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Geschöpfe der Nacht

Geschöpfe der Nacht

Titel: Geschöpfe der Nacht
Autoren: Gordon R. Dickson
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geworden, aber Rafe konnte die Schritte des Mannes hinter sich durch das Gras streifen hören. Sie überquerten eine Wiese und gingen durch eine Tür, einen kleinen Korridor entlang und in eine sehr große Küche.
    »Setz dich auf den Stuhl da!« befahl der Wächter. Rafe gehorchte dankbar. Er hatte sich die halbe Nacht durch unwegsames Gelände gekämpft, und es tat gut, zu sitzen und die Beine von sich zu strecken.
    »Du siehst mitgenommen aus, Freund«, sagte der Mann unerwartet. »Willst du Kaffee und was zu essen?«
    Rafe nickte. »Recht gern«, sagte er.
    »Wir werden dir was machen. Bleib sitzen. Ich muß vorher noch die Meldung durchgeben. Gib acht, King!«
    Der Schäferhund, der sich auf den sauberen Fliesenboden der Küche gesetzt hatte, war sofort wieder auf allen vieren und starrte Rafe an. Er knurrte nicht mehr, aber er war offensichtlich aktionsbereit.
    Rafe saß still. Nach einigen Minuten kehrte der Wächter zurück. Er trug eine Tasse schwarzen Kaffee und einen Teller mit Rührei, Schinken und einer Scheibe Toast. Er stellte alles vor Rafe, dann brachte er ihm Messer und Gabel.
    »Laß dir’s schmecken«, sagte er. »Bleib aber sitzen und mach keine plötzlichen Bewegungen. King paßt auf.«
    »Keine Sorge«, sagte Rafe.
    Er machte sich über das Essen her. Als er die letzten Bissen in den Mund schob, erschien ein bulliger junger Kerl in der Küche. Er trug ein grünes Hemd, grüne Hosen und gelbe Stiefel.
    »Bring ihn ‘rauf«, sagte er zum Wächter.
    »Wohin?« fragte der andere und kam von dem Stuhl hoch, auf dem er saß.
    »In den Saal«, sagte der Neuankömmling. Er drehte sich um und ging voraus.
    »Komm«, sagte der Wächter zu Rafe.
    Rafe erhob sich. Gefolgt vom Wächter und seinem Schäferhund, ging er den gelben Stiefeln nach, durch den Korridor und zwei Treppen hinauf in eine Halle. Die hohen Wände aus gelber Marmorimitation waren bis auf einen Wandteppich und ein großes Ölgemälde mit dickem Goldrahmen leer.
    Schließlich kamen sie zu einer großen, weit geöffneten Tür, deren ornamentierte Metallflügel vom Boden bis fast zur Decke reichten. Statt vorauszugehen, trat der junge Kerl mit den gelben Stiefeln zur Seite und bedeutete Rafe, er solle allein hineingehen.
    Nach kurzem Zögern ging Rafe weiter. Er hörte seine Schritte verloren durch den Raum hallen. Als er in den luftigen Saal trat, der mit seinen hohen Fensterfronten und dem spiegelglatten Boden an einen Ballsaal gemahnte, fühlte er die leichte Berührung einer anderen Version der Energieausstrahlung. Sofort zog er sich in sein Unterbewußtsein zurück, ohne auch nur in seiner Bewegung zu verhalten.
    Am anderen Ende des Saals waren zehn oder zwölf Menschen in einer zwanglosen Gruppe versammelt, wo seitlich neben einer Plattform mehrere Sessel und Sofas standen. Auf der Plattform war eine Art Thron, der mehr als eine oberflächliche Ähnlichkeit mit Shaitans Thron hatte. Die Leute wandten sich nach ihm um, als Rafe näher kam, und er erkannte auf Anhieb etwa die Hälfte von ihnen.
    Pao Gallot war da. Und Willet Forebringer, steif aufrecht in einem prall gepolsterten Sessel. Zwischen den beiden stand ein Mann namens Elowa Ehouka, der zum Direktorium von Pao Gallots Energiebehörde gehörte. Rafe sah noch einige andere bekannte Gesichter von Politikern und hohen Technokraten, aber seine Aufmerksamkeit wurde ganz von Abner Leesing in Anspruch genommen, der bequem in einem der großen Sessel saß, flankiert von Gabrielle und Martin Pu-Li.
    »Da sind Sie ja, Rafe«, sagte Gabrielle und lächelte ihm zu. »Martin hatte recht. Ab ist derjenige, der alles unter sich hat, und es ist alles großartig – nur haben die Leute draußen es noch nicht begriffen.«

 
15
     
    Rafe schaute Abner Leesing an, der lächelnd seine Hand ausstreckte. Hier, Seite an Seite mit seiner Schwester, war ihre Ähnlichkeit deutlich. Er war schlank und feingliedrig wie sie, mit braunen Augen und braunem Haar, das von seinen Schläfen zurückzuweichen begann. Er hatte einen breiten Mund, der gern lachte, und sein Blick war offen und freundlich.
    »Du also bist der Alte Mann vom Berg?« fragte Rafe, als er ihm die Hand drückte.
    »Ich fürchte«, antwortete Ab. Er blieb sitzen. »Es tut mir leid, daß ihr soviel auf euch nehmen mußtet, Gabrielle und du, aber wir hatten ein schwieriges Stadium erreicht. Ursprünglich dachte ich, daß Gabrielle sicherer sein würde, wenn sie nicht wüßte, was vorgeht, und dann, als du den Entschluß faßtest, dich in die
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