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Geliebtes Monster

Geliebtes Monster

Titel: Geliebtes Monster
Autoren: Jason Dark
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worden, die sie aus der Masse der Menschen deutlich hervorhoben. Das wußten nur wenige Menschen, und die gesamte Wahrheit kannte sowieso nur Maureen.
    Noch fuhr sie durch eine beleibtere Gegend. Von einer herbstlichen Abendstimmung war hier nicht viel zu sehen. Es herrschte genügend Verkehr, um die natürliche Umgebung durch den hellen Lichtschein der Autos und Reklamen zu stören. Dazwischen lag der feine Dunst wie ein Gespenst, in das die hellen Strahlen der Scheinwerfer hineinbohrten.
    Maureen war etwas nervös. Sie kannte den Grund selbst nicht. Bisher war immer alles glattgegangen. Nichts war geschehen, was sie hätte beunruhigen können. Trotzdem fühlte sie sich nicht sicher. Irgendwann mußte mal etwas schiefgehen, das war einfach das Gesetz der Serie, und gewisse Vorfälle hatte es schon gegeben, die sogar von den Zeitungen aufgeschnappt und aufgebauscht worden waren.
    Auf dem linken Beifahrersitz lag die Schachtel mit den Zigaretten.
    Maureen streckte den Arm aus. Sie schüttelte die offene Schachtel so lange hin und her, bis eine Zigarette hervorrutschte. Sie klemmte sie zwischen die Lippen, zündete das helle Stäbchen an, paffte einige Wolken, wedelte sie zur Seite, bevor sie einen tiefen Zug nahm und den Qualm dann durch die Nasenlöcher nach draußen schickte.
    Normalerweise wäre sie gern zu Hause geblieben. Aber ER wollte nicht.
    Sein Wunsch war für Maureen Gesetz.
    Unmerklich änderte sich die Umgebung. Die Häuser verloren an Licht, auch die Straßen sackten ab in eine graue Düsternis. Industriebauten beherrschten die Gegend. Auch die nahen Themsekanäle waren zu spüren, denn von ihnen wallte jetzt der Dunst dichter durch die Straßen.
    Über einigen Dächern schwebte ein heller Schein. Es gab auch Firmen, in denen am Abend oder in der Nacht gearbeitet wurde.
    Der Bentley glitt weiter. Langsam, wie jemand, der nach etwas Bestimmtem suchte. Er war ein Fremdkörper in dieser Umgebung, die doch mehr von der Armut geprägt wurde. Das Leben schien erstickt zu sein in der grauen Umgebung, die kaum von irgendwelchen Lichtinseln durchbrochen wurde. Die Straßenlaternen schienen sich versteckt zu haben, als wären sie selbst darüber nicht glücklich, das viele Licht zu verteilen.
    Sie ließ die Seitenscheibe nach unten fahren. Wind fauchte in den Wagen und zerquirlte die Rauchschwaden. Ein Lastwagen kam ihr entgegen. Plötzlich war die Straße vor ihr hell. Das Licht der anderen Scheinwerfer erfaßte auch den Bentley, und Maureen dachte daran, in einem Käfig zu sitzen.
    Die Helligkeit verschwand. Maureen war wieder allein. Hinter sich hörte sie das Grunzen und Schmatzen.
    ER wurde unruhig.
    Die Frau warf einen Blick in den Innenspiegel. Eine Bewegung sah sie nicht auf der Rückbank. Da hielt sich ihr Begleiter schon an die Regel.
    Und sie sprach ihn an, ohne sich umzudrehen. »Wir sind gleich da. Dann wird es uns bessergehen.«
    Das Schlürfen ließ erkennen, wie zufrieden ER war.
    Sie stoppte an einer Kreuzung. Einen Moment mußte sie warten, dann fuhr sie nach links in die schmale Straße mit dem aufgerissenen Kopfsteinpflaster, sah die Fassaden der alten Bauten wie Reste aus einer längst vergangenen Zeit. Sie schaute in die düsteren Schlünde irgendwelcher Einfahrten, fuhr vorbei an billigen Kneipen und Kaschemmen und wußte, daß sie es bis zum Ziel nicht mehr weit hatte.
    Sie drehte den Kopf, als sie wieder Unruhe aus dem Fond hörte. »Es geht in Ordnung. Es ist alles gut. Wir sind gleich da. Ich weiß ja, was in dir vorgeht…«
    ER verstummte wieder.
    Maureen Wilder wischte sich über ihre Stirn. Die Nervosität war nicht gut, und sie wußte auch selbst nicht, wie es dazu gekommen war, denn sie selbst hatte dazu nichts beigetragen. In ihr steckte eine düstere Vorahnung, und wenn es direkt nach ihr gegangen wäre, dann hätte sie sofort kehrtgemacht und wäre wieder verschwunden.
    Das konnte sie IHM nicht antun.
    Der Schlachthof war bereits durch das offene Fenster zu riechen.
    Maureen mochte ihn nicht, aber sie konnte ihm auch nicht entwischen.
    Hin und wieder mußte sie einfach herfahren.
    Hinter ihr bewegte sich ER. Er turnte auf dem Sitz herum. Ein Schatten war zu sehen. Für einen Moment erkannte sie ihn ihm Innenspiegel, und Maureen zischte einen Befehl. Das für einen winzigen Moment aufgetauchte, unförmige Etwas verschwand wieder und war auch in den folgenden Sekunden nicht mehr zu sehen.
    Das schlechte Pflaster blieb. Ein Schild leuchtete wie bleiches Fett. Es wies auf den
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