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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1]
Autoren: Carl Hanser Verlag
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an, den kleinen Salon mit Rauch zu füllen. Es schien uns beide zu entspannen.
    »Er war ein Frühaufsteher«, sagte Mac.
    »Du meinst, frühmorgens aus dem Bett?«
    »Nein. Nein. Er war auf dem Weg nach oben.« Mac hob die Hände, zog die Augenbrauen zusammen, fuhr dann fort. »Als ich Billy-Boy das letzte Mal gesehen habe, fuhr er einen Benz, aber nicht irgendeinen, sondern einen für fünfzig Riesen. War aber, glaub ich, nicht sein eigener.«
    »Benny Zalinskas?«
    Mac bekam große Augen. Dann fielen die Jalousien runter wie mit Bleigewichten. Er konzentrierte sich wieder auf seinen Job. »Weiß nicht.«
    »Mac, komm schon, du kannst einen wie mich nicht auf den Arm nehmen.«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Vermutlich war’s der vom Bullfrog, er hat’s mir nicht gesagt.«
    »Mo-ment, Mo-ment jetzt mal. Der Bullfrog?«
    »Aye, das ist sein Spitzname. Benny the Bullfrog.«
    Ich lachte. »Netter Spitzname – macht einem schreckliche Angst!«
    Mac grinste, dann verblasste das Grinsen, und seine Miene änderte sich. Mit einem Mal legte sich eine graue Blässe über ihn. Er wurde todernst.
    »Gus, sein ganzer Verein hat ein schlechtes Karma«, sagte er. »Mit denen willst du nichts zu tun haben.«
    »Dann bring mich davon ab«, sagte ich.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin nicht mehr dabei … Himmel, zu meiner Zeit war ein Messer furchteinflößend genug, und heutzutage haben alle Gangs Kanonen, aber mit Bennys Leuten will sich keiner anlegen.«
    »Warum? Du willst mir doch nicht erzählen, er ist eines schönen Tages aus einem Flieger aus Moskau gestiegen, hat mir nichts, dir nichts ein lukratives Revier übernommen, und kein Mensch hat sich getraut, auch nur den Mund aufzumachen?«
    »Es arbeiten verdammt viele Leute für ihn, und er ist sehr einflussreich. Gus – sein Laden hier in Edinburgh ist nur eine kleine Speiche in einem viel größeren Rad.« Mac richtete die Schere auf mich. »Dieser Kerl ist der absolute Hammer, verstehst du?«
    »Wenn du es sagst.«
    »Ich mein’s ernst, halt dich da raus.«
    »Und was erzähle ich Billys Familie? Die haben mir eine Scheißangst eingejagt, also muss man den Mörder von eurem Jungen eben frei herumlaufen lassen? Das geht nicht, Mac. Ich schulde seinem Vater Antworten.«
    Mac hob wieder die Hände und sagte: »Du bist fertig.«
    »Wie bitte?«
    »Das macht fünf fünfzig.«
    »Und was ist mit dem Bart?«

V or Macs Salon lief ich jemandem in die Arme, den ich eigentlich hatte anrufen wollen.
    »Hätte ich mir denken können, dass du früher oder später bei ihm auftauchst. Gehörst du zu der neuen trendigen Kundschaft, auf die es Mac abgesehen hat?«
    »Ach, scheiß drauf, er steht bei mir ordentlich in der Kreide. Was glaubst du denn, wer die Kohle für die Deko hingelegt hat?«
    »Die Deko – mein Gott, langsam wirst du gottverdammt affektiert, Hod.«
    Ein Lächeln. Dann ein lautes Lachen.
    »Das ist Businesssprache. Du kennst mich.«
    »Aye, hast deine Finger überall drin mit Ausnahme der Rohrkrepierer.«
    »Gut gesagt – sei’s drum, was ist eigentlich mit dem Zimmer, das ich dir angeboten habe?«
    Hod war ein guter alter Freund. Einer von denen, zu denen ich den Kontakt verloren hatte, seit ich die Dinge schleifen ließ. Ich muss ihm zugutehalten, dass er die Verbindung nie ganz abreißen ließ und mir sogar anbot, mir aus der einen oder anderen Scheiße rauszuhelfen.
    »Ja, ich bin total begeistert. Gib mir noch ein paar Tage, um alles zu regeln, dann melde ich mich.«
    »Kein Problem.«
    Hod drehte sich um und stakste wie John Wayne durch Macs Tür, die Scharniere auf die Probe stellend. Mac hatte mir mal wieder die kalte Schulter gezeigt. Ich war noch nicht mit ihm fertig, aber bei ihm dauerte es eben immer ein wenig. Er musste das Gefühl haben, dass ich ihn wirklich brauchte, bevor er endlich mit der Sprache rausrückte. Mit etwas Glück hatte ich den Boden bereitet. Typen wie Mac machen sich wahnsinnig gern nützlich, sie können gar nicht anders.
    Ich schlenderte die Princes Street hinunter. Eine verunstaltete Einkaufsstraße wie aus dem Bilderbuch. Es heißt, in diese Kassen fließt mehr Kohle als auf jeder anderen Straße in ganz Schottland. Das ist eine beachtliche Leistung, vor allem wenn man bedenkt, dass es lediglich auf einer Straßenseite Geschäfte gibt. Auf der anderen steht eine gewaltige mittelalterliche Burg mit Kanonen und zerbröckelnden Zinnen. Am Fuß dieses Gemäuers liegt eine Rasenfläche, die wir The Gardens nennen.
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