie. »Vielen Dank und guten Abend.« Sie machte eine Pause, und vollkommene Stille legte sich über die dreihundert Gäste. Sie holte tief Luft. Sie hatte einen Knoten im Hals. »Ich vermisse Adam in jeder Minute. Doch ganz besonders vermisse ich ihn heute Abend. Nicht nur weil wir uns heute hier versammelt haben, um die Premiere seines wundervollen Buchs zu feiern und er jetzt eigentlich bei uns sein sollte, um die Freude darüber mit uns zu teilen, sondern auch weil er ein so brillanter Redner war ... und meine Reden immer so schrecklich sind.«
    Ich war überrascht, wie professionell sie die letzten Worte vorgetragen hatte, wie sie die emotionale Spannung erst aufgebaut und dann aufgelöst hatte. Befreiendes Gelächter. Sie kam mir wesentlich selbstbewusster vor, als ich sie von früheren öffentlichen Auftritten in Erinnerung hatte. Als ob ihr Langs Abwesenheit Raum zum Wachsen gegeben hätte.
    »Und deshalb«, fuhr sie fort, »werden Sie sicher erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass ich jetzt keine Rede halten werde. Ich möchte nur einigen Menschen meinen Dank aussprechen. Ich möchte mich bedanken bei Marty Rhinehart und John Maddox, die nicht nur großartige Verleger, sondern auch liebe Freunde sind. Ich danke Sidney Kroll für seinen klugen und weisen Rat. Und damit Sie nicht den Eindruck bekommen, als hätten an den Memoiren eines britischen Premierministers nur Amerikaner mitgewirkt, lege ich großen Wert darauf, mich ganz besonders bei Mike McAra zu bedanken, der heute tragischerweise ebenfalls nicht unter uns sein kann. Mike: unsere Gedanken sind bei dir.«
    Der große Saal hallte wider von »Bravo! Bravo!«-Rufen.
    »Und jetzt schlage ich vor«, sagte Ruth, »dass wir alle einen Toast ausbringen auf einen Mann, dem wir alle Dank schulden.« Sie hob ihr Glas mit makrobiotischem Orangensaft oder was immer sie da trank. »Zum Gedenken an einen großartigen Mann, einen großartigen Patrioten, einen großartigen Vater und einen wundervollen Ehemann – auf Adam Lang!«
    »Auf Adam Lang!«, donnerten wir alle im Chor. Und dann klatschten wir und klatschten und klatschten doppelt so laut weiter. Währenddessen verneigte sich Ruth anmutig in jeden Winkel des Saals, einschließlich des unseren, wobei sie mich sah, kurz stutzte, sich aber sofort wieder fing und mir lächelnd zuprostete.
    Dann verließ sie schnell das Podium.
    »Die lustige Witwe«, zischte Amelia. »Tut ihr gut, der Tod, was meinen Sie? Jeden Tag blüht sie mehr auf.«
    »Ich hab so das Gefühl, dass sie gleich hier auftaucht«, sagte ich.
    »Scheiße«, sagte Amelia und kippte den Rest ihres Champagners hinunter. »Dann hau ich ab. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Essen einlade?«
    »Amelia Bly, bitten Sie mich etwa um ein Date ?«
    »Wir treffen uns in zehn Minuten draußen. Hallo, Freddy!«, rief sie. »Lange nicht mehr gesehen.«
    In der Sekunde, als sie sich entfernte, um mit jemand anderem zu plaudern, teilte sich die Menschenmenge vor mir, und Ruth erschien. Im Vergleich zum letzten Mal sah sie sehr verändert aus: glänzendes Haar, glatte
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