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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher REICH
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führte Geheimoperationen im Ausland durch. Es sammelte Informationen über Geheimdienste und schreckte auch nicht vor Mitteln wie Erpressung, Einschüchterung und gelegentlich einem Mord zurück. Lara hatte einen Einsatz in Les Grandes Alpes. Sie sollte den einflussreichsten Waffenhändler Südwestasiens treffen.
    Als sie die Plattform auf halber Höhe erreicht hatte, brachte sie mit gekonntem Abschwung die Skier zum Stehen. Sie schob ihre Skibrille hoch und ließ die Augen prüfend über den unteren Hang gleiten. Trotz ihrer mangelnden Skikenntnisse hatten sich die meisten Skiläufer ausstaffiert, als wären sie Stammgäste der teuersten Wintersportgebiete. Überall sah Lara die neuesten Kästle-Skier, Rossignol-Stiefel und Bogner-Skianzüge. Doch sogar im farbenfrohen Gewimmel der zahllosen Skifahrer auf dem Hang entdeckte Lara ihre Zielperson fast auf Anhieb. Der kleine gepflegte Mann mit dem konservativen dunkelblauen Skianzug fuhr mitten auf der Piste langsam und vorsichtig zu Tal. Sechs hünenhafte Männer in schwarzgrauen Parkas hatten sich um ihn herum positioniert wie die Schölachtflotte um den Flugzeugträger. Eine Entourage, die einem Staatsoberhaupt alle Ehre gemacht hätte. Der Mann hieß Lord Balfour und war zumindest dem Namen nach blaublütig.
    »Ich sehe ihn«, sagte Lara, während sie in die Hocke ging, um die Bindungen an ihren Skiern zu überprüfen. »Er hat sechs seiner Gorillas um sich.«
    »Sechs?«, fragte die heisere Stimme ihres Führungsoffiziers aus dem kleinen Empfänger in ihrem Ohr. »Das sind zwei mehr als beim letzten Mal. Wahrscheinlich steckt er in Schwierigkeiten.«
    Die Zielperson hieß Ashok Balfour Armitraj alias Lord Balfour. Haare: schwarz (gefärbt). Größe: eins fünfundsechzig. Gewicht: circa achtzig Kilo. Alter: zweiundfünfzig. Uneheliches Kind einer Muslimin und eines Briten, aufgewachsen in Dharavi, dem verrufensten Slum Mumbais. Eine Kindheit auf der Straße. Er war schon früh auf die schiefe Bahn geraten oder ›auf Großunternehmer getrimmt worden‹, wie er es nannte. Mit acht war er bereits Mitglied einer Straßengang. Mit fünfzehn war er der Boss dieser Gang. Mit zwanzig wagte er den großen Schritt, eine eigene Gang aufzubauen.
    Balfour hatte so ziemlich überall seine Hand im Spiel. Nach außen hin kaufte und verkaufe er Immobilien, trat sogar online als Makler auf und trieb Handel mit Baustoffen. Im Verborgenen handelte er mit Drogen, weißen Zwangsprostituierten und Produktfälschungen. Doch vor allem im Waffengeschäft war er der King. Egal ob Handfeuerwaffen, Artilleriegeschütze, Kampfhubschrauber oder Flugzeuge, alles, was im Jane’s Defence Weekly aufgelistet war, konnte Lord Balfour gegen entsprechende Bezahlung beschaffen.
    Am Fuß des Hangs brachte Balfour seine Skier zum Stehen. Seine Männer bildeten einen gestaffelten Schutzring um ihn. Der Gorilla, der Lara am nächsten stand, schien unter der Jacke eine Uzi zu tragen. Lara wusste, dass Lord Balfour kein Freund von halben Sachen war. Wenn einer seiner Männer eine Maschinenpistole unter der Jacke verbarg, gab es sicherlich noch mehr davon.
    »Wo ist die Lieferung?«, fragte Lara ihren Führungsoffizier.
    »Am Imam-Khomeini-Flughafen in Teheran. Wenn nichts dazwischenkommt, ist sie in drei Stunden bei euch.«
    »Alles vollständig?«
    »Bis auf die letzte Patrone.«
    Lara hatte sich selbst um die Transaktion gekümmert und kannte die Liste in- und auswendig. 1500 Kalaschnikows, 1000 Handgranaten, 200 Antipersonenminen, 2 Millionen Schuss Munition, 100 Nachtsichtbrillen, 500 Kilo Semtex-Plastiksprengstoff. Und das war erst der Anfang. Außerdem standen noch 20 Boden-Luft-Raketenwerfer, 10 Maschinengewehre Kaliber.50, 100 Panzerabwehrraketen und eine große Menge Munition auf der Liste. Das georderte Arsenal kostete stolze zehn Millionen Dollar und reichte aus, um ein ganzes Bataillon Taliban mit Waffen auszustatten.
    »Hört sich gut an«, sagte Lara. »Schätze, die Sache läuft.«
    »Lass dich nicht über den Tisch ziehen.«
    Lara zog ihr Handy aus der Tasche und drückte auf die Kurzwahl. Eine kultivierte Stimme sagte in britischem Englisch: »Hallo, Schätzchen.«
    »Ich bin ein Stück weiter oben am Berg.« Sie hob einen der Skistöcke, damit Balfour sie sehen konnte.
    »Schickes Outfit«, bemerkte Lord Balfour.
    »Sagen Sie Ihren Gorillas, dass sie mich durchlassen sollen.« Lara drückte sich mit den Stöcken ab und wedelte elegant den Hang hinunter. Sie passierte die Bodyguards, ohne
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