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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
Autoren: Eric Nylund
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würde er sogar Eunuch werden.
    »Ich freue mich schon darauf.« Er verneigte sich vor ihr. Diesmal aber tiefer und mit größerer Geste als zuvor.
    Amberflaxus versuchte, sich Louis’ Griff zu entwinden, aber er hielt ihn fest.
    Sealiahs Dienerin schlug den hinteren Vorhang für ihre Herrin auseinander. Sealiah trat, gefolgt von dem Mädchen, hindurch und ließ Louis mit seinem Haustier allein.
    Er streichelte dem Geschöpf den Kopf, und es beruhigte sich endlich, kratzte aber immer noch am Ärmel seines Smokings.
    »Elendes Biest«, sagte Louis und schüttelte Amberflaxus kräftig durch. »Hör auf damit, es gibt viel zu tun. Familienangelegenheiten.«
    Der Kater wurde still.
    Warum kümmerte Louis das alles überhaupt? Manchmal dachte er daran, dem großen Satan zu folgen, der die Familien angeekelt vor langer Zeit verlassen hatte.

    Und dennoch, gab es hier nicht ein paar Dinge, denen er noch immer verpflichtet war? Er hatte einst eine Frau, die ihm gleichwertig gewesen war, geliebt, wirklich geliebt. Jetzt hasste sie ihn, aber spielte das eine Rolle? Er hatte bewiesen, dass Liebe für einen wie ihn möglich war. Vielleicht würde der Blitz ein zweites Mal einschlagen.
    Und er musste auch an seine Kinder denken.
    Er trat aus dem Pavillon heraus, ignorierte die Feier und betrachtete die Sterne, die den Nachthimmel über dem Meer erhellten.
    Liebte er Fiona und Eliot? Er war schon dabei zu vergessen, wie er für sie empfunden hatte, als sein sterbliches Selbst sie jeden Tag zur Arbeit hatte gehen sehen. Vielleicht konnte nur ein urindurchtränkter, überflüssiger Fleischklumpen so etwas zu schätzen wissen.
    Hatte er nicht ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Beals Macht einzufangen? Seinen Sohn sogar als Köder benutzt? Waren das die Taten eines »liebenden« Vaters?
    Oder war es ein verzweifeltes Wagnis gewesen, um gemeinsam mit seiner jungen Familie entgegen aller Wahrscheinlichkeit zu überleben … und sie alle zu retten?
    Aber liebte er sie? Wusste er überhaupt, was das Wort bedeutete? Oder zog ihn nur die Macht, die Eliot und Fiona verkörperten, so an?
    Konnte nicht beides, Liebe und Ausbeutung, Seite an Seite bestehen?
    Louis runzelte die Stirn und hörte auf, Amberflaxus zu tätscheln.
    Der Kater stieß seine Hand an und schnurrte.
    Louis mochte für den Rest der Welt der Meister der Täuschung sein, aber er konnte sich selbst nie belügen (das war vielleicht sein größter Fehler). Eine Wahl war unvermeidlich. Eines Tages würde er sich zwischen seiner Liebe zu Eliot und Fiona und dem Wunsch, sie auszunutzen, um die höllischen Clans zu beherrschen, entscheiden müssen .
    Doch das musste er nicht sofort, in dieser Sekunde, tun.
    Louis entdeckte ein Silbertablett, auf dem perlende Champagnerflöten
standen. Er hob ein Glas wie zu einem Trinkspruch und wünschte sich bei seinem Stern – Venus, die den sich verdunkelnden Horizont beherrschte -, dass sein Sohn und seine Tochter zunächst einmal zumindest glücklich sein würden.
    Sollten sie ihr Leben einen Moment lang genießen … bevor die Hölle losbrach.

81
    Vollstreckungsbefehle
    Audrey saß auf einem Klappstuhl, umgeben von ihrer Familie. Sie hatte sich nie elender gefühlt.
    Nicht einmal, nachdem sie sich von Louis getrennt hatte. Nicht einmal, als sie entdeckt hatte, dass er sie überlistet hatte und seine Liebe all diese Monate lang nur ein Spiel gewesen war – dieser Schmerz hier war tausendmal so stark. Louis war so offensichtlich schuldig gewesen. Aber heute musste sie die Unschuldigen verurteilen. Ihr eigenes Fleisch und Blut.
    »Ich habe diesen Schritt nicht leichtfertig unternommen«, flüsterte sie.
    Sie konnte sie alle noch nicht einmal ansehen. Es war so schwer.
    »Gleich, nachdem sie ihren Platz unter uns eingenommen hatten«, sagte sie zu ihnen, »haben Cornelius und ich die alten Kodizes studiert – von der Genesistafel bis zum Pactum Pacis Immortalis. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass uns die Auslöschung bevorsteht.«
    Audrey verabscheute sich dafür, dass sie so schwach klang. Sie musste die Sache dem Anlass entsprechend drängend vortragen. Wenn so viel auf dem Spiel stand, konnte sie sich den Luxus des Selbstmitleids nicht leisten.
    Sie schaute endlich auf, straffte sich und spürte, wie ihre Kraft zurückkehrte.

    Der Rat war in Henrys Grauem Lotoszimmer wieder zusammengetreten.
    Die schmucklosen Betonwände, die niedrige Decke und die nackten Glühbirnen verbargen die Raffinesse dieses Raums. Henry hatte etwas, das einst
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