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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen
Autoren: Claudia Kern
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entstanden kleinere Kampfherde, in denen Gruppen aus Iolair und Söldnern aufeinanderstießen.
    Das Leuchten um Alberich wurde stärker. Es wuchs und wuchs, bildete eine bestimmte Form aus, die immer länger wurde.
    »Nein!«, Laura klammerte sich noch fester an die Brüstung. »Das wird er nicht wagen ...«
     
    Hanin. Er konnte nichts anderes denken als ihren Namen. Er wusste, dass er die anderen verriet, aber ihr Leben ging vor. Diesmal würde er es nicht zulassen, dass jemand seinetwegen das Leben verlor.
    Das Heillager. Eroly. Er wich einem Feind aus, indem er sich in die Luft schwang. Ein Pfeil traf seine Rüstung, blieb zitternd stecken, doch er durchdrang den magischen Schutz nicht.
    »Naburo ...«, murmelte Hanin. »Du darfst nicht ...«
    »Ich muss, Hanin.«
    Naburo hatte das Ende des Kampffeldes erreicht, flog weiter und war dicht vor dem Zugang zu Erolys Heillager. Er hielt inne, sandte seine mentalen Fühler aus und erspürte Hanins Zustand. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Das Blut strömte nur so aus ihr. Er musste stehen bleiben, um sie zu stabilisieren. Gewaltvoll griff er nach der Energie in sich und gab Hanin, soviel ihm möglich war. Naburo hüllte sie in goldenes Heillicht, suchte verzweifelt nach einer nahen Ley-Linie – und fand keine. Mehr konnte er ihr nicht geben. Er spürte, wie die Blutung nachließ. Sie war jung und stark, hervorragend ausgebildet. Sie hatte sich bereits in sich zurückgezogen, er konnte den Klang ihres Geistes nur noch in weiter Ferne wahrnehmen. Sie war die beste aller Assassinen.
    Er rannte weiter, drängte sich in den Zugang, quetschte sich an anderen Verletzten vorbei und erreichte die große Halle.
    »Eroly!«
    »Beschäftigt«, sagte eine junge Frau neben ihm atemlos. Naburo erkannte sie.
    »Gina, hol Eroly!«
    »Sie kann nicht! Lade die Frau da ab und leg ihr einen Druckverband an!«
    »Dann stirbt sie ...«
    Gina sah ihn bleich an, ihr Gesicht war ausgezehrt. »Der nächste Heilelf kommt, sobald er kann, okay? Ich kann nicht mehr für dich tun.«
    Naburo fluchte. Er sah in Hanins Gesicht, aus dem die Farbe wich. Dann drehte er sich um und rannte aus dem Heillager hinaus.
     
    Marcas rauschte durch Rauch und farbigen Nebel. Das Klirren von Waffen und Brüllen der Kämpfenden mischte sich in der Ferne. Sie waren gut zweihundert Schritt von den Ausläufern der Schlacht entfernt, aber der Kampf konnte sich rasch verlagern, und einzelne Bogenschützen lauerten auch weiter draußen.
    Peddyrs Blicke suchten den Boden ab, bis er fand, wonach er Ausschau hielt.
    »Hey ho!«, rief Peddyr. »Siehst du den da unten, Marcas?«
    Ja. Marcas flog tiefer, rauschte dicht über dem Boden entlang und hielt auf die Gestalt mit dem blauen Mal auf der Stirn zu, die vom Kampfgeschehen wegkroch.
    Sie hatten den Verletzten kaum erreicht, da machte sich Peddyr zum Sprung bereit. Er schwang sich von Marcas' Rücken und landete mit beiden Vogelbeinen sicher auf dem Boden.
    Mach zu, Freund, sagte Marcas. Zwei Pfeile flogen über sie hinweg, die zwar nicht ihnen, sondern Iolair-Kriegern auf Greifen galten, aber trotzdem zu dicht dran waren.
    »Ja, ja.« Peddyr stakste auf den Kriechenden zu, riss ihn hoch und zog ihn zu Marcas.
    Der Mann schrie auf. »Meine Schulter ...«, wimmerte er.
    Peddyr sah in sein Gesicht und hielt inne. Er kannte diesen Kerl. War das nicht einer der engsten Vertrauten von Frans? »Rudy?«
    »Ich sterbe ...«, stöhnte der Mensch auf.
    »Ach Quatsch«, sagte Peddyr. »Du blutest ja nicht mal.« Er war sich nicht so sicher, wie er tat, aber Eroly hatte ihm eingeschärft, den Verletzten immer Mut zu machen, egal wie es stand, und sich auf keinen Fall für ihre Schmerzen und Verwundungen verantwortlich zu fühlen, weil ihn das bei seiner Aufgabe behindern würde. Da war es besser, eine Lüge zu riskieren.
    Rudy jammerte vor sich hin.
    Zusammen mit Marcas beförderte Peddyr ihn auf den Rücken des Freundes. Dann flogen sie auch schon ab, hin zum Krankenlager. Das war ihre fünfte Runde.
     
    Rudy schloss die Augen, während die Luft um ihn herumzischte. Der verfluchte Vogeljunge hatte ihn gefunden. Obwohl Verzweiflung in ihm wütete, hatte Rudy sich auf allen vieren von den Kämpfenden entfernt. Sein Überlebenswille war stärker gewesen als seine Schuldgefühle.
    Das sonderbare Tier, auf dessen Rücken ihn der Vogeljunge geladen hatte, wurde langsamer und durchflog eine magische Barriere. Sie erreichten den Vorplatz beim Zugang zum Krankenlager. Zwei Menschen kamen ihnen
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