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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2
Autoren: Carl Hanser Verlag
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das ganze Theater, Gus, was geht hier ab?«
    Ich legte ein Handtuch auf den Beifahrersitz, stieg ein.
    »Gus?«
    Der Kopf des Hundes tauchte aus meiner Jacke auf.
    Mac stieß einen Schrei aus. »Meine Fresse! Was ist das?«
    »Noch nie einen Hund gesehen?«
    »Keinen, der einem Kerl aus der Brust schießt, so wie bei John Hurt in Alien, nein, so was hab ich noch nie gesehen!«
    Ich schob den Kopf des Hundes zurück unter meine Jacke. »Mac, mach dir klar, dass er wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben hat.«
    Das kam an, ein Zusammenzucken, das sein breites Grinsen auslöschte. Jetzt gab er Vollgas. Die Reifen kreischten, das volle Programm.
    Ich schlug mir den Handballen an die Stirn, versuchte, auf Touren zu kommen. »Du musst ihn in die Uni-Tierklinik bringen. Die nehmen auch Notfälle an.«
    »Aye, alles klar. Bin schon unterwegs.«
    Der Hund wollte nichts von dem Wasser. Sein Kopf kippte von einer Seite zur anderen, seine Augen waren nur noch Schlitze. »Und vorzugsweise volle Tube, Mac!«
    Durch die Bewegung des Autos drehte sich mir wieder der Magen um.
    »Kotz mir nur ja nicht in die Karre.«
    Der Blutgestank raubte mir in dem geschlossenen Raum den Atem. »Ich fühl mich beschissen.«
    Mac öffnete die Fenster. »Ich werde dich beim Pub absetzen … So wie du aussiehst, solltest du dich sowieso besser nirgends blicken lassen.«
    Dagegen ließ sich nun wirklich nichts sagen.
    Kein Verkehr auf den Straßen; wir waren im Nu dort. Ich legte den Hund auf den Sitz, den ich freigemacht hatte. Er jaulte auf, hechelte wie verrückt, sah dann zu mir auf. Ich legte ihm behutsam eine Hand auf den Kopf. »Viel Glück, Kumpel.«
    Mac trödelte nicht lange herum, sondern raste sofort los und legte eine Gummispur auf den Asphalt. An der frischen Luft fühlte ich mich gleich wieder besser. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi, aber das war ich gewohnt; hätte jetzt einen ordentlichen Schluck vertragen können, um wieder zur Ruhe zu kommen.
    Ein Penner schlief im Eingang des Wall. Ich packte ihn am Kragen und sagte: »Mach ’n Abgang.«
    Grunzlaute, ein bisschen Gemurre. Ich hatte ihn wohl aufgeweckt. »Brauchst du auch noch einen Tritt in den Arsch, oder was?«
    Diese Botschaft kam an. Er torkelte davon, schien eine Menge billigen Fusel intus zu haben.
    Ich musste unbedingt aus diesen Klamotten und unter die Dusche, musste versuchen, die Prellung auf meinem Gesicht zu lindern, deren Anschwellen ich deutlich spürte, auch die übrigen Prellungen, meine aufgeschürften Knöchel und alles andere.
    Aber eins nach dem anderen. Ich knipste das Licht hinter der Theke an und schnappte mir ein Glas. Es war ein Halbliterhumpen, der mir als erstes in die Finger kam. Füllte ihn fast zur Hälfte mit Johnnie Walker. Der Geschmack kam wie ein wiederkehrender Traum. Wenn Leute mich beim Bechern sehen, sagen sie: »Du trinkst das Zeug, als wär’s Tee.« Sie irren sich natürlich. Ich trinke keinen Tee. In letzter Zeit rühre ich sowieso kaum noch etwas anderes an als das hier.
    Ich schenkte nach, ließ einen ordentlichen Schluck auf dem Boden des Glases kreisen. Ballerte es weg wie eine Ladung Schrot und setzte mich dann in Bewegung.
    Ich nahm mir ein paar Barhandtücher und ging ins Männerklo. Das grelle Licht auf den weißen Kacheln stach mir in den Augen und holte mich beinahe von den Beinen. Aber es war dann der Gestank abgestandener Pisse, der mir den Magen umdrehte.
    Als ich am erstbesten Waschbecken stand, betrachtete ich meine Hände. Sie sahen aus wie rohes Hackfleisch. Ich ließ den Blick die Arme hinaufwandern, musterte mein Jackett, mein Hemd. Heilige Scheiße: An mir klebte mehr Blut als in einem Schlachthaus.
    Der Gedanke an die Leiche auf dem Hügel kam wieder hoch, und ich wollte mich nur noch volllaufen lassen, umgehend. So erledige ich meine Angelegenheiten: Problem zeigt seine Fratze – und wird ertränkt.
    Ich zog die Klamotten aus, ließ Wasser ins Becken laufen. Meine Hände zitterten. Ich brauchte einen weiteren Drink.
    Ich schnappte mir die Seife, tauchte die Handtücher ins Wasser. Es war eine billige Seife, und ich brauchte eine ganze Weile, bis ich etwas Schaum bekam, aber wir schafften es. Das Blut wechselte die Farbe von Schwarz zu Rot, während die Seife aufschäumte. Ich ließ das Stück ins Becken fallen und fing an zu schrubben. Nach ein, zwei Minuten war das Blut nur noch rosa Streifen. Ich zog den Stöpsel und spülte die Hände unter dem Strahl der voll aufgedrehten Wasserhähne ab.
    Könnte
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