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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig
Autoren: Peter Wilhelm
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ist ein Veteran im Bestattungsgewerbe. Früher war er mal Krankenpfleger und hat vor über fünfzehn Jahren als Bestattungshelfer bei uns angefangen. Heute ist er hauptverantwortlich für den technischen Bereich.
    Sein Reich ist das Kellergeschoss in unserem Haus, wo Särge und Bestattungszubehör gelagert und verarbeitet werden, wo die Kühlräume sind und die Verstorbenen hergerichtet werden. Sein Wahlspruch, der für unser ganzes Haus gilt: »Behandle jeden Verstorbenen so, als wäre es deine Mutter oder dein Vater.«
    Es gibt kein technisches oder handwerkliches Problem, das Herr Huber nicht lösen kann.

Antonia
    Antonia kam als Praktikantin zu uns und verbreitete Chaos. Ungeschickt, ungelenk und übergewichtig, trat sie nicht nur in jedes Fettnäpfchen, sondern hüpfte immer mit Anlauf und dann mit beiden Füßen hinein. Sie selbst witzelt unentwegt über ihre etwas mehr als mollige Figur: »Ich bin nicht dick, ich hab bloß fette Knochen!« Das komme aber im Wesentlichen alles deshalb, weil sie Verbrennung habe. »Mein Körper verbrennt alles viel schneller, und deshalb muss ich immer so viel essen.«
    Nach ihrem Praktikum verließ sie uns wieder, wurde dann aber doch von uns fest eingestellt. Sie ist ein Herzchen, absolut lieb und liebenswürdig. Leute mit Herz braucht man in unserer Branche.

Manni
    Bestattungshelfer heißt die Berufsbezeichnung von Manni. Er fährt mit seinen Kollegen den Bestattungswagen, überführt die Verstorbenen, bettet sie ein und übernimmt die handwerklichen Arbeiten in unserem technischen Bereich. Eine abwechslungsreichere Tätigkeit gibt es kaum. Manni zeichnet sich durch eine pragmatische Denk- und Handlungsweise aus und wurde damit zu einem nur schwer ersetzbaren Mitglied unserer Firmenfamilie.

    Die übrigen handelnden Personen werden Sie im Laufe der Geschichten kennenlernen.

Frau Müller ist gestorben
Da der Tod ein Tabuthema ist, beschäftigt man sich nicht besonders gerne mit ihm, und deshalb hat auch kaum einer eine Ahnung davon, was der Bestatter eigentlich mit den Verstorbenen macht. Eine der meistgestellten Fragen ist deshalb: Was passiert eigentlich mit einem Menschen, wenn er gestorben ist? Was macht der Bestatter mit dem Toten? Auf diese Frage gibt am besten die folgende Geschichte eine Antwort.

Im Altersheim
    Langsam biegt unser schwerer, langer Volvo in den Hof des Altersheims ein, die Räder knirschen auf dem Kies, und das Auto gleitet mehr, als dass es fährt. Der Fahrer lenkt es zum Hintereingang, fährt einen leichten Bogen, setzt etwas zurück und stoppt. Majestätisch schwingt die hydraulische Heckklappe auf. Fahrer und Beifahrer steigen aus, sie tragen schwarze Tuchhosen, geputzte schwarze Schuhe und weiße Halbarmhemden mit dunkelgrauen Krawatten.
    Aus dem Laderaum ziehen sie die Fahrtrage hervor, das Gestell mit den Rädern klappt herunter.
    Die beiden Männer schieben die Trage zur Hintertür, klingeln und werden eingelassen. Mit dem Aufzug geht es in den dritten Stock, Zimmer 317 soll es sein, eine Frau Müller ist verstorben.
    Kaum eine Stunde ist vergangen, seit die diensthabende Schwester das Bestattungsinstitut verständigt hat. Der Arzt hat die Leichenschau durchgeführt, und aus den Patientenakten hat sich ergeben, welcher Bestatter verständigt werden soll und dass die Angehörigen später auf dem Friedhof oder beim Bestatter Abschied nehmen wollen.
    Frau Müller liegt in ihrem Bett auf dem Rücken, ihre Hände hat man gefaltet. Außer den beiden Bestattern und der Toten ist niemand im Zimmer. Die Männer kontrollieren die Sterbepapiere, die auf dem Nachttisch liegen, alles scheint in Ordnung. Dann ziehen sie sich Latexhandschuhe über. Der eine öffnet den Reißverschluss der blauen Abdeckung aus Cord, die die Fahrtrage oben bedeckt. Der andere schiebt das Bettzeug der Verstorbenen zur Seite.
    Die Bettdecke ist noch warm, Frau Müller kann noch nicht sehr lange tot sein.
    Die Fahrtrage ist vorbereitet, die Cordabdeckung entfernt, die faltbaren Abdeckungen aus Kunststoffplane zur Seite geklappt, die Gurte geöffnet. Auf der Trage liegt ein weißes langes Papiertuch. Mit einem Handgriff stellt einer der Männer die Fahrtrage auf die Höhe des Bettes ein, dann blicken sich die Männer kurz an, der andere nickt. Einer von beiden tritt an das Kopfende, der andere an das Fußende des Bettes. Der mit den Füßen hat es einfacher, deshalb wechseln sich die Männer dabei ab. Der Mann am Kopf fasst sie, vorsichtig den Kopf stützend, bei den Schultern;
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