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Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)

Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
Autoren: Sydney Croft
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TAGE sagte Rik sich immer wieder, Trance würde ihr kein bisschen fehlen. Sie war voll beschäftigt mit dem Training, und das half ihr. Aber die Freizeit war eine reine Tortur.
    Und der Vollmond, der allmählich heranrückte, lenkte ihre Gedanken auch nicht gerade von Trance ab.
    Auch die Wölfin vermisste ihn. Als die Vollmondnacht anbrach und Riks Unrast wuchs, wusste sie, dass sie das Tier freilassen musste.
    Neema stimmte ihr zu, und Rik folgte dem Weg zum Ufer des Sees, wo sie sich auszog. In der Dunkelheit verwandelte sie sich. Cujo übernahm die Kontrolle, rannte in den Wald, und sie entspannte sich. Gemeinsam jagten sie Rehe und Hasen. Dann kehrten sie zum ACRO-Anwesen zurück.
    Als sie sich dem See allmählich wieder näherten, hörten sie Schritte. Die Wölfin blieb stehen, schnüffelte instinktiv und erkannte eine vertraute Witterung. Ebenso wie Rik erstarrte sie.
    Trance bog um eine Kurve und sah Cujo mitten auf dem Waldweg stehen. Auch er blieb wie angewurzelt stehen. Das Tier wedelte heftig mit dem Schwanz, und Rik schrie ihm zu. Beruhige dich!
    Aber es verstand nicht, dass Trance noch immer nichts von ihnen wissen wollte, und freute sich unbändig, weil es seinen Kameraden endlich wiedersah. Wie ein Hund, der auf die Heimkehr seiner Menschenfamilie wartete.
    Nun glaubte die Wölfin, Trance wäre nach Hause gekommen.
    Rik wusste es besser. Doch sie konnte Cujo nicht zurückhalten. Enthusiastisch stürmte die Wölfin zu Trance, der sichtlich entsetzt dastand und offenbar erwartete, die Kreatur würde ihn genauso zerfetzen wie seinen Vater.
    Dicht vor ihm hielt das Tier abrupt inne, und Rik stöhnte erleichtert. Hätte es ihn angesprungen, würde er das missverstehen und es womöglich verletzen. Stattdessen beobachtete er unsicher, wie sich die Wölfin auf den Hinterbeinen erhob und ihm die Pfoten auf die Schultern legte. Noch immer schwang der Schwanz lebhaft hin und her. Dann leckte Cujo begeistert über Trances Gesicht und zog ihn mit den Vorderbeinen näher zu sich heran.
    Runter, Cujo, flehte Rik, und ihr brach das Herz vor Mitleid, denn sie wusste, Trance würde sie beide erneut abweisen.
    Erstaunlich sanft, aber fluchend schob er das Tier von sich, und sie wappnete sich gegen grausame Worte. Cujo ließ sich aber nicht beirren. Fröhlich sprang sie weiter um Trance herum, schnupperte an seinem Bein und stieß ihn mit einer Pfote an.
    Das konnte Rik nicht länger mit ansehen – konnte die Wölfin nicht vor ihrer Seelenqual schützen.
    Widerstrebend schloss sie die Augen, versank in den finstersten Tiefen von Cujos Bewusstsein und wartete, bis es an der Zeit war, die Bruchstücke ihres Herzens einzusammeln.
    STOCKSTEIF STAND TRANCE DA, während das Tier glück lich um ihn herumhüpfte. Es war größer, als er sich entsann. Vielleicht kam ihm das nur so vor, weil es dunkel war und er im Mondlicht nur die Umrisse des Fells sah – oder vielleicht, weil die Augen glitzerten. Oder vielleicht, weil er nicht sicher war, ob es Riks Wölfin jemals gelingen würde, Freund und Feind zu unterscheiden.
    Daran hatte er vor ein paar Tagen noch geglaubt. Und jetzt hatte sich alles so schnell geändert, dass der Boden unter seinen Füßen schwankte. Niemals hätte er erwartet, Cujo hier draußen im Wald anzutreffen – allein.
    Du selbst hast Rik versprochen, man würde sie nicht gefangen halten.
    Nun drückte das Tier seinen Kopf an seine Hand und schien ihn aufzufordern, es zu streicheln. Plötzlich fühlte er sich mit dem Biest konfrontiert, das seinen Vater kaltblütig getötet hatte – einfach nur, weil es dazu fähig gewesen war. Und da erkannte er, dass seine Angst den zerstörten familiären Bindungen entstammte – um sein Leben bangte er nicht. Mühelos konnte die Bestie ihn überwältigen und zu Boden werfen, seinen Hals zerfleischen. Trotzdem wusste er in seinem Herzen, dass es nicht geschehen würde.
    In den letzten Tagen hatte er das gewünscht und süße Erlösung von der leidvollen Situation ersehnt.
    Natürlich konnte er es dabei bewenden lassen – und verstehen, was die Wölfin getan hatte. Doch das wäre viel leichter, würde er Rik nicht lieben.
    »Du musst die beiden trennen«, hatte Kira ihn ermahnt, »und sie nicht mehr so sehen, wie sie war.«
    Aber Rik befand sich in diesem Geschöpf – das ist Rik, der Teil von ihr, den sie inzwischen angeblich im Griff hatte, aber niemals ganz abschütteln würde.
    Und dann sank er auf die Knie, und das Tier musterte ihn neugierig, nicht sicher, ob er
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