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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt
Autoren: Len Deighton
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sprachlos: Er verstand es, sie dazu zu bringen, sich wie ein Kind zu fühlen, und das gefiel ihm. »Was wolltest du sagen, Liebes?«
Sie biß sich auf die Lippe und versuchte es noch einmal, diesmal auf andere Art. »In der Nacht, in der du zum ersten Mal zugegeben hast, daß du bei einem geheimen Nachrichtendienst arbeitest, habe ich dir nicht geglaubt. Ich dachte, das wäre nur wieder eine von deinen romantischen Geschichten.«
»Wieder eine?« Er war amüsiert genug, ein Lächeln anzudeuten.
»Du warst doch immer ein Klasse-Spinner, Bret. Ich dachte, daß du dir das alles ausgedacht hättest, um dich für deinen langweiligen Job bei der Bank zu entschädigen.«
Seine Augen verengten sich. Nur dadurch gab er zu erkennen, daß er zornig war. Er senkte den Blick auf den Teppich. Eigentlich hatte er jetzt seine Morgengymnastik machen wollen, aber wenn er das tat, würde sie ihn ununterbrochen dabei nerven, und das wollte er nicht. Er beschloß, sie heute im Büro zu machen.
»Du wolltest sie ausbluten. Ich erinnere mich genau, daß du das gesagt hast, ausbluten. Eines Tages, hast du mir erzählt, würdest du einen Mann im Kreml haben.« Sie wollte ihn erinnern, daß sie einander einst nahe gewesen waren. »Erinnerst du dich?« Ihr Mund war trocken, und sie nahm noch einen Schluck Wasser. »Du hast gesagt, die Briten wären dazu imstande, weil sie noch nicht zu groß geworden seien. Du hast gesagt, sie brächten es fertig, wüßten aber nicht, daß sie es fertigbrächten. Deshalb seist du wichtig für sie, sagtest du.«
Bret ballte die Fäuste in den Taschen seines roten Morgenmantels. Er hörte nicht richtig zu; er hatte es eilig, zu baden, sich zu rasieren und anzukleiden, um dann ein Weilchen mit Kaffee und Toast und der Zeitung im Garten sitzen zu können, ehe der Fahrer kam, ihn abzuholen. Aber er wußte, daß, wenn er sich abwendete oder die Unterhaltung abrupt beendete, ihr Zorn erneut aufflackern würde. »Vielleicht schaffen sie’s«, sagte er und hoffte, sie würde das Thema fallenlassen. Er hob den Kopf und betrachtete das kleine Gemälde, das über dem Bett hing. Er hatte viele gute Bilder – alles Werke moderner britischer Maler –, aber dieses war Bret Rensselaers bestes Stück. Stanley Spencer: Dralle englische Landleute vergnügten sich da in einem Obstgarten. Bret konnte das Bild stundenlang betrachten, er roch das frische Gras und die Apfelblüte, wenn er es ansah. Er hatte das Gemälde viel zu teuer bezahlt, aber er hatte diese englische Szene unbedingt für alle Zeit besitzen wollen. Nikki wußte die Gelegenheit, ein Meisterwerk in ihrem eigenen Schlafzimmer zu bewundern, zu verehren und zu lieben, nicht zu schätzen. Ihr waren Fotos lieber; einst, während eines wilden Streits über die Rechnungen ihrer Schneiderin, hatte sie das sogar zugegeben.
»Du hast gesagt, es wäre dein größter Ehrgeiz, einen Agenten in den Kreml einzuschleusen.«
»Habe ich das wirklich gesagt?« Er sah sie an und blinzelte bestürzt über das Ausmaß seiner Indiskretion ebenso wie über deren Naivität. »Da habe ich dich doch verkohlt.«
»Sag das nicht, Bret.« Es ärgerte sie, daß er so wegwerfend sprechen konnte von der einzigen vertraulichen Unterhaltung zwischen ihnen, die ihr erinnerlich war. »Es war dir ernst. Verdammt noch mal, es war dir ernst.«
»Vielleicht hast du recht.« Er schaute sie an und warf einen Seitenblick auf den Nachttisch, aber nein, da stand kein Alkohol, nur eine Literflasche Mineralwasser. Sie hielt strenge Diät – nun schon seit drei Wochen weder Brot noch Butter, Zucker, Kartoffeln, Teigwaren oder Alkohol. Sie fastete mit erstaunlicher Disziplin. Getrunken hatte sie übrigens nie viel. Alkohol lagerte sich bei ihr sofort um die Taille ab. Gelegentlich ihrer ersten Sicherheitsüberprüfung war in dem Bericht der Infernal Security ihre Abstinenz hervorgehoben worden, und Bret war stolz auf seine Frau gewesen.
Er stand auf und ging um das Bett herum auf ihre Seite, um ihr einen Kuß zu geben. Sie bot ihm die Wange. Es war eine Art Waffenstillstand, aber ihre Wut war nicht besänftigt. Nur unterdrückt. »Wieder ein prächtiger sonniger Tag. Ich werde im Garten Kaffee trinken. Soll ich dir welchen nach oben bringen lassen?«
Sie drehte den Wecker so, daß sie das Zifferblatt sehen konnte. »Liebe Güte! Das Personal kommt doch erst in einer Stunde.«
»Ich bin durchaus fähig, mir Kaffee und Toast selbst zu machen.«
»Für mich ist’s noch zu früh. Ich werde danach klingeln, wenn
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