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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher REICH
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sie eines Blickes zu würdigen, und bremste rasant neben Balfour.
    »Beeindruckende Vorführung. Kaum zu glauben, dass Sie Russin sind«, bemerkte Balfour bewundernd.
    Lara dachte einen Moment darüber nach. »Dafür halten Sie sich auf Skiern wie ein Maratha.«
    Balfour warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
    Alles, was er tut, ist extrem, fiel Lara wieder ein. Er lacht zu viel, redet zu laut und tötet zu leichtfertig. Während sie den kleinen Inder mit dem aus der Stirn gekämmten und pomadig glänzenden Haar, dem angedeuteten, verwegenen Schnauzer und den warmen, freundlichen Augen ansah, zwang sie sich, daran zu denken, dass dieser Mann brandgefährlich und unberechenbar war.
    »Aber Spaß beiseite, wo haben Sie gelernt, so fantastisch Ski zu laufen?« Balfour strahlte über das ganze Gesicht.
    »Hauptsächlich in der Schweiz.«
    »Gstaad?« Er sprach den Ort fehlerfrei aus.
    »Ja, stimmt.« In Wahrheit hatte Lara noch nie einen Fuß in den Schweizer Urlaubsort gesetzt, aber sie hütete sich, Balfour noch ein zweites Mal vorzuführen. »Wie haben Sie das erraten?«
    »Ein Freund von mir lebt dort. Er ist Arzt. Er sagte, dass der Ort von Russen regelrecht überrannt wird. Waren Sie während Ihrer Auszeit dort?«
    Die Frage ließ Lara aufhorchen. »Wie bitte?«
    »Ich meine, nachdem Sie dem FSB den Rücken gekehrt haben. Soweit ich informiert bin, waren Sie einige Jahre nicht für Moskau tätig. Ist da was dran?«
    »Verraten Sie es mir.«
    »Gerüchten zufolge wurden Sie vom FSB vor die Tür gesetzt, als dem Ende der Neunziger das Geld ausging. Daraufhin tauchten Sie auf der anderen Seite des Atlantiks wieder auf und arbeiteten freiberuflich für den amerikanischen Geheimdienst. Vor ein paar Monaten haben die Amis Sie jedoch wieder rausgeschmissen, woraufhin Sie prompt in Papas Arme zurückgekehrt sind.«
    Lara verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln, aber in ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken. Das hier war alles andere als ein Gerücht. Das war ein richtiges Leck. »Ich würde nicht alles glauben, was sich die Leute so erzählen.«
    Doch Balfour ließ sich nicht so leicht vom Thema abbringen. »Mich persönlich interessiert das alles herzlich wenig«, betonte er übertrieben ernsthaft. »Mein erstes Haus habe ich mir vom Geld der CIA gebaut. Der leitende Direktor hat meine Nummer heute noch auf der Kurzwahl gespeichert. ›Balfour‹, sagt er immer, ›der Kongress hat sich gegen die Bewaffnung der Waziris ausgesprochen. Also müssen Sie die Sache übernehmen. Ich schicke Ihnen einen Scheck über zwanzig Millionen aus der schwarzen Kasse. Wenn Sie amerikanische Waffen nehmen, können wir Ihre Provision verdoppeln.‹ Offen gesagt halte ich mich für einen ehrlichen Makler. Nein, mir raubt die Frage, ob Sie tatsächlich für die Amerikaner gearbeitet haben, nicht den Schlaf.«
    »Wem dann?«
    »Meinem Klienten. Ich verrate Ihnen wohl kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass der Prinz keine besonders herzlichen Gefühle für den guten Uncle Sam hegt. Er ist sogar davon überzeugt, dass die Amis ihn aus dem Weg räumen wollen.«
    Mit dem Prinzen war Kronprinz Raschid al-Zayid gemeint, der jüngste Sprössling des über die Vereinigten Arabischen Emirate herrschenden Zayid-Clans und geheime Finanzier der Islamisten.
    »In den Zeitungen stand, dass sein Privatjet einen Motorschaden hatte«, sagte Lara. »So etwas soll vorkommen.«
    »Wohl wahr. Aber letzte Woche drang nur fünf Minuten nach seinem Besuch bei einigen befreundeten Clans in der Nähe von Peshāwar eine Predator-Drohne in das Gebiet ein und tötete zehn seiner engsten Freunde. Das war wohl kaum ein Zufall.«
    »Dann ist seine Angst sicher berechtigt«, bestätigte Lara. »Schließlich versorgt er die Feinde der Amerikaner mit Waffen: Taliban, Hisbollah und FARC.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Gerüchte«, sagte Lara. »Mein Boss, General Iwanow, ist auch nicht gerade schlecht informiert. Als ich ihn das letzte Mal gesprochen habe, war er ebenfalls nicht besonders gut auf die Amis zu sprechen. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie es waren, der sich auf Bitte des Prinzen an uns gewandt hat?«
    Balfour blickte Lara einige Sekunden lang fest in die Augen. Sein Lächeln und die Freundlichkeit waren wie weggewischt. In diesem Moment kam der hartgesottene Kriminelle zum Vorschein, der sein Gegenüber genauestens abcheckt und entscheidet, ob der andere vertrauenswürdig ist oder nicht. »Und wenn schon«, sagte er schließlich mit
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