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Gestohlene Leidenschaft

Gestohlene Leidenschaft

Titel: Gestohlene Leidenschaft
Autoren: Kate Hewitt
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leise.
    Oft lacht sie wohl nicht, dachte er. „Ich glaube, Sie vergessen es absichtlich.“
    Das stritt sie nicht einmal ab. „Wie ich bereits sagte, würde ich gern professionelle Distanz halten.“
    „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Grace. Jemanden beim Vornamen zu nennen, ist auch in der Geschäftswelt weit verbreitet und keineswegs eine Einladung zum Austausch von Intimitäten.“ Auch wenn er sich das in diesem Moment sehnlichst wünschte.
    Grace schaute ihn mit ihren dunklen Augen ernst an. „Ja, in den meisten Kreisen ist das wohl so“, erwiderte sie und faszinierte ihn noch mehr. „Zurück zum Thema. Ich wollte gerade sagen … Khalis, dass die meisten Gemälde, die da unten im Tresorraum hängen, aus Museen auf der ganzen Welt entwendet worden sind. Aber das wissen Sie vermutlich bereits.“
    „Ja, das weiß ich in der Tat. Und genau darum möchte ich sie begutachten lassen, um ganz sicher zu gehen, dass es sich wirklich nicht um Fälschungen handelt.“
    „Und dann?“
    Er trank einen Schluck Wein und blickte Grace amüsiert über den Rand seines Glases hinweg an. „Dann beabsichtige ich natürlich, sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen und Sie unauffällig zu beseitigen.“
    „Falls das ein Scherz sein soll, ist er geschmacklos.“
    „Falls?“ Verblüfft bemerkte er, dass sie am ganzen Körper vor Anspannung zitterte. „Um Gottes willen, Grace! Denken Sie etwa, ich würde so etwas auch nur in Erwägung ziehen? Wofür halten Sie mich eigentlich?“
    Ihre blassen Wangen röteten sich fast unmerklich. „Ich kenne Sie doch gar nicht, Mr Tannous“, rechtfertigte sie sich. „Ich weiß nur, was allgemein über Ihren Vater erzählt wird.“
    „Ich bin ganz anders als mein Vater!“ Er hasste, was sie ihm da unterstellte. Sein ganzes Leben lang hatte er versucht zu beweisen, dass er nicht die geringste Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte. Der Preis, den er dafür bezahlt hatte, war hoch, vielleicht zu hoch. Aber was geschehen war, war geschehen. Und er dachte gar nicht daran, sich vor dieser Frau hier zu rechtfertigen. Mühsam rang er sich ein Lächeln ab. „Was Sie mir da unterstellen, entbehrt jedweder Grundlage. Das müssen Sie mir glauben.“
    „Ich konnte es mir auch nicht vorstellen“, entgegnete sie in scharfem Tonfall. „Ihrem Vater hätte ich es dagegen durchaus zugetraut.“
    Ein merkwürdiges Gefühl übermannte Khalis. Doch er konnte es nicht einordnen. War es Wut? Bedauern? Schuldbewusstsein? „Mein Vater war kein Mörder“, erklärte er ausdruckslos. „Soweit ich weiß.“
    „Aber ein Dieb“, gab Grace zu bedenken. „Er hat im ganz großen Stil gestohlen.“
    „Und nun ist er tot und kann für seine Verbrechen nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist nun an mir, die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen.“
    „Haben Sie das mit Tannous Enterprises vor?“
    Khalis atmete tief durch. „Ich will es wenigstens versuchen. Mir ist durchaus bewusst, dass es sich dabei um eine Herkulesarbeit handelt.“
    „Warum hat er Ihnen den Konzern vererbt?“
    „Diese Frage stelle ich mir, seit ich von der Erbschaft erfahren habe. Eigentlich hätte mein älterer Bruder alles erben sollen. Aber er ist auch bei dem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen.
    „Und was ist mit den anderen Anteilseignern?“
    „Es gibt nur wenige, und die Anteile sind sehr gering. Natürlich passt es den Männern nicht, dass mein Vater mir die Konzernleitung übertragen hat.“
    „Was werden sie Ihrer Meinung nach tun?“
    „Was können sie schon tun? Noch warten sie ab, um zu sehen, welchen Weg ich einschlage.“ Desinteressiert zuckte Khalis mit den Schultern.
    „Sie wollen wissen, ob Sie so sind wie Ihr Vater.“ In ihren Worten lag Mitgefühl, kein Vorwurf.
    „Das bin ich ganz sicher nicht.“
    „So ein Vermögen wie das da unten im Tresorraum hat schon ganz andere Männer korrumpiert, Mr … Khalis.“
    Es klang, als hätte sie selbst diese Erfahrung gemacht. Und wie sie seinen Namen aussprach … Vielleicht war der Gebrauch von Vornamen doch intim oder konnte zu Intimitäten führen.
    „Ich habe mir mein eigenes Vermögen erarbeitet, Grace. Aber vielen Dank für das Kompliment.“
    „Es war nicht als Kompliment gemeint, sondern eher eine Feststellung.“ Damit wandte sie sich ab und entfernte sich einige Schritte. Fühlte sie sich beengt in dem kleinen lauschigen Winkel, der von dichtem Blattwerk umgeben war? Es gab nur einen Zugang, und der führte zurück zum
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