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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Fenster geöffnet hatten. Wie erklären Sie sich das? Glauben Sie, dass der Schütze Ihr Fenster schonen wollte?“
    Das Grinsen Berwalds geriet zur Grimasse. „Wer kennt schon die Frauen?“, schoss er ins Blaue.
    „Was trugen Sie denn eigentlich, als die Schüsse fielen? Wenn ich mich nicht irre, war das eine blaue Strickjacke.“
    „Meine Strickjacke? Was wollen Sie jetzt mit meiner Strickjacke?“ Berwald war aufgesprungen. „Sind Sie jetzt total verrückt geworden? Was hat denn meine Jacke mit dieser Sache zu tun?“, schnauzte er unwirsch. „Hören Sie, ich würde das hier jetzt gerne beenden. Ich werde in meiner Firma gebraucht. Da wartet jede Menge Arbeit auf mich. Und Sie machen währenddessen Ihre, einverstanden?“
    „Wir machen unsere Arbeit schon die ganze Zeit. Aber gut“, befand Reichard, nachdem er einen kurzen Blick mit Schönhals gewechselt hatte, „dann kürzen wir diese Geschichte ganz einfach ab. Wir hätten gerne Ihre Jacke mitgenommen. Um sie auf Schmauchspuren zu untersuchen.“
    Als er das entsetzte Gesicht Berwalds sah, nahm auch Schönhals die Abkürzung. „Wir denken nämlich, dass die Schüsse nicht irgendwo von draußen kamen. Geschossen wurde nämlich hier, in dieser Wohnung. Sie haben den Anschlag vorgetäuscht. Um den Verdacht auf Ihre Frau zu lenken und sich damit an ihr zu rächen.“
    „Warum in aller Welt hätte ich das tun sollen?“ Berwald atmete schwer.
    „Vielleicht, weil Sie Ihrer Frau heimzahlen wollten, dass sie Ihnen bis vor Kurzem vorgegaukelt hat, dass Sie der Vater Ihres Sohnes seien? Und nicht, wie wir mittlerweile wissen, Walter Habicht?“
    Nun breitete sich blanke Panik auf Berwalds Gesicht aus. „Aber ich hatte doch gar keine Waffe! Die hatte doch meine Frau. Ich konnte also gar nicht schießen.“
    „Und wie kam dann der Fingerabdruck auf die Patronenhülse? Es wird sich doch herausstellen, dass es der Ihre ist, oder?“
    „Das kann gar nicht sein“, schrie Berwald. „Ich habe doch extra ...“ Erschrocken fasste er sich an den Mund und brach ab.
    „... beim Laden der Pistole Handschuhe getragen?“, vollendete Schönhals mit überlegenem Grinsen den Satz.
    Ein roter Schleier legte sich vor Berwalds Augen. Er schäumte vor Wut, vor Wut über sich selbst, über seine verfluchte Unzulänglichkeit.
    Und mit einem Mal begriff er. Die Szene von damals erschien ihm plötzlich ganz klar vor Augen. Es war schon sehr viele Jahre her. Er war fast noch ein Kind gewesen, vielleicht fünfzehn, sechzehn Jahre alt.
    Er erinnerte sich nicht mehr, woher sein Vater die Waffe hatte. Eines Tages jedenfalls ließ sein Vater während dem Reinigen die alte Beretta auf dem Tisch liegen und verließ das Zimmer. Vielleicht wollte er sich etwas zu trinken holen, vielleicht musste er zur Toilette, wie auch immer. Und er schien nicht zu ahnen, dass er, sein Sohn Wilhelm, zu Hause war.
    Er war also ins Zimmer gekommen und hatte neugierig die Waffe seines Vaters begutachtet. Als er das Munitionspäckchen daneben liegen sah, hatte er es geöffnet und eine der Patronen herausgenommen. Aus reiner Neugier, es hatte ihn einfach fasziniert.
    Nur einen Moment darauf war sein Vater ins Zimmer zurückgekommen. Noch nie hatte Wilhelm Berwald seinen Vater so wütend gesehen. Es war eines der wenigen Male, wo er Prügel von seinem alten Herrn bezogen hatte. Später konnte er seinen Vater verstehen. Der war besorgt gewesen, es könne etwas passieren. Sicher war er auch wütend über sich selbst und seinen Leichtsinn gewesen.
    Vor Schreck über die Wut des Vaters war ihm das halb geöffnete Päckchen aus der Hand gefallen und die Patronen waren über den Teppich gekullert.
Und er hatte die Patronen alle aufgelesen und wieder in das Päckchen zurückgesteckt
.
    Natürlich hatte er sie dabei angefasst.
    Sollte ihn jetzt dieses Ungeschick nach so vielen Jahren überführen?
    Die Melodie der Schwarzwaldklinik holte Berwald in die Wirklichkeit zurück.
    Reichard schaute ungläubig, als Schönhals sein Handy hervorzog. Die Schwarzwaldklinik. Wie passend. Schönhals schien doch nicht ganz ohne Selbstironie zu sein.
    „Schönhals?“, meldete er sich. „Ja, genau, wir sind gerade bei ... bitte? Ist nicht wahr. Wir sind auch so schon fast ... ja, natürlich. Auf jeden Fall. Und vielen Dank. Natürlich hilft uns das weiter. Bis später.“
    Reichard merkte auf. „Gute Nachrichten?“
    Wie durch Watte hörte Berwald, wie Hauptkommissar Schönhals seinem Kollegen berichtete. „Es gibt Neuigkeiten,
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