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Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Titel: Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)
Autoren: Rudolf Nährig
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haben kann, wo seine Frau oder Partnerin es will. Das alles sind Fragen, die sich im Ruhestand nicht mehr stellen.
    Sich einmal nicht sorgfältig glatt rasieren zu müssen, nicht die Haare schneiden und nicht lachen müssen, wenn mir nicht danach zumute ist, sich nicht dauernd verbiegen müssen – das ist schon sehr erleichternd. Wenn mir das »Verbiegen« während meines Berufslebens auch keine Mühe gekostet hat, so ist es doch schön, es nicht mehr beständig machen zu müssen.
    Es gibt auch jetzt viel für mich zu tun. Vielerlei Arbeiten, die ich ebenso gerne mache, wie ich zuvor meinen Dienst im Hotel Vier Jahreszeiten absolviert habe – nur jetzt ohne straffes Korsett. Seien es Seminare, die ich ab und zu abhalte, um mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben, in der Hoffnung, dass es bei Bedarf auch angewendet wird. Mit Sicherheit hat einiges von dem, was ich einst gelernt habe, in der heutigen Zeit keine Gültigkeit mehr, doch höflicher Anstand und ein freundliches, ordentliches Benehmen haben immer Saison. Auch zum Liedersingen wurde ich mehrere Male von Hamburger Gästen gebeten, um etwas zum Gelingen ihrer privaten Feste beizutragen. Meistens ging die Sache gut aus. Und ich habe auch ein paar Zeilen geschrieben, wie man sieht – hoffentlich nicht noch ein Buch mehr in den Regalen, das niemand liest.
Credo eines Kellners
    Durch den hinteren Personaleingang habe ich das Haus betreten und durch dieselbe Tür will ich es wieder verlassen. Ohne großes Brimborium.
    Ich war nie in der großen Welt, die große Welt kam zu mir. Meine kleine Welt war mir immer groß genug.
    Der Herrgott hat mir in meinem Leben und in meinem Beruf vieles aufgezeigt. Was möglich ist, was nicht möglich ist. Was nötig ist, was nicht nötig ist. Was es gibt, was es nicht gibt. Er hat mich durch alle Aufs und Abs, alle Himmel und Höllen in der Hotellerie und Gastronomie geführt.
    Dafür bin ich jeden Tag dankbar. Dankbar für dieses wunderbare Leben.
    Er hat mir Glück geschenkt, mich aber auch vor vielen unglücklichen Zeiten nicht bewahrt. Darum ist, um es mit einem Zitat von Hermann Broch zu sagen, mein Verhältnis zu Gott wie das des Lehrlings zu seinem Chef, der sagt: »So, jetzt bist du bereits in allen Abteilungen gewesen, und morgen machen wir Pleite, damit du auch das lernst.«

O wär ich doch ein Narr!
    Mein Ehrgeiz geht auf eine bunte Jacke.
    William Shakespeare
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