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Gestern, heute - jetzt

Gestern, heute - jetzt

Titel: Gestern, heute - jetzt
Autoren: Kelly Hunter
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herauszufinden.
    Etienne erhob sich. Die anderen taten es ihm nach. „Gentlemen, eine Familienangelegenheit erfordert meine Anwesenheit. Ich schlage vor, wir unterbrechen unsere Verhandlungen und setzen sie morgen früh wieder fort.“
    Damit ging er schnurstracks auf die Tür zu, Carlos auf seinen Fersen. „Schauen Sie, ob Sie Rafael erreichen können, bevor er in den Wagen steigt“, wies er seinen Sekretär an. „Bieten Sie ihm an, den Hubschrauber zu benutzen.“
    „Der Pilot ist nicht da, Euer Hoheit. Wer soll ihn fliegen?“ Etienne lächelte grimmig. Endlich gab es eine kleine Möglichkeit, wie er seinem Sohn helfen konnte. „Ich.“
    Rafael tigerte unruhig durch das Vorzimmer der Suite, die er mit Simone teilte. Etienne de Morsay, König von Maracey, Verhandlungsführer und seit Kurzem Hubschrauberpilot, saß auf einem nahe stehenden Sofa und wartete mit ihm. Rafael wusste nicht, warum Etienne ihn begleitet hatte. Vielleicht sollte es dazu führen, dass sie einander näherkamen.
    Falls ja, war es nicht besonders fruchtbar.
    „Möchtest du, dass ich Harrison für dich anrufe?“, fragte Etienne. „Ich könnte es arrangieren, ihn so schnell wie möglich einfliegen zu lassen.“
    „Nein.“
    „Dann vielleicht deine Schwester?“
    „Nein.“
    „Jemand anders?“
    „Nein“, erwiderte er gepresst. „Ich möchte nur Simone sehen.“ Der Arzt war nun schon seit Ewigkeiten bei ihr. Rafael fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und wanderte weiter durch den Raum. „Warum braucht er so lang?“
    „Der Arzt ist sehr gut und gründlich. Er macht einfach nur seinen Job.“
    Rafael warf ihm einen düsteren Blick zu. „Es wäre besser für ihn, er würde seinen Job schneller erledigen“, schimpfte er.
    „Es ist besser, wenn er ihn sorgfältig erledigt“, korrigierte Etienne.
    „Gibt es kein Meeting, an dem du teilnehmen musst?“, versetzte Rafael mürrisch.
    „Nein.“
    In diesem Moment ging die Tür auf, und der Arzt tauchte aus dem Nebenzimmer auf. Er schloss die Tür hinter sich. Rafael blieb abrupt stehen. Etienne erhob sich.
    „Was ist mit ihr?“, fragte Rafael.
    „Soweit ich das beurteilen kann, nicht mehr als Erschöpfung und ein leichter Hitzschlag. Ich habe ein paar Blutproben entnommen, die ich ins Labor schicke – die Ergebnisse haben wir in ein paar Tagen.“
    „Und das Baby?“, hakte Rafael ängstlich nach.
    „Der Herzton des Babys ist stark und regelmäßig. Außerdem gab es keine Blutung. Dem Kind kann nichts passieren, so lange die Señorita zwei oder drei Tage Bettruhe hält.“ Der Arzt runzelte die Stirn. „Allerdings scheint die Señorita zu fiebern. Ich habe ihr ein Mittel gegeben, das die Temperatur senken soll, aber im Moment träumt sie schlecht. Sie beschützt jemanden. Einen Jungen. Sie beschützt ihn im Schlaf.“
    Rafael fluchte heftig.
    „Es wird vorübergehen“, tröstete der Arzt.
    Rafe sagte nichts, denn er wusste es besser. Es waren keine Träume, die Simone plagten, sondern Erinnerungen. Egal wie sehr das Unterbewusstsein sie zu unterdrücken suchte, sie kehrten immer wieder.
    Etienne dankte dem Arzt und geleitete ihn zur Tür.
    Rafe ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen und schlug die Hände vors Gesicht. „Sie träumt von mir“, murmelte er. „Sie träumt von Caverness.“ Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Schon damals hat sie mich beschützt, und das tut sie auch jetzt wieder – gegen reale wie eingebildete Feinde. Dabei sollte nicht sie, sondern ich derjenige sein, der sie beschützt.“
    Etienne erwiderte nichts.
    Rafe rutschte vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und schlug die Hände zusammen. „Ich werde dir jetzt sagen, was ich entschieden habe“, teilte er dem Mann mit, der die gleichen Augen hatte wie er. „Was ich bereit bin, für dich und Maracey zu tun.“
    Etienne blickte ihn eindringlich an. „Darüber willst du jetzt sprechen?“
    „Ja.“
    „Und wird es das sein, was du willst, oder das, von dem du glaubst, dass die Mutter deines Kindes es braucht?“
    „Das ist dasselbe“, entgegnete er schlicht. „Ich werde nicht viel länger in Maracey bleiben. Nicht auf dauerhafter Basis. Ich bin nicht der Sohn, den du suchst.“
    „Da täuschst du dich“, widersprach Etienne. „Du bist mehr als ich jemals zu hoffen gewagt hätte.“
    Dann kann er nicht auf viel gehofft haben, dachte Rafe. „Von nun an werden Simone und ich drei Monate des Jahres in Angels Landing verbringen und drei Monate in Caverness“, erklärte er,
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