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Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)

Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
Autoren: Sydney Croft
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würde Rik ohne die Angst leben, das Tier könnte jederzeit aus ihr herausstürmen. Sie durfte es in der Gewissheit freilassen, dass es keine Schwierigkeiten machen und ihr den gemeinsamen Körper stets bereitwillig zurückgeben würde.
    Beinahe hielt sie sich für normal. Nur beinahe. Doch das spielte keine Rolle, denn hier war niemand normal. Sogar die Leute ohne übernatürliche Talente besaßen ungewöhnliche Fähigkeiten und führten ein Leben weit außerhalb der Grenzen, die ein normales Dasein kennzeichneten. Deshalb passte Rik ganz gut dazu.
    Jetzt musste sie überlegen, wie sie ihre Zukunft gestalten sollte. Einfach nur leben, das war das Eine – aber glücklich leben? Von Tod und Elend hatte sie genug. Sie wollte möglichst viel lernen, die Welt erforschen, ihre Nase in Bücher stecken und sich alles einprägen, was sie las.
    Sela hatte ihr einen Job in der kryptozoologischen Abteilung angeboten. Das fand Rik sinnvoll, denn hier wurde sie als Kryptid betrachtet.
    Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler bei ACRO war sie der einzige Mensch, der zu dieser besonderen Gattung gehörte. Aber Sela wiederholte, was Dev schon erklärt hatte – Rik konnte ihnen helfen, andere Kryptiden zu entdecken. Diese Arbeit würde ihr einen Lebensinhalt bieten. Und sie musste nicht mehr töten.
    Wundervoll.
    Und doch … So strahlend hell ihr die Zukunft auch erschien – nichts konnte die dunklen Schatten entfernen, die ihr Herz einhüllten. Viel zu schmerzlich vermisste sie Trance, obwohl sie ihm seine Gefühle nicht verübelte. Wie sie sich ehrlich eingestand, hätte die Beziehung zwischen ihnen nicht funktioniert.
    Höchstens, wenn ihre beiden Hälften die Selbstkontrolle jeweils früher gewonnen und ein Vertrauensverhältnis zu Trance aufgebaut hätten. Aber darauf kam es nicht an. Er hasste sie so oder so. Daran vermochte sie nichts zu ändern.
    »Da ist jemand, der dich sehen will«, sagte Kira und trat ein wenig zurück.
    Riks Herzschlag setzte aus. Trance?
    Nein, nicht Trance, sondern Faith – die Frau, die die Wölfin fast getötet hätte.
    Wie ein Schraubstock schnürte wilde Panik Riks Brust zu. O Gott, so viel hatte sie erreicht. Sicher würde ACRO dieser Frau nicht gestatten, Rache an ihr zu üben.
    Offenbar im neunten Monat schwanger, stieg Faith schwerfällig aus einem Golfwagen mit frisiertem Motor, der irgendwann während der Verwandlung vorhin eingetroffen sein musste, und wankte auf Rik zu.
    »Hi, Ulrika«, grüßte sie und streckte ihr die Hand entgegen.
    Zögernd griff Riff danach und staunte über den kräftigen Händedruck. »Keine Ahnung, was ich sagen soll … Tut mir leid – das genügt wohl kaum.«
    Faith lächelte. »So lange habe ich Sie gehasst«, gab sie mit ihrem kultivierten britischen Akzent zu. »Doch ich weiß – Sie sind nicht schuld an jener Attacke. Wir beide müssen genesen. Und Sie brauchen einen neuen Anfang. Den erzielen Sie nicht, wenn Sie sich ständig fragen, wie ich mich rächen werde.«
    »Aber …«
    »Kein Aber, denn ich verzeihe Ihnen.« Faith drückte Riks Hand noch fester. »Bald wird Wyatt meinem Beispiel folgen, das verspreche ich Ihnen. Von uns haben Sie nichts zu befürchten.«
    »Danke.« Das Wort klang rau und gepresst und galt allen Frauen in Riks Nähe. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit fand sie wieder ein Zuhause.
    Plötzlich zuckte Faith zusammen und berührte ihren runden Bauch. »Ich sollte lieber zurückfahren. Jeden Moment kann’s losgehen. Und es wäre nicht besonders klug, mitten im Wald zu bleiben.«
    Ender schnaufte und zog seine Frau liebevoll an sich. »Findest du wirklich?«
    »Gib ihm in meinem Namen eine schallende Ohrfeige, Kira, okay?« Faith verdrehte die Augen, winkte allen Anwesenden zu und schleppte sich so schnell wie möglich zu ihrem Golfwagen.
    »Gehen wir?«, fragte Neema, und Rik nickte.
    Die Security-Leute zerstreuten sich. Nachdem Kira versprochen hatte, sie würde Rik in ein paar Wochen besuchen, schenkte sie Ender ein verführerisches Lächeln und zerrte ihn zwischen die Bäume – nicht, dass sie sich dabei besonders anstrengen musste. Offensichtlich hatten sie lange genug gewartet. Das Frühlingsfieber ließ sich nicht mehr bezähmen.
    Neidisch sah Rik die beiden verschwinden. Eine so innige Beziehung wünschte sie sich mit Trance. Nun, das blieb ihr verwehrt. Aber damit würde sie zurechtkommen.
    In der Tiefe ihrer Seele wusste sie es allerdings besser – das redete sie sich nur ein.

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    WÄHREND DER NÄCHSTEN PAAR
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