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Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Titel: Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)
Autoren: Fred Kruse
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einschlugen und sich ihr einfaches, dünnes Kleid mit Blut tränkte. Er sah ihre vor Angst geweiteten Augen ihn flehend anblicken, als sie zu Tode getroffen zu Boden sank.
    Diese grausame Fantasie weckte in Gurian den Mut der Verzweiflung. Ohne nachzudenken, griff er nach der Waffe. Mit der gesamten Wut, die sich in den letzten Jahren aufgestaut hatte, riss er sie dem völlig perplexen Soldaten aus den Händen und schlug sie ihm über den Kopf.
    Als Letztes sah Gurian, wie die schattenhafte Gestalt des Luzaners zu Boden ging. Er rannte, so schnell er konnte, davon und betete, dass der Kerl genauso wenig sein Gesicht gesehen hatte, wie er irgendwelche Einzelheiten in der Dunkelheit erkannt hatte.
    Völlig außer Atem kam er am Abbruchhaus an. Die große Strahlenwaffe umklammerte er noch immer. Er wusste natürlich, dass ihm diese Waffe nicht helfen konnte. Was hätte er mit ihr ausrichten sollen, allein gegen eine ganze Armee kämpfen? Glücklicherweise lief ihm bis zu dem Gebäude niemand über den Weg. Einsam lag es in der Dunkelheit und moderte vor sich hin.
    Gurian beobachtete das Haus und seine Umgebung einige Minuten. Als sich niemand näherte, schlüpfte er durch die zerstörte Eingangstür und stieg die Treppe hinunter. Er öffnete vorsichtig die kaum noch funktionstüchtige Tür, so leise er konnte. Er wollte Nerinia nicht wecken, noch weniger erschrecken.
    Das primitive Lager, auf dem sie schlief, war leer. Ein panischer Schreck durchfuhr seine Glieder. Er konnte doch nicht zu spät sein? Viel weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Es krachte hinter ihm. Ein furchtbarer Schmerz breitete sich von seinem Hinterkopf aus. Funken stieben vor seinen Augen auf. Dann wurde alles schwarz.
     

    ***
     

    Irgendetwas fühlte sich feucht an, feucht und warm. Ein schreckliches Gejammer drang an sein Ohr. Ein Schmerz in seinem Kopf hämmerte schrecklich. Langsam nahm wieder alles Konturen an.
    »Bitte, bitte, Gurian, komm doch wieder zu dir. Ich habe das doch nicht gewollt. Ich wusste doch nicht, dass du es bist«, jammerte Nerinia.
    Sie schmiegte sich an ihn und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Die Feuchtigkeit ihrer Lippen vermischte sich mit den Tränen, die ihm aus ihren Augen ins Gesicht tropften.
    »Ist ja gut, ich lebe ja noch«, brummte er.
    »Jetzt habe ich schon wieder einen Menschen verletzt. Ich wollte das doch nicht. Ich würde dir doch nie etwas tun, aber ich wusste doch nicht, dass du heute Nacht noch einmal kommst und ich dachte, sie kommen mich holen.«
    Gurian sah sich um. Nerinia hatte ihn mit einem einfachen Ast niedergeschlagen. Sie musste ihn sich als Waffe aus dem Wald geholt haben. Der Junge staunte. Seine Freundin besaß wirklich einen ausgesprochenen Lebenswillen.
    Im nächsten Moment erinnerte er sich an sein Vorhaben. Mit wenigen kurzen Sätzen erklärte er ihr, warum er gekommen war. Er drückte Nerinia noch einen Kuss zur Beruhigung auf den Mund und erhob sich unter Ächzen.
    Die nächste Stunde verbrachte er mehr oder weniger fluchend mit der Installation des Tarngeräts. Es musste unter der Decke aufgehängt werden. Die Flugroboter waren nicht in der Lage, Leben in dem Kegel darunter festzustellen. Der Keller würde für sie leer wirken.
    Nerinia saß während der Zeit der Installation wie ein Häufchen Elend auf dem Bett und sah mit schuldbewussten Augen zu Gurian auf. All seine Beteuerungen, dass er ihr den Schlag mit dem Ast nicht übel nahm, nutzten nichts. Als er seine Basteleien beendet hatte, schlang er seine Arme um sie und küsste sie.
    »Ich muss los, bevor die Sonne aufgeht«, sagte er.
    »Bitte bleib bei mir«, bettelte sie.
    »Ich verspreche dir, ich komme, sobald ich kann, und dann habe ich noch eine kleine Überraschung für dich.«
    Gurian lächelte verschmitzt. Er dachte an die Dinge, die Syligan ihn gelehrt hatte.

9
    »Das war das Schönste, was ich bisher erlebt habe«, flüsterte Nerinia.
    Sie stand vor Gurian und sah schräg nach oben aus einem Loch in der Kellerwand, das wenige Zentimeter über der Erdoberfläche den Blick auf ein kleines Stück Himmel freigab. Er hatte seine Arme um ihren Bauch geschlungen und presste sich an ihren Rücken.
    »Du wirst noch schönere Dinge erleben. Wir werden alles miteinander tun, was liebende Menschen miteinander machen. Das verspreche ich dir«, antwortete er.
    »Schade, dass ich deiner Freundin nicht danken kann.«
    »Gib mir noch ein bisschen Zeit. Ich werde sie überzeugen, sie alle. Und dann wirst du mit mir in einem
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