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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
Autoren: Margret Schwekendiek
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viele solcher nicht registrierten Seelen gab es wohl auf der Erde? Wäre das nicht ein toller Spiel- und Rekrutierungsplatz für uns?
    Michael und ich wurden zu Schemen, die von den Menschen nicht mehr wahrgenommen werden konnten. Wahrscheinlich hielt ich mich öfter in der Menschenwelt auf als Michael, ich fand es jedenfalls nicht so interessant wie er, Menschen zu beobachten, und wollte lieber gleich auf unser erstes Ziel los. Etwas an der Liste, die wir abarbeiten sollten, irritierte mich, aber noch wusste ich nicht genau, was mich so störte. Warum waren diese Menschen nicht erfasst? Warum mussten wir sie erst suchen? In welcher Datei waren sie als nicht identifiziert aufgetaucht?
    Normalerweise genügt ein Gedanke, dann befinden wir uns bei der ausgewählten Person, schließlich ist im Normalfall jeder im Seelenverzeichnis registriert. Michael wollte ich jetzt nicht weiter fragen, entweder wusste er es auch nicht, oder er würde einen längeren Vortrag halten, auf den ich sicher keine Lust hatte.
    Wir fanden unseren ersten Menschen doch relativ schnell. Melinda arbeitete als Geschäftsführerin einer Softwarefirma und galt auch unter Geschäftsleuten als knallharte Businessfrau. Die Mitarbeiter hielten sie für eine herzlose egoistische Zimtzicke, aber Michael verwies auf ein Institut für hilfsbedürftige Kinder und eine Stiftung zur Unterstützung Obdachloser, die sie beide mit ihrem ganzen Vermögen unterstützte.
    „Die Frau besitzt zwei Seiten, das ist doch nicht ungewöhnlich. In meinen Augen eine tolle Kandidatin für die Hölle“, erklärte ich stur.
    „Siehst du denn nicht, wie hilflos und einsam sie ist? Sie sucht verzweifelt nach Liebe und Gnade“, wandte Michael ein.
    „Meiner Meinung nach eine gute Voraussetzung, bösartig zu sein und zu bleiben.“
    Wir schwebten über Melanie, ohne dass uns jemand bemerken konnte. Michael ließ vor mir als Zeitraffer ihr Leben passieren, unversehens sahen wir die Frau in der wilden Hippiezeit, wo es ein einschneidendes Erlebnis gegeben haben musste.
    Sie war bildhübsch gewesen. Das Erste, was ich sah, war der nackte Körper mit einem Blumenkranz im Haar in einer heftigen Umarmung. Unbewusst wünsche ich mir auch einige Stunden einen Körper und eine lange heiße Nacht voller Sex – ohne dass mein Chef oder irgendwelche Engel mir über die Schulter blicken.
    Melanie und ihr Geliebter schauten sich an, nachdem der erste Rausch der Leidenschaft verflogen war, nicht einmal ich konnte leugnen, dass es sich um die große Liebe handelte. Der Zeitraffer setzte wieder ein, ein paar Monate später stand Melanie vor den Scherben ihres Lebens, ihr Mann war in Vietnam gefallen. Ihr Schwur stand wie in glühenden Lettern in die Luft geschrieben. „Ich werde nie wieder lieben, und die Welt ist mir egal.“
    Von diesem Zeitpunkt an kümmerte sie sich nur noch um sich selbst und ließ niemanden an sich heran. Doch ihr anonymes Engagement für Hilfsbedürftige entging uns natürlich nicht. Nein, sie war wohl doch keine Kandidatin für die Hölle, auch wenn ich das nur ungern zugab, aber ich überließ sie Michael, der ihr die seelische Prägung, den Imprint, gab, wie ihn die meisten Menschen besaßen.
    Nach Melanie mit den Blumen im Haar waren noch eine Menge anderer Leute an der Reihe, und die Einteilung blieb relativ ausgewogen, wir konnten in etwa gleich viele Seelen auf beiden Seiten verbuchen.
    Mehr als einen Menschentag waren wir nun schon unterwegs, und unsere Liste war deutlich kürzer geworden. Ab und zu machte Michael den Versuch eine Unterhaltung mit mir zu beginnen, was ich gut zu verhindern wusste. Hölle und Verdammnis, ich wollte nichts mehr davon hören, die Seiten zu wechseln, und wenn er noch so sehr glaubte, gute Argumente zu haben, so waren sie mir doch egal. Ich gehöre in die Hölle, eigentlich will ich auch gar nicht woanders hin, selbst wenn ich könnte.
    Verblüfft bemerkte ich, dass wir plötzlich nur noch einen Menschen auf unserer Liste hatten. Insgeheim hatte ich mir gewünscht, in mein winziges Büro in der unteren Etage zurückzukehren.
    Nur noch einer?
    Wie wunderbar!
    „Ein ehemaliger Priester?“, fragte ich verblüfft, als wir die Zielperson erreichten. „Davon haben wir schon eine Menge bei uns, aber dieser hier macht auf mich leider keinen Eindruck wie ein potentieller Kandidat.“
    Michael nickte traurig. „So sehe ich es auch, ich würde ihn auch nur ungern zu uns holen. Er passt irgendwie weder zu euch noch zu uns. Dennoch glaube
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