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Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
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rutschten aus und schlitterten über das Eis, aber er ließ sie nicht los. Schließlich gab sie den Kampf auf. Er schaffte sie in die Luftschleuse und setzte die Pumpen in Gang. Er atmete schwer.
    Als sie im Ionenaustausch-Labor waren, fragte sie: »Es interessiert Sie wohl nicht, weshalb ich dort hinausging?«
    »Oh doch, sehr«, sagte er, fasziniert von ihrer Gesichtsfarbe.
    »Diese Pflanzen«, erklärte sie, »diese Pflanzen müssen einen Katalysator haben, der dem Chlorophyll entspricht.«
    »Chlorophyll verwandelt Sonnenlicht in Pflanzenenergie – Glukose und ähnliches«, erinnerte er sich.
    »Setzen – Eins«, spottete sie. »Aber hier draußen auf Uranus haben wir wenig Sonne. Die Energie muß anderswo herkommen – aus dem gefrorenen Ammoniak – und die rote Farbe deutet auf einen Katalysator hin, der es der Pflanze ermöglicht, Ammoniak in Kernspaltungsenergie umzusetzen.«
    »Der kleine grüne Mann hatte recht«, sagte Engar traurig. »Sobald wir es schaffen, werden wir das Ammoniak von Uranus wegschaufeln und auf die Erde bringen.«
    Chuck Delbert kam vom Beobachtungsposten herunter; er sah sie neugierig an und ging dann durch das Labor zur Arbeiterunterkunft.
    Corinne begann wieder zu fauchen. »Müssen Sie so engstirnig sein? Wenn dieser rote Katalysator Ammoniak in Kernenergie umsetzt, dann gibt uns das vermutlich auch einen Hinweis auf die umgekehrte Reaktion – oder beispielsweise darauf, wie man Nuklearenergie direkt in elektrische Energie umwandeln kann. Wenn Kernenergie vorhanden ist, könnten wir Sonnenlicht entbehren. Es muß einen Weg geben, um Strahlungsenergie auszunützen – und diese Pflanzen geben die Antwort.«
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Sie hätten höchstens noch ein paar Tage gelebt, nachdem Sie die Pflanzen berührt hätten. Selbst wenn die Kernreaktion nur von einer winzigen Masse ausgeht, wäre die Strahlung tödlich – ganz zu schweigen von der Hitze.«
    Ihr Tonfall veränderte sich unerwartet. »Sie wissen, daß diese Pflanzen immer näher kommen. Es ist nur noch eine Frage von Tagen, bis die Strahlung in der Station selbst auf ein Niveau gestiegen ist, das uns in wenigen Stunden zur Aufgabe zwingt. Und was bleibt mir dann? Sie und ich werden unsere Stellungen verlieren. Niemand wird uns Glauben schenken. Ich möchte ein Gegenargument haben – ein Katalysator, wie ihn diese Pflanzen enthalten, wäre genau das Richtige.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte er. »Auch für mich ist das Experiment wichtig – aber keiner von uns beiden hat als Toter einen großen Nutzen.«
    »Und die Sonnenpflanzen? Wir können sie nicht einmal aufhalten.«
    »Doch, ich glaube schon.« Er ging zu seinem Arbeitstisch und sah in den Schrank darunter. »Ja, ich glaube, wir können sie aufhalten. Wir müssen sie aufhalten, wenn wir am Leben bleiben wollen.«
    Die nächste halbe Stunde verbrachte er in der Beobachtungsstation. Er rief Chuck Delbert herauf, damit er ihm half. »Schwingen Sie den Suchscheinwerfer in alle Richtungen«, sagte Engar, »so, als würden Sie die Pflanzen da draußen besprengen.«
    »Er gibt aber jetzt doch gar kein Licht«, erwiderte Chuck.
    Engar nickte. »Oh, doch – infrarotes Licht. Und ich glaube, Sie werden seinen Weg verfolgen können. Fangen Sie gleich an – mähen Sie alles in Reichweite nieder. Es müßte etwa eine halbe Meile sein. Ich muß nach draußen gehen.«
    Er befand sich außerhalb der Kuppel, als die Sonnenpflanzen in Flammen aufgingen. Die langen roten Blätter glimmten in einem bläulichen Feuer, das an tausend Stellen gleichzeitig auszubrechen schien. Die erste Pflanze verbrannte. Ein greller Lichtblitz entstand. Der Wind der Explosion warf ihn beinahe um, und die Hitze war abscheulich. Ein orange-blauer Feuerball stieg auf und dann der bekannte Rauchpilz – alles winzig, wenn man es mit atomaren Explosionen auf der Erde verglich.
     
    *
     
    »Wir hatten Glück«, sagte Engar zu Corinne, als er nach drinnen kam, »daß in jeder Pflanze nur eine Spur von Materie ist.«
    Im Moment saßen sie nebeneinander da und beobachteten durch das Fenster, wie das Feld der Sonnenpflanzen in Feuer und Rauch aufging. Es war wie ein gigantisches Feuerwerk, und Chuck Delbert arbeitete äußerst gründlich. Nach ein paar Stunden war das Strahlungsniveau gesunken. Corinne konnte ihre Maschine wieder benutzen, und Engar leitete das Abzapfen von Nummer Fünf ein.
    Und da tauchte der kleine grüne Mann wieder auf. Seine goldenen Augen waren jetzt fast erloschen,
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