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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung
Autoren: Greg Iles
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die Sicherheit des Systems übernommen. Von diesem Punkt an wird es die letzten Stufen des Verschmelzungsprozesses selbst durchführen. Ich habe einen Plan entworfen, dem es folgen kann.«
    Wie durch eine stillschweigende Übereinkunft erhoben wir uns alle von den Stühlen.
    »Ich habe viele Dinge in meinem Leben erreicht«, sagte die Stimme, und ich wusste, dass das Bewusstsein von Peter Godin noch immer im Innern der Maschine lebendig war. »Darunter waren auch Dinge, die moralisch fragwürdig waren, doch ich möchte, dass man sich meiner für das erinnert, was ich heute getan habe und tun werde. Heute habe ich freiwillig mein Leben und die absolute Macht über die Erde aufgegeben, damit etwas die Welt betreten kann, das reiner ist als ich. Vielleicht nähere ich mich damit zum ersten Mal in meinem Leben dem Wahrhaftigen und Göttlichen. Leben Sie wohl.«
    »Es hat angefangen!«, sagte Ravi Nara mit überraschendehrfürchtiger Stimme. »Das Unmögliche ereignet sich vor unseren Augen! Dualität wird zu Einheit … Yin und Yang sind endlich eins!«
    Ich hatte Ravi Nara nie nach seiner Religion gefragt; ich hatte immer angenommen, dass er Hindu war. Jetzt wollte ich ihn fragen, doch ein Summer unterbrach mich.
    »Was ist das?«
    »Die Tür«, sagte Zach Levin. Er drückte einen Knopf, und auf einem kleinen Monitor an der Wand erschien eine Außenansicht des Prototyp-Komplexes. Es war niemand an der Tür.
    »Eigenartig«, sagte Levin, umrundete die magnetische Barriere und ging zur Tür.
    »Machen Sie nicht auf«, warnte Rachel.
    Ich ging zum Rand der Abschirmung, bis ich die Tür sehen konnte. Als Levin die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, hallte ein leises Krachen durch den Hangar. Levin riss die Hände an den Kopf, und die stählerne Sicherheitstür öffnete sich quietschend nach außen.
    Eine schwarze Silhouette erschien im dunklen Eingang, und ein Arm schoss blitzschnell vor. Levin ging zu Boden.
    »Was geschieht da?«, fragte der Computer mit der Stimme, die auch Godins Neuromodell benutzt hatte.
    Ravi Nara flüchtete hinter die schwarze Kugel. Ich packte Rachel am Handgelenk und rannte zur Tür in der hinteren Wand. Sie führte nicht nach draußen, sondern durch die magnetische Abschirmung zur Kontrollstation des MRI-Raums. Ich schob Rachel durch die Tür und folgte ihr. Als ich mich umdrehte, erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf blonde Haare über einer schwarzen gepanzerten Montur.
    »Geli Bauer«, sagte ich, während ich die Tür hinter mir absperrte und Rachel durch die Kontrollstation weiter nach hinten schob. »Los, in den Keller!«
    Hinter der Kontrollstation führte eine kurze Treppe in den Keller, wo der Godin Four Supercomputer aufgebaut war. Ich war selbst noch nicht dort unten gewesen, doch ich wusste, dassLevins Techniker sich dort verschanzt hielten, und sie waren immer noch im Besitz der automatischen Waffen, mit denen sie General Bauers Truppen zurückgeschlagen hatten.
    Rachel rannte die Stufen hinunter, kehrte dann aber wieder zurück. »Die Tür ist abgesperrt!«, sagte sie.
    Ich rannte nach unten und hämmerte mit beiden Fäusten gegen die Tür aus gepanzertem Stahl. »Machen Sie auf, verdammt!«
    Keine Reaktion.
    »David!«
    Ich rannte die Treppe hinauf und sah Geli Bauer, die zwölf Meter vor uns vorsichtig um die Abschirmung herumspähte. Ich zog Rachel hinter die Plexiglaswand der Kontrollstation und schob sie hinter einigen Computern in Deckung.
    Warum war Geli nicht einfach hereinspaziert und hatte uns erschossen? Sie glaubt, dass wir im Besitz der Sturmgewehre sind, mit denen Levins Leute sich verteidigt haben. Sobald sie erkennt, dass wir unbewaffnet sind, sind wir tot.
    Levin lag in der Nähe des Eingangs stöhnend am Boden, doch er rührte sich nicht.
    »Wo ist sie?«, zischte Rachel aus ihrer Deckung.
    Ich drehte mich zu ihr um und wollte antworten, als ein unsichtbarer Hammer mich gegen die Wand schleuderte. Meine Schulter wurde taub, und mein Gesicht fühlte sich an wie Feuer. Das Geräusch des Schusses schien mich viel später als die Kugel zu erreichen, die die Plexiglaswand zerfetzt und mein Gesicht mit rasiermesserscharfen Splittern übersät hatte.
    Rachel wollte aufstehen, doch ich schob sie zurück.
    Geli kam hinter der Abschirmung hervor und näherte sich vorsichtig quer durch den MRI-Raum. Ihre Pistole zielte unverwandt auf meine Brust, während sie den Blick misstrauisch hin und her schweifen ließ.
    Ich hatte keine Möglichkeit zu fliehen. Ich war
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