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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
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die Höhle des Löwen zu stecken! Damit lieferte er den Klatschmäulern Futter und ergänzte den Artikel in The Mayfair Lady mit pikanten Details, die bis zum Abend in aller Munde sein würden. In der Fleet Street würde man so oder so Wind von der Sache bekommen. Falls Presseleute zugegen gewesen waren, würde es für sie ein gefundenes Fressen sein. Seine Wut und sein Verlangen, sich an dieser arroganten, beleidigenden, unmöglichen Person zu rächen, hatten ihn geblendet. Wie hatte er je daran denken können, sie zu seiner Frau zu machen? Wahnsinn ... purer Wahnsinn.
    Jetzt musste er sich auf die Schadensbegrenzung konzentrieren. Gegen Constance zu wüten, hatte im Moment wenig Sinn. Er würde sie stellen, und es würde eine Abrechnung geben, im Moment aber musste er einen klaren Kopf bewahren.
    Er warf den Motor an, stieg ein und fuhr zurück zum Manchester Square, wo er auf der anderen Seite der Grünfläche dem Duncan-Haus gegenüber parkte. Falls jemand zufällig auf den Platz blicken sollte, bot ihm eine ausladende Eiche in vollem Laubkleid ausreichend Deckung, während er das Kommen und Gehen in Nummer 10 ungehindert im Auge behalten konnte.
    Er sah kurz nach eins Lord Duncan in der Familienequipage fortfahren, und es wurde fast zwei Uhr, ehe eine Droschke Constance vor der Tür absetzte. Inzwischen glühte er vor Zorn. Es hatte zu regnen aufgehört, doch sein wasserdichter Mantel war noch immer durchnässt, und vom nassen Verdeck über ihm troff Regenwasser, das in seinen Hemdkragen und über seinen Rücken lief.
    Er stieg aus und lief über die Grünfläche, ohne die Wirkung der Pfützen und des nassen Grases auf seine einst blanken Schuhe zu beachten, dann stieg er die Stufen zur Haustür hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Diesmal ließ er den Finger darauf, bis ihm geöffnet wurde.
    »Mr. Ensor.« Jenkins sah ihn und den Finger, der noch immer auf dem Klingelknopf ruhte, schief an.
    »Ich sah, dass Miss Duncan vor einigen Minuten nach Hause kam«, sagte Max brüsk und drängte sich am Butler vorbei in den Flur. »Wo ist sie?«
    »Sie ist beim Lunch, Sir.« Jenkins' Blick huschte unwillkürlich zur Tür des kleinen Familienesszimmers, in dem die Damen speisten, wenn sie allein waren.
    »Dann hat sie gewiss nichts dagegen, wenn ich eintrete.« Max bedachte ihn mit einem Nicken und schritt an ihm vorüber zur Esszimmertür. Ausnahmsweise aus der Fassung gebracht, lief ihm Jenkins unter protestierendem Gemurmel hinterher.
    Max riss die Tür auf und blieb stehen. Die drei Schwestern starrten ihn an, von seinem abrupten Erscheinen zu verwirrt, um zu reagieren. »Constance, ich möchte dich sprechen«, sagte er. »Bitte, lassen Sie uns allein.«
    »Wir sind beim Lunch«, protestierte Prudence. »Sie können uns nicht aus unserem eigenen Esszimmer werfen.«
    »Tatsächlich, Prudence, kann und werde ich das tun. Bitte, gehen Sie mit Chastity hinaus.« Das höfliche >Bitte< trug nicht dazu bei den Befehl zu mildern.
    Constance stand auf. »Es ist nicht nötig, meine Schwestern zu stören. Wir gehen in den Salon. Dort sind wir allein.« Sie lief an ihm vorüber, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Dabei hatte sie das Gefühl, von ihm würde eine so große Hitze ausgehen, dass man ihn nicht berühren konnte. Ihr Herz klopfte unangenehm heftig, ihre Hände waren plötzlich klamm. Sie vermied es auch, ihre Schwestern anzusehen, da sie wusste, sie würden ihr unbedingt beistehen wollen, hätten sie geahnt, welcher Aufruhr in ihr herrschte.
    Max folgte ihr und überließ es Jenkins, die Esszimmertür zu schließen.
    »Jetzt fließt Blut.« Prudence erhob sich halb von ihrem Stuhl, um sich sofort wieder zu setzen. »Ich glaube, wir sind überflüssig.«
    »Wir werden später sauber machen«, sagte Chastity mit bemerkenswerter Ruhe, wie ihre Schwester fand. Sie lächelte Prudence zu. »Keine Angst, Prue. Es musste so kommen, wenn Max und Con je klar werden soll, dass sie einander lieben.«
    »Letzte Woche hätte ich dir Recht gegeben«, sagte Prudence. »Nun bin ich der Meinung, dass das alles zu weit ging. Con drohte doch tatsächlich, ihn aus einer Versammlung handgreiflich hinauszuwerfen. In aller Öffentlichkeit. Jetzt ist alles aus dem Ruder gelaufen.«
    »Ach, so pessimistisch bin ich nicht.« Chastity schnitt ein Stück Zitronenbaiserkuchen ab. »Beide sind extreme, leidenschaftliche Menschen. Sie werden einander so heftig verabscheuen, wie sie einander lieben. So wird es immer sein. Man kann nur hoffen,
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