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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben
Autoren: Mary Scott
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einleben und Gefallen daran finden.« Das war Unsinn, wir wußten es beide.
    Ziemlich hoffnungsvoll fragte
ich: »Aber können wir das Schulgeld bezahlen? Es ist schrecklich teuer, und die
Kinder wachsen ständig aus den Kleidern.«
    »Wir müssen damit fertig
werden. Ich fürchte, es bedeutet, daß wir dieses Auto noch ein Jahr fahren
müssen. Ist das sehr schlimm?« Auf eine solche Bemerkung kann eine Ehefrau nur
eine Antwort geben, und die gab ich. Es half nichts, darauf hinzuweisen, daß
wir den Wagen schon gebraucht gekauft hatten, und zwar vor einigen Jahren. Er
wurde allmählich ziemlich eigenwillig.
    Am nächsten Morgen kam Sam und
trug zu der allgemeinen schlechten Stimmung noch bei.
    »Larry ist ganz aufgebracht
wegen dieser Schulgeschichte. Sie glaubt, Christina wird unglücklich sein. Ist
natürlich absoluter Unsinn. Ich sagte ihr... «
    »Daß sie eine Woche Heimweh hat
und es dann herrlich findet«, fuhr ich gehässig fort, und die beiden Männer
tauschten verdutzte Blicke. Hastig wechselte Sam das Thema. »Ich nehme an, sie
werden sich freuen, wenn Tante Kate kommt. Sie versteht es mit den Kindern. Das
hat sie immer gut gekonnt.«
    Ich fühlte mich unglücklich und
war entschlossen, bei allem das Schlechte zu sehen. »Ich meine eher, sie wird
nach ihrem ruhigen Leben in der Stadt einen Schock bekommen.«
    »Ein schreckliches Leben. Meine
Großmutter war ein viktorianisches Überbleibsel, und Kate war ihr jahrelang
ausgesetzt. Keinerlei Freiheit oder Vergnügen.«
    »Na ja, das wird sie hier
bekommen, wenn sie es vertragen kann«, kommentierte ich verdrießlich.
    »Oh, sie wird es vertragen.
Kate ist ein phantastisches altes Mädchen. Du wirst sie mögen.«
    »Larry scheint sie zu mögen.«
Bei mir war ich ziemlich vom Gegenteil überzeugt.
    »Ja. Sie haben eine richtige
Zuneigung zueinander gefaßt, obwohl sie nur selten zusammen waren. Komisch,
denn es gibt wohl selten zwei so verschiedene Menschen.«
    Ich fragte vorsichtig: »Ist sie
deiner Mutter irgendwie ähnlich?« (Keiner von uns mochte Mrs. Lee.)
    »Kein bißchen. Das absolute
Gegenteil, äußerlich, der Charakter, der Sinn für Humor, alles. Du würdest nie
glauben, daß sie Schwestern sind.«
    Na ja, das war wenigstens
etwas.
     
    Miss
Fletcher kam in der folgenden Woche an, und obwohl ich darauf vorbereitet war,
war ich entsetzt, als ich sie sah. Sam hatte recht; unglaublich, daß sie und
die elegante Mrs. Lee dieselben Eltern hatten. Kate Fletcher war häßlich, ihre
Kleider schrecklich. Selbst in ihrer Jugend hätte man mit ihrem Gesicht wohl
wenig machen können, und damals hat man das auch noch gar nicht versucht. Sie
war groß und eckig, und in dieser Zeit der langen oder sehr gepflegten Haare
war das ihre kurz geschoren wie bei einem Mann. Es war grau, dick und drahtig,
und wenn sie nachdachte, fuhr sie mit ihren Fingern durch, so daß es aufstand
wie ein Hahnenkamm. Sie hatte einen großen freundlichen Mund, und ich glaube
nicht, daß sie je etwas von einem Lippenstift gehört hatte. Sie besaß noch ihre
eigenen Zähne, die groß waren und leicht vorstanden. Ihre Augen waren am
gewinnendsten; sie waren so dunkelgrau, daß sie manchmal schwarz aussahen. Es
war unmöglich, etwas zu tun, damit sie gut aussah. Miss Fletcher hatte sich
schon früh damit abgefunden, eine unscheinbare Frau zu sein.
    Ich hatte mich gefragt, wie sie
Larrys Tiersammlung ertragen würde, doch als ich sie im Garten sitzen sah,
umringten sie alle, und sie schien sich dabei wohl zu fühlen. Der alte
Neufundländer Mouse hockte zu ihren Füßen und sah sie mit unverhohlener und erstaunlicher
Bewunderung an. Das kleinste Spanielbaby kaute vergnügt an der Lasche ihres
großen viereckigen Schuhs, und Miss Fletcher lächelte, als sie die Hausziege
Marilyn beobachtete, wie sie den Gartenzaun erkletterte. Sie mochte
offensichtlich Tiere genauso gern wie Kinder, und das war gut so, denn von
beidem würde sie umgeben sein.
    Ihr Lächeln wurde grimmig, als
sie mich grüßte, und ich dachte: >Sie jagt mir eigentlich Furcht ein;
scheint völlig durch einen hindurchzusehen<; aber es folgte schnell Erleichterung,
als ihr Blick versöhnlicher wurde.
    Ich begann nervös: »Ist es
nicht komisch für dich, zwischen all diesen Tieren zu sitzen? In der Stadt hast
du sicher kaum welche gehabt, oder?«
    »Gar keine, doch ich wünschte
mir immer Haustiere. Einmal hatte ich ein Kätzchen und taufte es Charles. Aber
es stellte sich heraus, daß es eine Charlotte war, und meine Mutter
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