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Geschichte Hessens

Geschichte Hessens

Titel: Geschichte Hessens
Autoren: Frank-Lothar Kroll
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Integration der in Hessen lebenden Zuwanderer. Hier hat das Kabinett Koch 2002 ein Programm zum Erwerb deutscher Sprachkenntnisse für ausländische Kinder im Vorschulalter aufgelegt und bereits im Jahr 2000 – als deutschlandweit einmaliges Gremium – einen
Integrationsbeirat
installiert, der im Zusammenwirken mit der Landesregierung aktuelle Fragen und Probleme der in Hessen lebenden nichtdeutschen Bürger diskutiert und zu lösen versucht. Immerhin verzeichnet Hessen heute mit etwa 745.000 Personen (= 12,4 % der Gesamtbevölkerung) den größten Ausländeranteil aller deutschen Flächenstaaten – «Gastarbeiter» der ersten Generation und Zuwanderer aus Osteuropa ebenso wie Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge und illegale Migranten aus Ländern der Dritten Welt. Frankfurt am Main ist (2004) mit über167.000 Einwohnern nichtdeutscher Herkunft (= 26 % der Wohnbevölkerung) die Stadt mit der höchsten Ausländerquote Deutschlands.
    Auf dem Feld der Kulturpolitik bündelte in den vergangenen Jahrzehnten indes weniger das Land Hessen als vielmehr die Regsamkeit der großen Kommunen und ehemaligen Landeshauptstädte Kassel, Darmstadt und Frankfurt einen erheblichen Teil entsprechender Aktivitäten. Dazu zählen die
Kasseler Musiktage
ebenso wie die
Darmstädter Tage für Neue Musik
oder das
Deutsche Jazzfestival
in Frankfurt am Main. Kassel hat sich darüber hinaus zu einem weltweit beachteten Zentrum der Gegenwartskunst entwickelt. Denn seit 1955 findet hier aller vier bis fünf Jahre die
documenta
statt, die renommierteste und erfolgreichste Ausstellung zeitgenössischer Weltkunst in Deutschland. Auf Anregung von Arnold Bode (1900–1977), Professor für Malerei an der Kasseler Akademie, war das durch alliierte Bomben zerstörte und nur provisorisch instandgesetzte Kasseler
Museum Fridericianum
1955 zu einem Präsentationsort für Werke der vom Nationalsozialismus verfemten künstlerischen Avantgarde hergerichtet worden. Aus der einmaligen Bestandsaufnahme wurde mit den Jahren eine Dauereinrichtung zur gesamten Weltkunst des 20. Jahrhunderts. Sie hat bisher elfmal stattgefunden, kann auf eine enorme Besucherzahl (2002: 650.000) zurückblicken und international beachtete Höhepunkte verzeichnen. Daß darüber hinaus auch kleinere Orte in Hessen zu Mittelpunkten kultureller Großereignisse werden konnten, zeigen die
Bad Hersfelder Festspiele.
Sie wurden 1951 ins Leben gerufen – in einer damals als «Zonenrandgebiet» geltenden, tatsächlich jedoch im Zentrum Deutschlands gelegenen nordhessischen Kleinstadt. Die Ruine der 1761 von französischen Soldaten zerstörten Hersfelder Klosterkirche dient alljährlich als effektvoller Hintergrund für festliche szenische Veranstaltungen, Opern und Konzerte unter freiem Himmel mit inzwischen rund 100.000 Besuchern in jeder Saison.
     
    Hessen – heute und morgen.
Heute, mehr als sechzig Jahre nach Gründung des Landes Hessen, dürfte sich bei den allermeistenseiner Bewohner jenes gesamthessische Empfinden eingestellt haben, das die Gründerväter von 1945 einst angestrebt hatten. Die alten territorialen, überwiegend dynastisch bedingten Grenzen sind durchlässig geworden – wohl auch infolge der während der Nachkriegszeit einsetzenden wirtschaftlichen und sozialen Durchmischungsprozesse und Wanderungsbewegungen. Zur erfolgreichen Formierung dieser «gesamthessischen» Identität haben nicht zuletzt die seit 1961 alljährlich an wechselnden Orten im Land stattfindenden
Hessentage
beigetragen. Die damalige Hessische Landesregierung wollte mit diesem Treffen regional und lokal engagierter Vereine, Gruppen und Organisationen das gemeinsame Landes- und Heimatbewußtsein aller hessischen Bürger stärken. Es sollte – mit den Worten Georg August Zinns anläßlich seiner Festrede zum Ersten Hessentag in Alsfeld 1961 – jenes «neue Staatsbewußtsein» befördert werden, «das aus dem Zusammenschluß der Waldecker, der Kurhessen, der Nassauer, der Darmstädter Hessen und der Bürger der Freien Reichsstadt Frankfurt entstand …, das aus der gemeinsamen Aufgabe, eine neue staatliche Ordnung zu schaffen, entsprungen ist» (Stein 1976, S. 149). Toleranz, Geistesfreiheit und Bürgerstolz – so Zinn damals weiter – sollten die weithin sichtbaren Merkmale des Landes Hessen sein. Man darf, gerade im Rückblick auf die in diesem Buch skizzierten historischen Ereignisse und Entwicklungslinien, mit einiger Zuversicht der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß diese Merkmale auch den
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