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Gespensterjäger in der Gruselburg

Gespensterjäger in der Gruselburg

Titel: Gespensterjäger in der Gruselburg
Autoren: Cornelia Funke
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bringt es irgendwie dazu hineinzusehen. Dann verdampft es.«
    »Hmm!« Frau Kümmelsaft nickte. »Aber diese Methode habe ich vor vielen Jahren mal bei einem Geist angewandt, der ertrunken war – genau wie unsere Baronin hier. Der Spiegel ist zerplatzt, und der Geist hat mich dreimal um sein Schloß gejagt. Mich hat nur gerettet, daß ich es irgendwie in mein spukgesichertes Auto geschafft habe. Eine scheußliche Erfahrung. Ganz abgesehen davon, daß ich von oben bis unten mit Spiegelsplittern gespickt war wie ein Glasigel.«
    »Und der Geist?« fragte Tom. »Was ist mit dem Geist passiert?«
    »Der hat noch drei Kollegen verflüssigt«, sagte Frau Kümmelsaft, »bis ihn der berühmte italienische Geisterjäger Professor Boccabella vernichtet hat.«
    »Und womit?« fragte Tom. »Wie hat er das geschafft?«
    »Mit einer unglaublich gefährlichen Methode«, sagte Frau Kümmelsaft. »Er…«
    Wieder knackte das Funkgerät.
    »Zu Hilfe!« schrie Herr Wurm mit sich überschlagender Stimme. »Zu Hilfeeeee! Sie kommt. Sie koooommt!«
    Tom und Frau Kümmelsaft rannten los.

Auf dem Burghof bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick. Blau leuchtete der Schnee im Geisterlicht der Baronin. Riesengroß war sie geworden nach ihrer Batteriemahlzeit, so groß, daß ihr scheußlicher Kopf über die Burgmauer ragte. Kreischend und johlend preschte sie auf ihrem Pferd hinter den armen Wurms her, die wie aufgescheuchte Kaninchen im Zickzack durch den Schnee rannten. Von Hugo war weit und breit nichts zu sehen.
    »Schnell, Tom, die Pfeife!« rief Frau Kümmelsaft, während sie hastig den Stromwärmewandler von der Schulter zerrte. Die Baronin streckte gerade eine bleiche Hand nach Frau Wurm aus, aber die konnte den eisigen Fingern in letzter Sekunde ausweichen.
    »Verflixt«, murmelte Frau Kümmelsaft. »Der Eisendorn findet keinen Halt. Na, was soll’s? Hey!« rief sie. »Hey, Jaspara, du Scheusal, komm doch hierher! Oder traust du dich etwa nicht?«
    Die Blutige Baronin riß ihr Pferd herum und starrte mit roten Augen auf die beiden Gespensterjäger herab.
    Erschöpft und dankbar für die Atempause plumpsten die Wurms in den Schnee.
    »Waaaas?« heulte Jaspara, während ihr Pferd schnaubend näher tänzelte. »Waaas hat diiie da gesaaaagt?«
     

    »Seit wann bist du schwerhörig?« rief Tom. Todesmutig machte er ein paar Schritte auf das riesige Geisterpferd zu. »Sie hat dich ein Scheusal genannt. Und das bist du ja wohl auch, oder?«
    Endlich hatten seine Finger die kleine Pfeife in seiner Jackentasche gefunden.
    »Hör dir das mal an, Jaspara!« rief er und blies mit aller Kraft in die Geisterpfeife.
    Nichts war zu hören, nicht für menschliche Ohren. Jasparas Geisterpferd aber bäumte sich so wild auf, daß die Baronin den Halt verlor und rücklings in den Schnee plumpste. Tom blies noch mal, und das Geisterpferd galoppierte mit wehender Mähne davon.
    »Jetzt!« rief er.
    Frau Kümmelsaft steckte den Eisendorn notdürftig in den Schnee und schleuderte Jaspara den Stecker des Stromwärmewandlers mit aller Kraft entgegen. Aber diesmal landete er nicht in ihrem Mund, sondern wickelte sich samt Schnur um ihren Hals. Der Eisendorn flog hinterher und baumelte der Baronin wie ein seltsamer Schmuck vor der Brust.
    Langsam, ganz langsam begann der Dorn zu glühen.
    »Iiiihh!« kreischte Jaspara, riß die Schnur mit einem Ruck durch und schleuderte beide Teile in den Schnee. Torkelnd kam sie wieder auf die Beine.
    »Sie ist schon zu stark!« rief Frau Kümmelsaft. »Der Stromwärmewandler wirkt kaum noch.«
    Die Wurms hockten immer noch im Schnee. Entsetzt starrten sie zu der Baronin empor, die mit fiesem Grinsen auf sie zuschwebte.
    »Da!« schrie Tom plötzlich. »Der Wandler hat doch gewirkt! Sie schrumpft! Sie schrumpft wieder zusammen!«
    Und tatsächlich. Die Baronin wurde kleiner. Dampfend schrumpften ihre bleichen Glieder zusammen, während der Schnee um sie her sich in bläulich schimmernden Brei verwandelte.
    »Aaaaah!« kreischte sie wütend, erhob sich in die Luft und schwebte wieder auf die armen Wurms zu.
    »Die WIBEIGEIs!« rief Frau Kümmelsaft. »Schnell, Tom, laß sie raus.«
    Tom riß sich den Rucksack vom Rücken. Die Wurms liefen schon wieder hakenschlagend über den Hof, aber sie konnten sich kaum noch auf den Beinen halten, und die Baronin kam ihnen mit höhnischem Gelächter immer näher.
    »Raus mit euch!« rief Tom und schüttelte den Rucksack. »Raus, ihr kleinen Biester!«
    Das Netz mit den WIBEIGEIs fiel in
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